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'Und wozu Dichter in dürftiger Zeit'

Die 'epiphanische Kunst' der Moderne zwischen Zeitdiagnose und Identitätstherapie

AutorRobert Schulze
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl35 Seiten
ISBN9783656030843
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Essay aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Freie Universität Berlin, Veranstaltung: Zum Konzept der Person in der europäischen Kultur, Sprache: Deutsch, Abstract: '[...], und wozu Dichter in dürftiger Zeit. / Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester, / Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht.' Diese Verse aus Friedrich Hölderlins Elegie Brot und Wein (um 1800) führen das Problem der folgenden Untersuchung in nuce vor Augen. Am hellichten Tage der fortschreitenden Aufklärung spricht der Dichter vom wiederkehrenden Einbruch einer götterfernen 'heiligen Nacht'. Dürftig und dunkel erscheint ihm seine Zeit, geprägt vom Verlust einer theistischen Ordnung, der die Menschen in ein hybrides Welt- und Naturverhältnis zwingt. Im Hyperion werden diese Menschen als ausschließlich von 'Zweck'- und 'Nutzen'-Denken getriebene, 'allberechnende Barbaren' charakterisiert, 'dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes' . Eine kalte Welt, wäre da nicht die Kunst, der Dichter, der in glühenden Worten die Bruchstücke des zersplitterten heiligen Kosmos schöpferisch neu zusammenschmelzt, Indien, die Antike und das Christentum in mythischer Schau mit der Gegenwart sinnstiftend verbindet. Möglich wird diese Engführung von Kunst und Religion (im Oxymoron der schöpferischen Schau verbildlicht) durch die Hölderlinsche Variante der antiken Konstruktion des Dichters als Seher, der von der Nähe zum Göttlichen inspiriert aus den zurückgebliebenen Fragmenten und Ruinen des Heiligen einen rhapsodischen (zusammengenähten) Gesang anstimmt. So wie einst die 'Priester' des Dionysos ziehen nun die Dichter in 'heiliger Nacht', ein Bild des profanen Tages der Aufklärung, umher und singen von der möglichen Rückkehr eines heiligen Tages, ein 'Verzweiflungs-kampf', 'den ihr schöner Geist mit den Barbaren kämpft' . Diese knappe Darstellung der poetisch-poetologischen Haltung Hölderlins mag genügen um, den kulturgeschichtlichen Horizont der hier untersuchten Fragestellung zu eröffnen. Auf dem Höhepunkt der Aufklärung, dem Sieg des wissenschaftlichen Geistes über ein theistisches Weltverhältnis, tritt demselben ein 'schöner Geist' kämpferisch entgegen und rechnet mit der 'allberechnenden' instrumentellen Vernunft ab. Hölderlin steht am Anfang dieser romantischen Gegenbewegung, die ein aufklärungskritisches und dennoch philosophisch fundiertes poetisch-religiöses Natur- und Menschenbild entwirft.

Geboren 1968 in Berlin. Magister-Abschluss (Philosophie, Germanistik) an der Freien Universität Berlin.

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