KAPITEL 1
RAUS AUS DEM
BETT
ERFOLGREICH IN DEN TAG STARTEN
WER BRAUCHT SCHON EINEN WECKER,
WENN ER EINEN HUND HAT?
Das Aufwachen am Morgen mag auf Ihrer Liste der unbeliebtesten Dinge, die Sie tun müssen, ganz weit oben stehen, aber es ist leider unerlässlich, damit Sie mit Ihrem Morgen-Ritual beginnen können.
Abgesehen von Feueralarm und lästigen Mitbewohnern gibt es wenige Dinge, die Sie so schnell und vollkommen wach machen wie ein Morgen-Ritual, auf das Sie sich freuen und mit dem Sie unbedingt loslegen wollen. Dennoch brauchen wir manchmal einen kleinen Schubs, um über die Startlinie zu kommen (oder besser gesagt, aus dem Bett) und am Morgen vollständig wach zu werden.
In diesem Kapitel sprechen wir (unter anderem) mit dem Präsidenten des Massachusetts Institute of Technology), L. Rafael Reif, darüber, wie er die ersten Stunden nach dem Aufwachen verbringt, mit der verantwortlichen Direktorin der American Society for Muslim Advancement, Daisy Khan, darüber, dass der Ramadan ihre Morgenstunden grundlegend verändert, und mit dem Ökonomen und Autor Tyler Cowen über sein ungewöhnliches Frühstück (Appetit auf geräucherte Forelle mit Käse?).
CAROLINE PAUL
Autorin von Katze vermisst und ehemalige Feuerwehrfrau
Gewohnheitstiere, die Dinge nicht so schnell ändern wollen.
Wie sieht Ihr Morgen-Ritual aus?
Ich stelle mir den Wecker irgendwann zwischen sechs Uhr und halb sieben, je nachdem, wann ich schlafen gehe. Ich brauche meinen Schlaf, aber noch wichtiger ist es, dass ich früh aufstehe, sonst ist mein Tag zu kurz.
Dann mache ich Kaffee, füttere die Tiere, die sich langsam bemerkbar machen, schnappe mir zwei Proteinriegel und setze mich zum Lesen hin. Keine Zeitung, auch wenn ich gern die Schlagzeilen überfliege, sondern ein richtiges Buch. Wenn keines zur Hand ist, begnüge ich mich mit dem New Yorker. Diese Zeit ist heilig für mich, denn Lesen war schon immer Teil meines Lebens, und es ist schwer, Zeit dafür zu finden. Als Schriftstellerin ist es auch ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Zu dieser Zeit schläft meine Partnerin Wendy noch, das Hundchen ist wieder ins Bett gegangen, eine Katze bereits draußen, sodass es nur noch zwei Tiere gibt, mit denen ich klarkommen muss, zum einen die Katze, die sich auf meinem Schoß einrollt, zum anderen mein eigener rastloser Geist – und beide verharren so, bis das Haus zum Leben erwacht. Ich muss sagen, dass der Übergang von dem Moment, der nur mir gehört, zu dem Zeitpunkt, wenn Unruhe entsteht und alle wach werden – Telefone klingeln, E-Mails eintreffen, der Hund wieder auftaucht –, immer sehr irritierend ist.
Wie lange pflegen Sie dieses Ritual schon? Was hat sich geändert?
Ich beginne meinen Tag seit fast 30 Jahren mit derselben Mahlzeit und Kaffee (einer großen Tasse Peet’s French Roast, so stark, dass man ihn fast mit einem Löffel essen kann). Meine Güte, das ist irgendwie peinlich, wenn man das so schwarz auf weiß vor sich sieht. Aber diese Konstanz erdet mich erst einmal und gibt mir die Möglichkeit, mit allem fertigzuwerden, was mir widerfährt. Als ich noch bei der Feuerwehr war, habe ich morgens nicht gelesen und bin auch zu unregelmäßigen Zeiten aufgestanden, denn es war sehr unterschiedlich, wie lange ich mit einem Brandeinsatz oder einem Notfall beschäftigt war – und ohne ausreichend Schlaf bin ich nicht zu gebrauchen.
Als ich Vollzeitschriftstellerin wurde und mir einen eigenen Zeitplan erstellen musste, war ich sehr streng mit mir, wenn es darum ging, den Wecker zu stellen und aufzustehen. Ich brauchte eine feste Struktur und wollte auch an dem gerade aktuellen Buch weiterschreiben, bevor der Morgen verstrichen war. Viele Leute denken, dass man immer ausschlafen kann, wenn man an keine festen Bürozeiten gebunden ist, und wie herrlich das sein muss, aber für mich führt das geradewegs in ein unangenehmes Chaos und zu schlechter Laune.
Benutzen Sie einen Wecker, um aufzuwachen?
Immer. Ich habe versucht, mir anzutrainieren, ohne Wecker aufzuwachen, weil mir das wie eine faszinierende innere Fähigkeit erschien. Das führte aber nur dazu, dass ich die ganze Nacht damit zubrachte, mir Sorgen zu machen, ob ich wohl wach werden würde, und das ist es nicht wert. Wenn der Wecker klingelt, döse ich noch ein wenig, aber mein Hund und die zwei Katzen haben den Wecker natürlich auch gehört und starren mich so lange an, bis ich aufstehe. Das nennt man die tierische Schlummertaste.
