Nachdem die theoretischen Grundlagen zur beschrieben wurden, sollen nun ausgewählte Möglichkeiten der Anreizgestaltung untersucht werden. Wie bereits festgestellt, sind Anreize das wesentliche Bindeglied zwischen Zufriedenheit, Motivation und Leistung.[71]
Die Untersuchung orientiert sich an den Motivations- und Hygienefaktoren von Herzberg[72] und an weiteren einschlägigen Aspekten, die in der Literatur zum Aufgabenbereich der betrieblichen Personalarbeit gezählt werden. Bei der Auswahl der Anreize wurden dabei nur solche berücksichtigt, die sich im Rahmen der Sped Spedition gut umsetzen lassen würden und außerdem vom Betrieb direkt beeinflussbar sind. Anreize die zum Beispiel aus dem Privatbereich stammen, können zwar ebenfalls positiv auf die Leistung eines Mitarbeiters wirken, sollen an dieser Stelle jedoch außer Acht gelassen werden.
Zur Einteilung bietet sich eine Unterscheidung nach monetären (finanziellen) und nicht-monetären (nicht-finanziellen) Anreizen an:
Abbildung 6: Anreize zur Schaffung Leistungsmotivation und Arbeitszufriedenheit
In den folgenden Abschnitten dieses Kapitels sollen nun die in Abbildung 6 genannten Begrifflichkeiten genauer betrachtet werden.
Finanzielle Anreize können als Gegenleistung für die Leistungserbringung eines Mitarbeiters und der Teilnahme am betrieblichen Wertschöpfungsprozess gesehen werden. In Form von Entgelt haben sie einen hohen Stellenwert für viele Arbeitnehmer, da Geld nicht nur der Bedürfnisbefriedigung dient, sondern auch ein Merkmal für z. B. Status, Anerkennung und Einfluss ist.[73]
Die Bezeichnung „Arbeitsentgelt“ soll in diesem Kontext für das gesamte Arbeitseinkommen eines Mitarbeiters stehen. In der Literatur werden dazu auch die Begriffe „Vergütung“ oder „Entlohnung“ synonym verwandt.
4.1.1.1 Bestandteile
Unabhängig von den Begrifflichkeiten fallen unter das Arbeitsentgelt in der Regel die vertraglich fixierte Direktvergütung, die gesetzlichen und tariflichen Personal- neben- oder Zusatzkosten und die freiwilligen Sozialleistungen.[74] In diesem Zusammenhang wird auch von direkten und indirekten Personalkosten gesprochen.
Abbildung 7: Beispielhafte Personalkosten
(Quelle: In Anlehnung an Berthel/ Becker, Personal-Management, 2010, S. 542)
Bei dem Thema „Entgelt“ besteht ein grundsätzlicher Konflikt zwischen den betrieblichen Interessen und den Ansprüchen der Mitarbeiter: Für die Arbeitnehmer macht es den überwiegenden Anteil des gesamten Einkommens aus, es dient der Bedürfnisbefriedigung und ist gleichermaßen Existenzgrundlage. Für den Arbeitgeber dagegen sind es Kosten, die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglichst gering gehalten werden sollten.
Ziel der betrieblichen Entgeltgestaltung ist es daher, diesen Konflikt bestmöglich zu lösen, in dem eine weitestgehend gerechte Bezahlung für die unternehmerischen Ziele förderlich wirkt.[75]
Lohngerechtigkeit ist ein ethischer Wert und aus diesem Grund schwer zu verallgemeinern. Daher wird versucht, die betriebliche Wertschöpfung verursachungsgemäß auf Arbeitnehmer und Kapitalgeber zu verteilen. Die Bestimmung der absoluten und der relativen Lohnhöhe ist dabei Hauptaufgabe und zugleich zentrales Problem.
Die absolute Lohnhöhe ist der Geldwert, den ein Mitarbeiter für seine definierte Arbeitsleistung erhält. Die Höhe des Geldwerts ist meist ein Kompromiss aus den Einkommenszielen der Arbeitnehmer und dem Gewinnstreben des Arbeitgebers. Hierbei entsteht auch das o.g. Verteilungsproblem.
Die relative Lohnhöhe ergibt sich aus dem Verhältnis der Einzellöhne der gesamten Mitarbeiter untereinander. Um hierfür ein entsprechendes Gerechtigkeitsmaß zu finden, gilt das so genannte Äquivalenzprinzip von Kasiol (1962). Das Äquivalenzprinzip besagt, dass die jeweilige Lohnhöhe mit den erbrachten oder zu erbringenden Leistungen übereinstimmen muss, so dass eine Einheit zwischen Entgelt und Anforderungsgrad (Anforderungsgerechtigkeit), zwischen Entgelt und Leistungsgrad (Leistungsgerechtigkeit) sowie zwischen Entgelt und Qualifikation gegeben ist.[76]
In der Praxis existieren jedoch noch weitere Faktoren, die die Entgelthöhe beeinflussen. Für viele Arbeitnehmer sind beispielsweise die betrieblichen Sozialleistungen ein wichtiges Kriterium. Dieser Aspekt tritt vor allem durch den demografischen Wandel und den damit verbundenen Problemen, z.B. in Bezug auf die zukünftigen Rentenzahlungen, in den Vordergrund.
