Die graue Substanz
Durch intensives Lernen entsteht die graue Substanz im Hippocampus und in den Arealen für Aufmerksamkeit und visuelle Wahrnehmung am Hinterkopf. Sie verdichtet sich durch ständiges Lernen mehr und mehr.
Diese Dichte bleibt auch Monate später vorhanden. Die Fakten mögen vielleicht vergessen sein, aber das Gehirn behält die Fähigkeit, lange und intensiv zu arbeiten.
Durch längere Ruhephasen verdichtet sich die Substanz noch mehr; sie kann sich in Ruhe entfalten.
Studie:
Studenten wurden mit Kernspinaufnahmen über einen längeren Zeitraum begleitet.
Sie lernten für ihr Medizinstudium chemische Formeln, Namen von Knochen und Muskelansätzen und vieles mehr.
Die Aufnahmen zeigten, dass sich die graue Substanz im Hippocampus und in den Arealen für Aufmerksamkeit und visuelle Wahrnehmung am Hinterkopf verdichtet hatten.
Drei Monate nach der Prüfung wurden weitere Aufnahmen gemacht: die graue Substanz war nicht wieder verschwunden.
Die Fakten sind vielleicht vergessen worden, aber das Gehirn behält die Fähigkeit, länger und intensiver zu arbeiten.
In den Semesterferien genossen die Studenten ihre freie Zeit. Der Effekt war enorm. Durch die Pause und der dadurch entstandenen Ruhe, konnte sich die Substanz noch mehr entfalten.
Fazit
„Durch Pausen wird man schlauer!“
(Zitat aus dem Jahr 1998 v. Tobias Roese)
Das Gehirn benötigt einen komplett lernfreien Tag pro Woche und alle sechs bis acht Wochen sollten ein paar Tage am Stück frei sein. Ein Wochenendtag sollte also wirklich frei sein. Wir lernen schließlich nicht nur für eine Arbeit, sondern um unsere Substanz zu verdichten, um in unserer Zukunft etwas erreichen zu können. Zudem sollten die Ferien nicht als Lernzeit angesehen werden. Bei zweiwöchigen Ferien sollte eine Woche lernfrei sein. In den Sommerferien dürfen es gar drei bis vier Wochen sein.
Ab 30 Jahren nimmt die graue Substanz leider wieder ab. Was nicht heißt, dass man dem Zerfall ausgesetzt ist. Es ist einfach eine Sache des Trainings. Ebenso sinkt die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin. Diese beiden sind u. a. für die schnelle Informationsverarbeitung verantwortlich. Beide Neurotransmitter sind bei verschiedenen Erkrankungen zu gering vorhanden. So weiß man genau, was bei Menschen mit Parkinson im Gehirn vor sich geht und dass bei Betroffenen die Konzentration von Dopamin um 90 Prozent gesunken ist, aber wirklich helfen kann man noch nicht.
Bei AD(H)S fehlt es ebenfalls an den Neurotransmittern. Diese speziellen Botenstoffe haben die Aufgabe, Impulse von Nervenzelle zu Nervenzelle zu leiten. Zum einen haben AD(H)S-Betroffene einen Mangel an Dopamin; zum anderen ist es zu einem Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern gekommen.
Bei den Störungen der Signalübertragung sind vor allem die Nervenbahnen vom Zwischenhirn zum Stirnhirn betroffen. Das zeigen Aufnahmen mit der „Magnet-Resonanz-Tomografie“ (MRT) und der „Positronen-Emissions-Tomografie“ (PET).
Bei AD(H)S-Kindern wurde erkannt, dass die Bereiche der Frontalregion des Großhirns wie Stirn und Schläfe keine vergleichbare Aktivität zeigen wie bei nicht betroffenen Kindern.
Das Gehirn eines AD(H)S-Kindes gleicht einem Dschungel. Während bei Nicht-Betroffenen die neuronalen Informationen wie auf einer Daten-Autobahn geordnet von A nach B transportiert werden, müssen sie bei AD(H)S-Kindern auf Umwegen durch verschlungene Pfade wandern - dabei gehen viele verloren.
Durch das langsame Vorankommen der Impulse und den teilweisen Verlusten kommen sie natürlich nur in abgeschwächter Form im entsprechenden Gehirnareal an - das hat selbstverständlich eine Leistungsminderung zur Folge.
Das Fazit ist, dass die Kinder Informationen schnell wieder vergessen und auch nicht gut aus Erfahrungen lernen können.
Untersuchungen haben gezeigt, dass auch ständiges Üben und Wiederholen keinen wirklichen Erfolg gebracht haben.
Lernprozesse wie Planungen oder Problemlösungen können nur funktionieren, wenn die entsprechenden Gehirnareale zusammenarbeiten. Die ‚Schaltstelle‘ ist dabei die Frontalregion des Großhirns, lokalisiert im Stirn- und Schläfenbereich, die für die Zusammenführung der einzelnen Gehirnleistungen zuständig ist.
Bei verhaltensauffälligen Kindern fehlt es jedoch an dieser Zusammenführung der einzelnen Hirnleistungen. Dabei haben sie vor allem ein Problem: sie sind nicht in der Lage, lange „wach“ und aufmerksam zu sein.