Um wie viel Uhr gehen Sie schlafen?
Ich würde gerne jeden Abend um 21 Uhr ins Bett gehen. Ich bin einfach kein Nachtmensch. Sobald die Sonne untergegangen ist, denke ich, dass es eigentlich nicht mehr viel zu tun gibt, und fange an, mich auf den nächsten Morgen zu freuen.
Wie fügt sich Ihre Partnerin in Ihr Morgen-Ritual ein?
Wendys beste Arbeiten (sie ist Illustratorin) entstehen in der Nacht, sodass ihr die Morgenstunden nicht so wichtig sind wie mir. Das passt gut, weil ich dadurch einen entspannten Morgen habe und sie schlafen kann, ohne dass ich mich ständig herum-wälze.
Behalten Sie Ihr Ritual auch an den Wochenenden bei?
Ich stehe gerne früh auf, komme, was da wolle, aber manchmal stelle ich aus Rücksicht auf Wendy den Wecker nicht. Doch wenn ich am Samstag oder Sonntag schreiben muss, dann klingelt der Wecker genauso wie unter der Woche.
Wie halten Sie es auf Reisen?
Wenn wir verreisen, hat meine Tasche immer Übergewicht, weil darin neben zwei Hosen und zwei Blusen noch 30 Proteinriegel, fünf Bücher und ein Paket Kaffee sind. Wendy sagt dann immer: »Caroline, es geht nach New York City, da kannst du alles kaufen!« Aber nein, ich überlasse in Bezug auf mein Morgen-Ritual nichts dem Zufall. Wendy geht viel lockerer mit ihrem Tagesablauf um. Früher hat sie mir immer zugeredet, ich solle doch weniger mitnehmen, aber nun sind wir schon seit neun Jahren zusammen und es stört sie nicht mehr.
JAMES FREEMAN
Gründer des Unternehmens Blue Bottle Coffee
Wenn die alte Espressomaschine einen morgens aus dem Bett lockt und dabei hilft, die wichtigsten Entscheidungen zu treffen.
Wie sieht Ihr Morgen-Ritual aus?
Ich stehe meistens um sechs Uhr morgens auf, es sei denn, die Babys wecken mich vorher. Ich habe einen Wecker ohne Schlummertaste, sodass ich nicht in Versuchung gerate, sie zu benutzen. Meine alte Espressomaschine (eine La San Marco Leva aus den späten Siebzigern) ist an einen Timer angeschlossen, sodass die Maschine bereits aufheizt, wenn ich aufwache, und dann die optimale Temperatur hat, um Kaffee zu machen.
Nachdem ich aufgestanden bin, mache ich einen Cappuccino für mich und einen Milchkaffee für meine Frau. Ich bin nicht so gut gelaunt, bevor ich meinen ersten Kaffee getrunken habe, daher lautet mein Grundsatz: keine wichtigen Entscheidungen, bevor ich nicht einen Kaffee intus habe.
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Wenn ich Glück habe, kann ich mich im Bett noch zehn bis 20 Minuten mit meiner Frau unterhalten und die New York Times lesen, während wir unseren Kaffee trinken. Manchmal muss der Hund während dieser Zeit raus, und das muss dann eben sein.
Um etwa Viertel vor sieben beginnt mein Sportprogramm. Nach dem Training dusche und frühstücke ich, füttere die Babys und ziehe sie an, dann kleide ich mich selbst an und springe ins Auto. Ich habe für die Fahrt nach Oakland für gewöhnlich eine Playlist vorbereitet. Früher habe ich National Public Radio gehört, aber das wurde mir zu deprimierend.
Wie lange pflegen Sie dieses Ritual schon? Was hat sich geändert?
Einige Jahre. Je mehr Babys hinzukommen, desto hektischer werden die Morgenstunden, aber bislang bekommt jeder, was er braucht.
Was tun Sie, um sich schon abends auf den Morgen vorzubereiten?
Die Küche ist immer geputzt und die Wohnung aufgeräumt, bevor wir ins Bett gehen. Es ist nicht immer einfach, das abends noch zu machen, aber es ist schön, in einer angenehmen Atmosphäre aufzuwachen.
Wie viel Zeit vergeht zwischen dem Aufwachen und dem Frühstück?
Ich frühstücke, wenn ich von meinem Training zurückkomme. Gewöhnlich einen Joghurt und Obst-Smoothie oder bloß Joghurt mit Marmelade und gehackten Mandeln. Mein Lieblingsjoghurt ist ein Vollmilch-Biojoghurt von Saint Benoît.
Haben Sie morgens ein bestimmtes Trainingsprogramm?
An vier Tagen in der Woche nehme ich an einem Boot Camp im Golden Gate Park von San Francisco teil. Es ist anstrengend und schweißtreibend und verschafft mir einen klaren Kopf – viel besser als alles, was ich jemals getan habe. Der Lehrer gibt einem das Gefühl, dass er nirgends anders sein und nichts lieber tun möchte, was...