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Internationalisierungsstrategien professioneller Fußballvereine

Eine theoretische Analyse der Konzepte von Manchester United und Real Madrid

AutorThomas Rilling
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl156 Seiten
ISBN9783638453301
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1,7, Universität Hamburg, 334 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In jüngerer Zeit sind Globalisierungstendenzen bei professionellen Fußballvereinen zu beobachten. Einige von ihnen sind bestrebt, die Umstände einer globalisierten Welt zu nutzen, um die dadurch entstehenden Umsatzpotenziale in sportliche Qualität investieren zu können. Die Vereine der Bundesliga befinden sich allenfalls am Anfang eines solchen Internationalisierungsprozesses, den Vereine anderer Ligen bereits seit einigen Jahren aktiv gestalten. Für die Vereine ist interessant, wie sie die Internationalisierungsmaßnahmen erfolgreich gestalten können. In erster Linie ist bedeutsam, welche Faktoren einen Einfluss auf eine erfolgreiche Internationalisierung haben. Zum einen soll in dieser Arbeit die Frage nach der Notwendigkeit zur Internationalisierung erörtert werden. Zum anderen sollen die gegenwärtig von Manchester United und Real Madrid umgesetzten Maßnahmen zur Internationalisierung hinsichtlich ihrer Erfolgsfaktoren untersucht werden. Daraus sollen Handlungsempfehlungen sowohl für die beiden Vereine, als auch für andere Vereine abgeleitet werden, die sich in einem Internationalisierungsprozess befinden. Das übergeordnete Ziel der Arbeit ist die Erstellung eines Managementleitfadens zur Internationalisierung von Fußballunternehmen. Dazu werden zunächst im folgenden Teil 2 die für die Arbeit relevanten Begriffe geklärt und die Untersuchungsobjekte Manchester United und Real Madrid dargestellt. Weiterhin werden Gründe für die Internationalisierung erörtert, wobei sich an die allgemeine Betrachtung ein konkreter Bezug auf Fußballunternehmen anschließt. In Teil 3 wird auf die Eignung der Fußballbranche für die Internationalisierung und die Erfolgsfaktoren einer Internationalisierungsstrategie eingegangen, womit die Grundlage für eine Bewertung im Sinne des ersten Teilziels geschaffen wird. Teil 4 widmet sich den einzelnen Internationalisierungsmaßnahmen der beiden Vereine. Die Ausarbeitung ihrer Erfolgsfaktoren dient der Erreichung des zweiten Teilziels. Im fünften Teil der Arbeit erfolgt eine Bewertung der Internationalisierung als übergeordnetes Konzept sowie der Teilstrategien. Darüber hinaus werden Handlungsempfehlungen formuliert, die sich an die Vereine richten. In Teil 6 erfolgt eine Schlussbetrachtung der Ergebnisse.

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Leseprobe

3 Das übergeordnete Konzept einer Internationalisierung von Fußballvereinen: Die globale Markenstrategie


 

In diesem Teil erfolgt eine Betrachtung des Gesamtkonzepts der Internationalisierung von Fußballvereinen, der globalen Markenstrategie. Zunächst wird die globale Markenstrategie anhand einer Basishypothese in das vorliegende Themengebiet eingeordnet. Im Verlauf dieses dritten und des vierten Teils wird insbesondere auf Erfolgsfaktoren der globalen Markenstrategie bzw. ihrer Teilstrategien eingegangen. Daher wird den Betrachtungen ein Abschnitt vorangestellt, der sich mit der Erfolgsfaktorenanalyse im Allgemeinen befasst. Anschließend wird die grundsätzliche Eignung von Fußballunternehmen für eine Internationalisierungsstrategie aufgezeigt, bevor die Erfolgsfaktoren der globalen Markenstrategie herausgearbeitet und auf die untersuchten Fußballunternehmen übertragen werden. Darüber hinaus soll dieser Teil dazu beitragen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, weshalb Fußballunternehmen im Allgemeinen als Marken und Manchester United und Real Madrid als Global Brands anzusehen sind.