Ein weiterer Faktor ist das Angebot auf dem Arbeitsmarkt. Gibt es beispielsweise mehr Arbeit als verfügbare Arbeitnehmer, entsteht aufgrund des Prinzips von Angebot und Nachfrage ein höheres Entgeltniveau. [77]
Zusammenfassend und unter Einbezug der Gerechtigkeitsanforderungen regelt sich die Höhe des Entgelts kumulativ aus den folgenden Elementen:
1. Gesetzliche oder tarifvertragliche Mindestvergütung
2. Stellenanforderungen und Schwierigkeitsgrad
3. Individuelle Leistungen im Vergleich zu anderen Mitarbeitern
4. Qualifikationen hinsichtlich der bisherigen Arbeitsanforderungen und weiterreichender Fähigkeiten
5. Soziale Aspekte
6. Marktverhältnisse
4.1.1.2 Lohnformen
Lohnformen beschreiben Methoden mit denen das Arbeitsentgelt für eine Leistung berechnet werden kann. Unter Berücksichtigung der individuellen Leistungsunterschiede kann mit Hilfe dieser Verfahren eine, von allen Beteiligten akzeptierte, Systematik der Lohn- und Anreizgestaltung konstruiert werden.
Im Allgemeinen werden die Lohnformen in Zeitlohn und Leistungslohn einge-
teilt.[78]
Abbildung 8: Lohnformen
Beim Zeitlohn ist die Dauer der Arbeitszeit (Stunde, Tag, Woche, Monat) entscheidend. Die abgelieferte Arbeitsmenge und die Qualität der Leistungen bleiben bei dieser Lohnart unberücksichtigt was dazu führt, dass auch bei Leistungsschwankungen das Entgelt eines Arbeitnehmers konstant bleibt.[79] Zeitlöhne werden naturgemäß bei Arbeitsleistungen angewandt, die nicht oder nur schwer zu messen sind. Aus diesem Grund wird das Entgelt in der Regel nach den Arbeitsanforderungen und auf Basis der Mitarbeiterqualifikationen gezahlt.[80]
Der Leistungslohn wird im Gegensatz zum Zeitlohn, nicht für die erwartete, sondern nur für die tatsächliche Arbeitsleistung gezahlt. Die wohl bekannteste Form der leistungsgerechten Entlohnung ist der Akkordlohn.
Akkordlöhne können in ihrer Höhe variieren, da sie von der Mengenleistung eines Mitarbeiters abhängen und für jede fertig gestellte Mengeneinheit ein fester Betrag gezahlt wird. Den Arbeitern muss ein festgeschriebener Mindestlohn garantiert werden, der etwa in der Höhe der Normalleistung festgesetzt ist.[81]
Für die Sped Spedition GmbH ist diese Lohnform aufgrund ihrer betrieblichen Strukturen allerdings keine Alternative.
Anstelle dessen könnte auf den Prämienlohn zurückgegriffen werden. Ähnlich wie beim Akkordlohn existiert auch hier ein definierter Grundlohn, dieser kann jedoch durch Prämien für eine überdurchschnittliche Leistung aufgestockt werden.[82]
Am Beispiel der Sped Spedition könnten sich im administrativen Bereich z.B. Prämien für die Kundenakquise, für die Bindung von festfahrenden Unternehmern oder für das Erkennen von Einsparpotenzialen anbieten. Für die gewerblichen Mitarbeiter würde sich ein Prämiensystem für eine besonders sparsame oder unfallfreie Fahrweise außerordentlich lohnen, da so vor allem die hohen Betriebskosten (hauptsächlich Diesel) im Speditionsbereich gesenkt werden könnten.
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind in diesem Bereich vielfältig. Herauszustellen ist, dass abgesehen von den Anreizwirkungen des Prämienlohns, nicht nur Produktivitätsziele sondern auch qualitative und wirtschaftliche Ziele des Unternehmens beliebig miteinander kombiniert werden können. Zudem wird auf diese Weise ebenfalls die ganzheitliche Denkweise im Unternehmen gefördert.
4.1.2.1 Begriff
Im Sinne des ganzheitlichen Denkens steht auch das betriebliche Vorschlagswesen. Es ist ein System das den Arbeitnehmern ermöglicht, sich selbst mit neuen Ideen einzubringen. Häufig entwickelt man in bestimmten Situationen Ideen darüber, wie beispielsweise ein Arbeitsprozess einfacher, sicherer, effizienter oder schneller ablaufen könnte oder wie Arbeitsvorgänge insgesamt verbessert werden könnten.[83]
Ein Verbesserungsvorschlag liegt vor, wenn
(1) der gegenwärtige Zustand...