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Albert Speer

Teufelspakt mit dem Führer des Dritten Reiches

AutorKarl-Wilhelm Rosberg
VerlagTWENTYSIX
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl292 Seiten
ISBN9783740776305
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Albert Speer war Rüstungsminister und Architekt Adolf Hitlers. Als bürgerlicher Akademiker schloss er sich dem Nationalsozialismus an und machte als enger Vertrauter Hitlers eine außergewöhnliche Karriere. Im Nürnberger Prozess konnte er dem Gericht glaubhaft machen, immer nur seine Pflicht getan zu haben und von den Verbrechen des Nationalsozialismus nichts gewusst zu haben. Speer wird in dieser Biografie erstmals in die Ereignisse und Schrecken des Dritten Reichs gestellt. Anhand aktueller Forschungsergebnisse wird der Frage nachgegangen, wer Speer wirklich war, der einen Teufelspakt mit dem Führer des Dritten Reichs, Adolf Hitler, einging. Eine Darstellung des Endes der Weimarer Republik, des Aufstiegs des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und des Absturzes eines Regimes zusammen mit dem deutschen Volk.

Karl-Wilhelm Rosberg stellt historische Ereignisse und Persönlichkeiten in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen vor. Er orientiert sich dabei an historischen Fakten und bestehenden Analysen, bereitet die Themen gut gegliedert auf und schildert Geschichte, die immer auch bis in unsere heutige Zeit wirkt spannend und unterhaltend.

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Leseprobe

Zeitgeschichtlicher Hintergrund und ein Erlebnis auf der Berliner Hasenheide


Es ist Januar 1931. Albert Speer lässt sich von Studenten der Technischen Hochschule Berlin, an der er – gerade einmal 25 Jahre alt - als Assistent für das Lehrgebiet Architektur bei Professor Heinrich Tessenow tätig ist, überreden, an einer Veranstaltung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, der NSDAP, teilzunehmen. Adolf Hitler soll sprechen. Die NSDAP hat vor gut vier Monaten bei den Reichstagswahlen 103 Sitze errungen und gilt als die kommende politische Kraft in Deutschland. Albert Speer erinnert sich noch gut, dass sein Vater, ein namhafter Architekt in Heidelberg, ganz aufgebracht war und nichts Gutes auf Deutschland zukommen sah.

Jetzt also wird Albert Speer – alles weitere berichtet er in den „Erinnerungen“ - diesen Mann auf der Berliner Hasenheide, in einem ziemlich herunter gekommenen Bau im beliebten Berliner Volkspark, einmal persönlich erleben. Es ranken sich schon viele Einschätzungen um Adolf Hitler, positive und negative, je nachdem, auf welcher Seite man steht.

Albert Speer ist ein noch junger, bisher nicht sonderlich erfolgreicher Architekt und vollkommen unpolitisch, wie er sagt. Er hat es bisher lediglich zu ein paar völlig unbedeutenden Aufträgen kleinerer Häuser, sowie Garagenanbauten an Berliner Villen gebracht und genießt das mit 300 Reichsmark monatlich durchaus auskömmliche Assistentendasein an der Berliner Technischen Hochschule. So nimmt er bei dieser Veranstaltung vor allem die Atmosphäre in dem überfüllten Saal wahr. Es sind überwiegend Studenten anwesend, auch einige Professoren, als Adolf Hitler das Rednerpult betritt.

Speer ist überrascht. Er hat einen martialisch wirkenden Mann in Parteiuniform erwartet, der wie ein Herrscher auftritt. Hitler ist das genaue Gegenteil. Er trägt einen gut sitzenden dunkelblauen Anzug, ist freundlich zu seinen Zuhörern, spricht leise, etwas stockend und doziert zunächst über die Zustände in Deutschland. Eine so große Nation im Herzen Europas, die es nach der Hyperinflation und der jetzigen Depression schwer hat, sich zu entfalten. Das Land ist immer noch gedemütigt von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs durch den Versailler Vertrag. Dabei wird lügenhaft immer noch behauptet, Deutschland sei Schuld an diesem schrecklichen Krieg, den er persönlich von der ersten bis zur letzten Minute als Soldat erlebt hat.