 

3.1 Vorbemerkungen


 

3.1.1 Einordnung in das Themengebiet und begriffliche Klärungen


 

Es wurde bereits erwähnt, dass Fußballvereine mit der internationalen Diversifikation in erster Linie das Wachstumsziel verfolgen. Jedoch wird angenommen, dass die Vereine keine bedeutenden Umsatzsteigerungen durch die Internationalisierungsmaßnahmen selbst anstreben, die auch als Teilstrategien bezeichnet werden. Vielmehr wird in dieser Arbeit von folgender Basishypothese 1 (BH 1) ausgegangen:

 

Die Internationalisierung dient den Fußballunternehmen dazu, eine globale Marke zu etablieren. Dadurch entsteht ein international hohes Attraktionspotenzial. In der Folge werden die Fernseh- und Sponsorengelder gesteigert. Dies ist als zentrales Ziel der Internationalisierung anzusehen. Die Teilstrategien verhelfen indirekt zu einer Steigerung des Umsatzes, da sie auf die globale Marke wirken (indirekter Effekt der Internationalisierung).[16]

 

Die Internationalisierung wird als eine globale Markenstrategie angesehen, die ihrerseits in Teilstrategien aufgegliedert ist. Während sich dieser Teil der Arbeit mit der globalen Markenstrategie als übergeordnetes Konzept und dessen Erfolgsfaktoren befasst, setzt sich Teil 4 mit der theoretischen Erfassung und der Ermittlung von Erfolgsfaktoren der Teilstrategien auseinander. Die dargestellten Faktoren werden, soweit es möglich ist, auf den Profifußball und die Internationalisierung der beiden untersuchten Fußballunternehmen bezogen. Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhänge. Die schattierten Bereiche sind Gegenstand dieses Teils.

 

Abbildung 1: Globale Markenstrategie und Teilstrategien – Gegenstand des Teils 3

 

 

Quelle: Eigene Darstellung

 

Meffert (2000, S. 847) definiert eine Marke als „ein in der Psyche des Konsumenten verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung.“ Konkreter wird das Wesen einer Marke bei Kotler/Bliemel (1999, S. 689) dahin gehend definiert, dass unter einer Marke ein „Name, Begriff, Zeichen, Symbol, eine Gestaltungsform oder eine Kombination aus diesen Bestandteilen zum Zwecke der Kennzeichnung […] und der Differenzierung gegenüber Konkurrenzangeboten“ zu verstehen ist.[17] Durch die Differenzierungsfunktion bieten Markenprodukte für die Konsumenten eine Orientierungshilfe bei der Kaufentscheidung. Sie ist demnach vor dem Kauf von Bedeutung. Die Image- und Prestigefunktion wirkt nach dem Kauf. Sie führt zu einer Beurteilung durch andere Menschen, wenn sich ein Konsument für eine bestimmte Marke entschieden hat (vgl. Ackermann, C., 2004, S. 81). Wie in Abbildung 2 verdeutlicht wird, stellt die Marke oftmals den bedeutendsten Vermögensgegenstand eines Unternehmens dar (vgl. Sattler, H., 2001, S. 19). So ist zu erkennen, dass etwa 60% des Unternehmenswertes von Disney allein auf den Wert der Marke zurück zu führen sind.

 

Abbildung 2: Anteil der Markenwerte an der Marktkapitalisierung ausgewählter Unternehmen

 

 

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Aaker, D. A./Joachimsthaler, E., 2000, S. 19 sowie Meffert, H., 2000, S. 849

 

