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Die Fragebogen-Methode

AutorHans Dieter Mummendey, Ina Grau
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783840919480
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR

Die Fragebogen-Methode ist ein universell anpassungsfähiges Verfahren zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften, sozialen Einstellungen und Einstellungen zur eigenen Person. Das Buch beschreibt die Methode der Konstruktion klassischer Fragebogen, ihre Anwendung in verschiedenen Bereichen der Psychologie und die Probleme der Erfassung von Persönlichkeits-, Einstellungs- und Selbstkonzeptmerkmalen mittels Selbstbeschreibungsbogen. Die einzelnen Schritte der Fragebogenkonstruktion werden detailliert dargestellt und anhand eines ausführlichen Beispiels veranschaulicht.

Neu hinzugefügt wurde in dieser 5., überarbeiteten und erweiterten Au.age u. a. ein Kapitel über die kognitiven Prozesse bei der Fragebogenbeantwortung, wie die Interpretation der Items, Prozesse der Urteilsbildung und des Erinnerns. Weitere Kapitel befassen sich mit sprachlichen Problemen und Antwortstilen, z. B. mit Antworttendenzen, insbesondere der Neigung, sozial erwünscht zu antworten, und mit Möglichkeiten der Kontrolle Sozialer Erwünschtheit.

Die Autoren

Prof. Dr. Hans Dieter Mummendey, geb. 1940. 1959-1963 Studium der Psychologie in Köln und Bonn, danach Wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Bonn und Mainz. 1965 Promotion. 1970 Habilitation. 1971-1974 Wissenschaftlicher Rat und Professor am Psychologischen Institut der Universität Düsseldorf. Seit 1974 Professor für Sozialpsychologie an der Universität Bielefeld.

PD Dr. Ina Grau, geb. 1966. 1985-1991 Studium der Psychologie in Marburg. 1991-1996 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Fachbereichen Psychologie und Medizin in Marburg. 1994 Promotion. 1996-2007 Wissenschaftliche Assistentin bzw. Oberassistentin an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. 2002 Habilitation. Seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie an der Universität Bonn.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort zur 5. Auflage
  2. Aus dem Vorwort zur 1. Auflage
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. 1 Zur Begründung, dem Fragebogen eine eigene Darstellung zu widmen
  5. 2 Einige Grundbegriffe vorab: Persönlichkeit – Einstellung – Selbstkonzept – Eigenschaft – Person – Situation
  6. 3 Kognitive Prozesse bei der Fragenbeantwortung
  7. 4 Schritte der Fragebogen-Konstruktion
  8. 5 Beispiel einer Fragebogen-Konstruktion
  9. 6 Weitere Fragebogen-Konstruktionen
  10. 7 Ja-Sage-Tendenz und Itemreversibilität
  11. 8 Antworttendenzen in Fragebogen: Das Problem der Sozialen Erwünschtheit
  12. 9 Methoden der Kontrolle Sozialer Erwünschtheit
  13. 10 Der Fragebogen als Instrument der Selbstdarstellung: Selbstpräsentation in Persönlichkeits- und Selbstkonzeptforschung
  14. Literatur
  15. Autoren- und Personenregister
  16. Sachregister
Leseprobe

8 Antworttendenzen in Fragebogen: Das Problem der Sozialen Erwünschtheit (S. 165-166)

8.1 Fragebogen als reaktive Messinstrumente

Legt man einer Person einen Fragebogen vor, mittels dessen sie sich selbst, ihre Einstellungen oder ihre Selbstkonzepte beschreiben soll, so wird die betreffende Person aufgefordert, ihr subjektives Urteil zu etwas im Grunde sehr „Persönlichem" abzugeben. Damit liegt auf der Hand, dass Messungen mittels Persönlichkeitsfragebogen niemals objektiv sind, sondern bei näherem Hinsehen in mehrfacher Weise subjektiv: Einmal geht es um einen subjektiven Gegenstand, also um etwas, über das zumeist nur das Individuum selbst Bescheid wissen kann, und zum anderen legt die antwortende Person bei der Beurteilung dieses Gegenstandes einen subjektiven Maßstab an.

Erfährt die urteilende Person somit, dass ihr subjektives, prinzipiell offensichtlich nicht nachprüfbares Urteil gefragt ist, und weiß sie beispielsweise, dass sie beobachtet wird und Objekt einer wissenschaftlichen Untersuchung ist, so steht ihr die Möglichkeit offen, ihre Reaktionen bzw. Antworten auf den Fragebogen absichtlich oder unabsichtlich in bestimmter Richtung zu beeinflussen. Wir werden uns mit dem Problem der Eindrucksmanipulation bei der Selbstdarstellung in Fragebogen noch näher in Kapitel 10 beschäftigen.