Es stimmt einfach nicht, dass Deutschland diesen Krieg begonnen hat, alle wollten diesen Krieg, vor allem Frankreich mit seinen Rachegefühlen bezüglich Elsass Lothringens und den Visionen von seiner Grenze am Rhein. Es stimmt auch nicht, dass Deutschland diesen Krieg verloren hat. Wenn überhaupt, so hat Frankreich verloren, da deutsche Truppen tief in Frankreich standen, als es den Krieg beendet hat. Nie hat ein feindlicher Soldat auf deutschem Boden gestanden. Ungeachtet dessen – und wegen des nationalen Verrats der damals regierenden Sozialdemokraten – wird Deutschland besetzt, ausgeraubt und zu Reparationszahlungen ungeahnten Ausmaßes verurteilt. Eine namhafte Armee ist dem Land nicht erlaubt und die heutigen Politiker, allesamt Versager, dulden dies, wie die Lämmer. Es wird allerhöchste Zeit, damit jetzt Schluss zu machen. Er werde als Erstes diesen Schandvertrag zerreißen, wenn seine Partei an die Macht kommt.

(1) Hitlers Rede auf der Hasenheide

Die Rede löst Begeisterungsstürme aus. Hitler hat sich mittlerweile in Rage geredet. Wie ein Stakkato kommen jetzt die Sätze von ihm und er wird von der Begeisterung seiner Zuhörer nahezu getragen. Auch Albert Speer ist angetan. Stimmt das alles etwa nicht, was Hitler mit so großer Klarheit vorträgt? Speer ist nach der Veranstaltung wie betäubt, erinnert er sich. Er wird wenige Tage später einen Aufnahmeantrag bei der NSDAP einreichen und die Mitgliedsnummer 474.481 erhalten. Speer sagt später über dieses Ereignis, „er sei nicht der Partei beigetreten, sondern habe sich Hitler angeschlossen. Hitler habe ihn ergriffen, bevor er begreifen konnte.“

Was wäre einem jungen, gut bürgerlichen Architekten, wegen dieses Schritts aus heutiger Sicht vorzuwerfen? Wirklich objektiv betrachtet, rein gar nichts. Im Januar 1931 sind die Verhältnisse in Deutschland, wie beschrieben, in jeder Hinsicht katastrophal: politisch, sozial und wirtschaftlich. Das Land ist innerlich zerrissen in seiner ersten Demokratie auf deutschem Boden nach der Weimarer Verfassung. Sozialdemokraten, Kommunisten, Deutsch- Nationale und Kaisertreue liefern sich einen permanenten Kleinkrieg gegen die Konstitution des Landes. Ein altehrwürdiger Reichspräsident und ehemaliger, bei national Gesinnten, fast schon angebeteter Generalfeldmarschall - der Sieger von Tannenberg - Paul von Hindenburg, der sich als Übergangskaiser und Platzhalter fühlen mag und ein Verfassungsverständnis wie im Kaiserreich hat, legt die Verfassung extrem restriktiv aus, löst zum Teil in

(2) Paul von Hindenburg

Monatsabständen das Parlament auf und regiert mit Notstandsgesetzen in einem Präsidialsystem gegen das Parlament, mit ihm genehmen Politikern in einer unvorstellbar langen Kette von Reichskanzlern: Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller, Konstantin Fehrenbach, Joseph Wirth, Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, Wilhelm Marx, Hans Luther, Hermann Müller, Heinrich Brüning, Franz von Papen, Kurt von Schleicher und erst 1933 Adolf Hitler. Die Reichskanzler und ihre Minister drücken sich teilweise mehrmals im Jahr, auch wiederholt, die Klinke in die Hand.