Der besondere Wert einer Marke ist auf ihr Potenzial zurückzuführen, den zukünftigen Cash-Flow[18] eines Unternehmens zu erhöhen, zu beschleunigen sowie die Sensibilität und Volatilität des Cash-Flows zu verringern (vgl. Srivastava, R. K. et al., 1998, S. 10 ff.). Durch die Übertragung einer etablierten Marke auf neue Produktfelder können zukünftige Cash-Flows ausgeweitet werden. Aufgrund eines starken Markenimages reagieren Konsumenten schneller auf Neuprodukteinführungen, wodurch die Erzeugung des Cash-Flows beschleunigt wird. Eine wertorientierte Markenführung ist daher entscheidend für den Unternehmenserfolg und hat dem entsprechend in den vergangenen 15 Jahren in Forschung und Praxis eine außerordentliche Bedeutung erlangt. Die Rahmenbedingungen der Markenpolitik, der Gestaltung von Marken, haben sich in dieser Zeit erheblich verändert. So musste den heterogenen Bedürfnissen der Konsumenten Rechnung getragen werden, was zu einer zunehmenden Marktsegmentierung führte. Des Weiteren war eine Zunahme kommunikativer Maßnahmen bei gleichzeitiger Reduktion der Werbeeffizienz zu beobachten. Die für diese Arbeit wichtigste Veränderung ist in den zunehmenden internationalen Verflechtungen des Wettbewerbs zu sehen. Die Folge ist eine Verschärfung des Wettbewerbs zwischen internationalen Marken. Solche Marken, die sich auf nationale Märkte beschränken, sind von erheblichen Wettbewerbsnachteilen in Form mangelnder Erfahrungs- und Größeneffekte betroffen (vgl. Sattler, H., 2001, S. 19 ff.). Diese Umstände machen ein strategisches internationales Markenmanagement erforderlich, das als langfristiger, in eine Unternehmensstrategie eingebetteter Grundsatzplan der Markenpolitik definiert werden kann, der in einem internationalen Bezugsrahmen das Ziel der langfristigen Markenwertsteigerung verfolgt (vgl. Sattler, H., 2001, S. 66; Meffert, H., 1992, S. 135). Für das internationale Markenmanagement stehen die Strategiealternativen einer multinationalen und einer globalen Markenstrategie zur Verfügung. Die Begriffe beziehen sich auf den Grad der internationalen Standardisierung des Markenauftritts (vgl. Meffert, H., 2002, S. 136 ff.) und werden im Folgenden dargestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der globalen Markenstrategie, da diese für die vorliegende Arbeit relevant ist (vgl. BH 1).

 

Das Hauptmerkmal multinationaler Markenstrategien ist die Berücksichtigung und weitgehende Anpassung an die Bedingungen der jeweiligen Zielländer (vgl. Welge, M. K./Holtbrügge, D., 2003, S. 129). In Anlehnung an Perlmutter (1969) kann eine solche Strategie mit einem geringen Grad internationaler Standardisierung daher als polyzentrische Strategie bezeichnet werden. Die Tochtergesellschaften im Ausland verfolgen eigene Markenziele und -strategien und bauen dazu unabhängig voneinander eigene nationale Images auf (vgl. Schiele, T. P., 1999, S. 110 f.). Vorteile einer solchen Strategie sind eine zielgruppenspezifische Positionierung sowie die mögliche Ausnutzung eines internationalen Kaufkraft- und Preisgefälles (vgl. ebd., S. 130 ff.). Im Rahmen einer globalen Markenstrategie hingegen orientiert sich das Marketingkonzept an einer zentralen Strategie, wobei Kostenvorteile durch die Standardisierung ausgenutzt werden (vgl. Perlitz, M., 1997, S 327 f.). Es werden weltweit einheitliche Markenkonzepte ohne Anpassung an nationale Unterschiede eingesetzt (vgl. Meffert, H., 2002, S. 159). Perlmutter (1969) bezeichnet eine solche Strategie entsprechend als geozentrisch, was bedeutet, dass alle Länder als ein einheitlicher Markt betrachtet und bearbeitet werden (vgl. Becker, J. 1998, S. 322). Die dadurch entstehenden Weltmarken (Global Brands) zeichnen sich durch eine vollkommene Standardisierung aus.[19] Es bestehen drei grundsätzliche Vorteile dieser Strategie:

 

1. Economies of Scale und Economies of Scope;

2. Aufbau eines internationalen Markenimages;

3. Stärkung der Position im vertikalen Wettbewerb.

 

Aus der Standardisierung ergeben sich zum einen Volumeneffekte (Economies of Scale), wodurch eine globale Kostenführerschaft erreicht werden kann (vgl. Meffert, H., 1989, S. 447). Volumeneffekte ergeben sich insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Beschaffung sowie Produktion und Verpackung (vgl. Schiele, T. P., S. 118 f.). Economies of Scope, also die „Erhöhung des Innovationspotenzials durch Lerneffekte“ (Meffert, H., 1989, S. 447) führen zur Sicherung einer weltweiten Qualitätsführerschaft und tragen ihrerseits zu einer Reduktion der Kosten bei, da weniger Fehler gemacht werden (vgl. Meffert, H./Bolz, J., 1994, S. 6, zit. bei Moser, E., 2004, S. 39 f.). Der Aufbau eines internationalen Markenimages ist vorteilhaft, sofern die Konsumenten „in einer grenzüberschreitenden Verbreitung einer Marke einen Indikator für deren Bewährungsgrad sehen“ (Schiele,...

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