Fragebogen werden daher gewöhnlich als reaktive Messinstrumente bezeichnet, d. h. die antwortende Person weiß, dass sie gerade Gegenstand einer Untersuchung ist. Sie kann somit das Ergebnis der Messung wissentlich oder unabsichtlich beeinflussen. Je nach dem Grad der Absichtlichkeit und je nach dem Ausmaß der Veränderung des Antwortverhaltens aufgrund des Wissens um die eigene Rolle als Versuchsperson kann man von Beschönigungstendenzen bis hin zu Verfälschungstendenzen sprechen.

8.2 Die Unangemessenheit des Lügenbegriffes

Manche Autoren haben in diesem Zusammenhang auch von Lügen gesprochen, denen der Fragebogenforscher mit entsprechenden Untersuchungsstrategien mehr oder weniger angemessen begegnen könne. Der Begriff des Lügens erscheint jedoch nicht als angemessen, um reaktive Tendenzen von Versuchspersonen bei Urteilsprozessen in Fragebogen zu bezeichnen. Er ist vielleicht in bestimmten Situationen am Platze, in denen Personen grob simulieren oder Falschaussagen machen, also in Situationen, in denen man nach unserer Auffassung ohnehin nicht mit Fragebogen arbeiten sollte.

Bei den meisten Gegenständen der Items von Fragebogen geht es aber gar nicht um Inhalte, bezüglich derer es „Wahrheit" – und dementsprechend auch „Lüge" – gibt. Beispielsweise dürfte es schwer festzustellen sein, ob eine Person das Item „Ich bin ein geselliger Mensch" in „wahrer" Weise oder im Sinne von „Lüge" beantwortet, denn es können der Person möglicherweise sichere Anhaltspunkte für ein wahrheitsgemäßes oder nicht wahrheitsgemäßes Antworten fehlen. Selbst wenn die Person den Eindruck hat, dass z. B. die Mehrzahl ihrer Bekannten und Freunde sie für „gesellig" hält, muss dies nicht „wirklich" ihre eigene Auffassung sein.