Auch wenn AD(H)S noch nicht vollständig erforscht ist, weiß man, dass das Gehirn manchmal übererregt und dann wieder inaktiv ist. Damit kann sich ein solches Gehirn nicht sehr gut auf Dinge einstellen, die gerade anstehen.
Medikamente wie das Ritalin unterstützen den Vorgang im Gehirn, um eine bessere Konzentration zu fördern. Es ersetzt aber in keinster Weise das Erlernen des Umgangs mit der eigenen Gehirnschwäche. Für die Betroffenen ist es unabdingbar, früh zu erlernen, wie man mit dem AD(H)S umzugehen hat.
Das Dopamin hat im menschlichen Gehirn verschiedene Aufgaben übernommen.
Bislang sind noch immer nicht alle Funktionen des Dopamins detailliert erforscht. Bekannt ist aber, dass das Dopamin die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weitergibt. Somit ist es für Bewegungen, z. B. im Sport, äußerst wichtig. Hier ist auch der Zusammenhang mit Parkinson erkennbar. Weitere Dopaminsysteme sind für Belohnung und Motivation zuständig. Hier findet sich auch die Erklärung, warum AD(H)S-Betroffene, wenn sie ihr Medikament absetzen und somit eine Entgiftung durchführen, häufig unter depressiven Verstimmungen leiden.
Wenn wir nicht unter einer Störung leiden, haben wir selbst Einfluss auf unser Belohnungssystem. Sogenannte Glückshormone können wir auch gesteuert zur Ausschüttung führen. Z. B. bei der Achterbahnfahrt. Es kann aber hier zu einer Abhängigkeit führen (z. B. die sogenannten Adrenalin-Junkies).
Unser Sympathikus besitzt hinter den Nervenknotenpunkten einige Rezeptoren, welche auf Dopamin reagieren. Daher ist es auch an der Regulierung der Durchblutung der Bauchorgane beteiligt; vor allem der Niere. Hier findet das Dopamin, wie beim AD(H)S ebenfalls, eine medizinische Anwendung. Es wird bei Schockzuständen, Hypotonie oder drohendem Nierenversagen eingesetzt.
Zum Thema AD(H)S sei noch gesagt:
Das limbische System
Wenn es um das Thema ‚Lernen‘ geht, möchte ich auch auf das limbische System eingehen. Welche Areale zum System gehören, ist nicht eindeutig definiert, darüber lässt sich sozusagen streiten. Auf jeden Fall gehört die Gefühlswelt dazu. Der uns inzwischen bekannte Hippocampus ist Bestandteil des limbischen Systems und auch unser „Angstzentrum“ die Amygdala. Bei weiteren Teilen ist man sich ebenfalls einig, hingegen gibt es unterschiedliche Meinungen zu wiederum anderen Bereichen. Dazu gehört beispielsweise der Thalamus. Er wird auch als das ‚Tor zum Bewusstsein‘ bezeichnet.
An dieser Stelle ist es jedoch nicht von Bedeutung, welche Areale tatsächlich zum limbischen System gehören. Stattdessen ist es wichtig, welche Funktionen es beinhaltet. Diese sind:
- Emotionen
- Motivation
- Lernen
Wir können also sagen, unserem limbischen System muss es gut gehen, damit wir erfolgreich lernen können.
Das Gehirn lernt grundsätzlich mit Emotionen deutlich besser, als wenn das Lernen emotionslos verläuft. Dabei spielt es zunächst einmal keine Rolle, um welche Emotion es sich handelt. Doch ist es für jeden nachvollziehbar, dass Angst und Trauer keine angenehmen Emotionen zum Lernen sind. Bei der Angst wird diese in der Amygdala, als Schutzmechanismus, gespeichert. Wird nun ein Schüler in der Klausur an sein Lernen erinnert, wird auch die Angst aktiviert.
Somit entscheiden wir uns für Freude und Spaß. Hier gehen nun auch wieder die Meinungen auseinander. Es stellt sich die Frage, ob Lernen und Spaß zusammenpassen. Hierzu eine klare Antwort: Ja, das tun sie! Der Spaß bzw. die Freude beziehen sich direkt auf das Lernen und nicht auf Hilfsmittel. Es soll weder ein Clown die Vokabeln vorlesen, noch soll das Lernen mit Computerspielen vermittelt werden.
Durch das Lernen mit Emotionen vernetzt das Gehirn die neuen Informationen deutlich besser. Daher liegt es auf der Hand, dass das Lernen mit Freude nur positiv sein kann.
Dabei ist schon der Beginn des Lernens sehr emotionsabhängig. Startet ein Schüler mit schlechter Laune, gestresst und völlig lustlos, wird er deutlich länger als nötig mit dem Lernen verbringen müssen und das Abspeichern wird bei weitem nicht so effizient sein.
Zum Beginn des Lernens ist es also wichtig, in die richtige Stimmung versetzt zu sein. Mit etwas Lustigem werden Endorphine, die sogenannten Glückshormone, ausgeschüttet und somit positive Emotionen freigesetzt. Die Endorphine werden im Übrigen im limbischen System ausgeschüttet.
Die Endorphine spielen auch bei der Motivation eine sehr...