Wer in Deutschland kann diese Demokratie, angesichts der praktizierten Verfassungswirklichkeit, noch ernst nehmen. Ist es da nicht ein Leichtes, für einen begnadeten Demagogen, wie Adolf Hitler, diese Zustände in seinen Reden ins Lächerliche zu ziehen und den Menschen, stabile Verhältnisse zu versprechen, sollte er einmal an die Macht kommen. Deutschland ist formell eine Demokratie, aber ohne Demokraten, wird behauptet. Tatsächlich gehen die Menschen zu den Wahlen, demokratische Gesinnung fehlt aber der Führungselite, allen voran dem Reichspräsidenten, Paul von Hindenburg, der sich um Wahlergebnisse nicht kümmert und die Rechte des Parlaments mit Füßen tritt.

Die Rede Hitlers auf der Hasenheide ist als Mitschrift erhalten. Ungeachtet der nachvollziehbaren Argumente zur Lage Deutschlands, spricht Hitler aber auch von „verkalkter Gesellschaftsstruktur“, von „Minderwertigen“ und „Untermenschen“, von notwendigem „Lebensraum für das deutsche Volk“, vom „Kampf der Völker“, vom „Schwert, das man gebrauchen müsse“ und vom „Rassenstaat“. Speer hat das alles gehört, erwähnt es aber nicht und ist „ergriffen“?

Wer es will, kann das Programm Hitlers 1931 durchaus zur Kenntnis nehmen, indem er das in Hitlers Landsberger Haft verfasste Buch „Mein Kampf“ liest. Aber wer tut das schon?Wer setzt sich in bewegten Zeiten hin und liest eine Kampfschrift von über 800 Seiten, dessen Lektüre jeden schon nach den ersten Kapiteln anwidert. Man braucht nicht Intellektueller zu sein, um dieses Buch als Machwerk und Hetzschrift eines Halbgebildeten, gespickt mit Plagiaten und Vorurteilen, zu erkennen. Hitler selbst sagt zu Speer einmal, er würde es so nicht noch einmal schreiben und Hermann Göring gibt zu, er hätte das Buch nie gelesen. Auch Speer sagt später, dass er aufgrund dieser Aussagen kein schlechtes Gewissen hatte, wenn er es auch nur ganz flüchtig einmal durchgeblättert haben will, ohne den Versuch zu unternehmen, es inhaltlich nachzuvollziehen.

(3) Hitlers Kampfschrift

Heute sagt der mentalitätsgeschichtliche Forscher, Hans Glaser, dieses primitive Handbuch für Hetzparolen, sei nur deshalb so erfolgreich gewesen, weil es der Mentalitätswirklichkeit in weiten Kreisen des Volkes entsprach. Dieses sei in Jahrzehnten auf die Herrschaft „niederer Dämonen“ - eine Formulierung von Ernst Niekisch - vorbereitet worden, durch genau belegbare kollektive Erziehung und Verdummung. Er sieht diese Volksverdummung als Werk aller staatlichen Einrichtungen und nimmt kaum eine Organisation von seiner Mentalitätskritik aus: Parteien, Militär, Universitäten, Schulen, Kirchen, Intellektuelle und die Gesellschaft allgemein. Sie alle tragen Verantwortung dafür, dass der deutsche Geist („der Dichter und Denker“, Anmerkung des Verfassers), völlig entkernt worden ist und die verbliebenen leeren Hülsen, neu gefüllt werden konnten mit gegenteiligen, „verkehrten Werten“.

Nur so konnte es zu einem Kulturbruch, ausgerechnet in Deutschland – mitten in Europa – kommen. Das Buch „Mein Kampf“ bewertet Glaser als Handbuch für den so vorbereiteten, abgründigen deutschen „Spießer“ und er vertritt die vermeintlich paradox klingende Auffassung, das Buch sei auch deshalb so erfolgreich gewesen, weil man es gar nicht mehr lesen musste. Eine wahrhaft weit gehende Fundamentalkritik an der deutschen Mentalität dieser Epoche, die selbst dann nachdenklich stimmt, wenn man sie auch nur teilweise in dieser Form für berechtigt hält. In jedem...

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