Noch schwieriger wird es, wenn es um echte Meinungssachverhalte geht, also um Gegenstände, hinsichtlich derer jede Person sich eine unterschiedliche, individuell gültige Meinung bilden kann. Es ist sowohl bei der Persönlichkeits- als auch bei der Einstellungsmessung kaum zu ermitteln, ob eine Person „lügt". Es lässt sich höchstens feststellen, ob jemand in einer bestimmten Situation so (z. B. „gesellig") und in einer bestimmten anderen Situation so (z. B. „nicht gesellig") antwortet bzw. reagiert oder eingeschätzt wird. Je nachdem, wie diese beiden Situationen beschaffen sind bzw. worin sie sich offensichtlich unterscheiden, könnte man dann die eine der beiden Antworten als eine „beschönigende" interpretieren, und dies wäre ein deutlich relativer Begriff.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 5. Auflage6
Aus dem Vorwort zur 1. Auflage8
Inhaltsverzeichnis10
1 Zur Begründung, dem Fragebogen eine eigene Darstellung zu widmen14
1.1 Definition14
1.2 Probleme mit dem Fragebogen15
1.3 Der Fragebogen – ein subjektives oder objektives Verfahren?16
1.4 Plädoyer für eine angemessene Verwendung des Fragebogens18
1.5 Die Universalität der Fragebogen-Methode20
1.6 Einige Bemerkungen zum Sprachgebrauch22
1.7 Literaturhinweise23
2 Einige Grundbegriffe vorab: Persönlichkeit – Einstellung – Selbstkonzept – Eigenschaft – Person – Situation25
2.1 Persönlichkeit25
2.2 Einstellung27
2.3 Selbstkonzept29
2.4 Eigenschaft33
2.5 Person und Situation35
2.6 Literaturhinweise37
3 Kognitive Prozesse bei der Fragenbeantwortung39
3.1 Einflüsse des Fragebogens auf die Fragenbeantwortung39
3.2 Interpretation der Items41
3.3 Urteilsbildung über Items44
3.4 Formatierung der Antworten47
3.5 Außendarstellung49
3.6 Erinnerungsprobleme und Erinnerungshilfen53
3.6.1 Personen- und Ereignisschemata53
3.6.2 Erinnerungshilfen55
3.6.3 Stabilitäts- und Veränderungsschemata57
3.7 Literaturhinweise58
4 Schritte der Fragebogen-Konstruktion61
4.1 Bestimmung der Form des Fragebogens62
4.2 Bestimmung des Urteilsobjektes und Itemsammlung64
4.3 Itemrevision67
4.4 Richtung der Fragen71
4.5 Reihenfolge der Items73
4.6 Offene oder geschlossene Fragen?75
4.7 Art und Anzahl der Antwortmöglichkeiten76
4.8 Vage oder konkrete Häufigkeitsangaben?82
4.9 Auswahl und grafisches Design der Antwortskala83
4.10 Formulierung der Instruktion87
4.11 Zusammenstellung größerer Fragebogen-Batterien90
4.12 Pretest91
4.13 Befragung einer Personenstichprobe92
4.14 Befragungsmodus94
4.15 Vorbereitung der Auswertung95
4.16 Itemanalyse98
4.17 Fragebogen-Reliabilität101
4.18 Fragebogen-Validität103
4.18.1 Inhaltsvalidität103
4.18.2 Kriteriumsvalidität104
4.18.3 Interne Validität107
4.18.4 Konstruktvalidität107
4.19 Zusammenhänge zwischen Itemkennwerten und Gütekriterien110
4.20 Alternative und ergänzende Konstruktionsprinzipien110
4.21 Literaturhinweise111
5 Beispiel einer Fragebogen-Konstruktion115
5.1 Definition des Konstrukts115
5.2 Form des Fragebogens116
5.3 Itemsammlung116
5.4 Itemrevision117
5.5 Itemreihenfolge118
5.6 Auswahl der Antwortalternativen und Antwortskalen118
5.7 Instruktion119
5.8 Datenerhebung119
5.9 Vorbereitung der Auswertung122
5.10 Itemanalyse und Reliabilitätsprüfung124
5.11 Faktorenanalyse130
5.12 Reihenfolge der Auswertungsschritte134
5.13 Validitätsprüfung135
5.14 Interpretation der Befunde138
5.15 SPSS-Kommandos141
5.16 Literaturhinweise143
6 Weitere Fragebogen-Konstruktionen144
6.1 Prototypenanalyse: Erfassung emotionaler Nähe144
6.2 Skalen-Diskriminations-Technik: Erfassung von Misogynie148
6.3 Literaturhinweise153
7 Ja-Sage-Tendenz und Itemreversibilität155
7.1 Das Problem der Reversibilität von ltems156
7.2 Antwortstile und Antworttendenzen: Das Problem des Jasagens157
7.3 Differenzierung von Antwortstilen161
7.4 Weitere Untersuchungen zur sprachlichen Formulierung162
7.5 Literaturhinweise164
8 Antworttendenzen in Fragebogen: Das Problem der Sozialen Erwünschtheit166
8.1 Fragebogen als reaktive Messinstrumente166
8.2 Die Unangemessenheit des Lügenbegriffes166
8.3 Soziale Erwünschtheit als Antworttendenz167
8.4 Das Zustimmen zum sozial Erwünschten168
8.5 Der Erwünschtheitswert von Items und Eigenschaften169
8.6 Differenzierung des Erwünschtheitskonzeptes?170
8.7 Antworttendenz als Persönlichkeitsmerkmal172
8.8 Literaturhinweise173
9 Methoden der Kontrolle Sozialer Erwünschtheit175
9.1 Kontrolle oder Nichtkontrolle?175
9.2 Kontrolle bei der Itemkonstruktion und -selektion176
9.3 Kontrolle durch den Antwortmodus177
9.4 Kontrolle durch Kontrollskalen179
9.5 Kontrolle durch Faktor-Elimination182
9.6 Kontrolle durch Fragebogen-Instruktion183
9.7 Kontrolle durch garantierte Anonymität185
9.8 Kontrolle durch Abweichungsinstruktion186
9.9 Kontrolle durch erwartete Wahrheitsprüfung187
9.10 Literaturhinweise190
10 Der Fragebogen als Instrument der Selbstdarstellung: Selbstpräsentation in Persönlichkeits- und Selbstkonzeptforschung193
10.1 Beispiel einer Selbstdarstellung von Persönlichkeitsmerkmalen194
10.2 Eine impression-management-theoretische Erklärung195
10.3 Empirische Untersuchungen zum Impression- Management bei der Beantwortung von Fragebogen197
10.4 Selbstdarstellung oder Selbsttäuschung?198
10.5 Öffentlichkeit und Privatheit der Beantwortung von Fragebogen200
10.6 Literaturhinweise202
Literatur204
Autoren- und Personenregister218
Sachregister222
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