Soft Skills
Die Soft Skills sind „weiche Kriterien“, bei denen die individuelle Note entscheidet. Diese können erst im persönlichen Kontakt beurteilt werden.
Die folgenden Kriterien überschneiden sich zum Teil, z.B. Reife/ Auftreten.
Ein Bewerber muss nicht alle Kriterien zu 100% erfüllen, um ein guter Flugbegleiter zu werden.
Im Folgenden werden Begriffe aus dem Auswahlverfahren (z.B. Gruppendiskussion, Gruppenübung) verwendet. Die Klärung dieser Begriffe erfolgt im Kapitel “Die Bestandteile des Auswahlverfahrens“.
.: Motivation
Um Ihrer Motivation auf die Spur zu kommen, beantworten Sie für sich folgende Fragen:
- Warum möchten Sie Flugbegleiter werden?
- Was erwarten Sie von der Tätigkeit?
- Wieso schätzen Sie besonders den Umgang mit Menschen?
- Bedienen Sie gerne Menschen?
- Arbeiten Sie gerne in Uniform?
- Übernehmen Sie gerne Verantwortung?
- Stellen Sie sich gerne neuen Herausforderungen?
- Sind Sie flexibel und offen für Neues?
- Schichtarbeit hat für Sie mehr Reiz als normale Bürozeiten?
- Möchten Sie etwas von der Welt sehen?
- Sind Sie fasziniert vom Fliegen und der Technik, die dahinter steckt?
- Sind die verbilligten Flüge, die Sie als Mitarbeiter in Anspruch nehmen können, für Sie besonders attraktiv?
- Für schicke Hotels, in denen die Flugbegleiter bei Ihrem Einsatz übernachten, hatten Sie schon immer eine Schwäche?
- Haben Sie gerade eine Lebenskrise hinter sich gebracht und möchten jetzt ganz neue Wege gehen?
- Möchten Sie einfach aus Ihrem monotonen Alltag ausbrechen?
- Oder ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren?
Werden Sie sich klar über Ihre Motivation.
Es ist aus Sicht der Airline wünschenswert, wenn sich Ihre Hauptmotivation aufrichtig auf die Dienstleistung und die Freude am Umgang mit den Passagieren bezöge, auch wenn die ganzen Annehmlichkeiten am Rande des Flugbegleiterberufs nicht zu verachten sind.
Motivationen wie
- „Ich bin so gut qualifiziert, weil ich ein Hochschulstudium abgeschlossen habe und sieben Sprachen fließend spreche!“,
- „Ich finde die privaten Flugvergünstigungen so toll!“,
- „Ich reise gern, deshalb möchte ich Flugbegleiter werden!“,
- „Ich habe genug von meinem alten Job und möchte einfach mal was anderes machen!“,
- „Meine Mutter fliegt auch bei Ihrer Airline als Stewardess!“,
- „Ich habe Ihre Anzeige gelesen, da dachte ich mir, ich bewerbe mich einfach mal!“
sollten bestenfalls im geeigneten Gesamtkontext eingebracht werden, nicht jedoch alleine für sich sprechen.
Weil viele Bewerber wissen, worauf es bei der Bewerbung ankommt, sind sie nicht ganz aufrichtig, was die Darstellung ihrer Motivation betrifft. Sie erhoffen sich den größtmöglichen Nutzen, wenn sie das sagen, von dem sie erhoffen, es sei das Richtige. Sie antworten „sozial erwünscht“.
Das wissen die Mitarbeiter der Airline, die das Auswahlgespräch führen, wiederum ganz genau. Die Airline-Mitarbeiter haben jedoch die Erfahrung, auch zwischen den Zeilen die Überzeugung und Motivation des Bewerbers herauszuhören.
Was sagen Sie nun, wenn Sie nach Ihrer Motivation gefragt werden? An dieser Stelle kann es keine pauschale Empfehlung geben. Dieses Buch soll Ihnen gesamtheitliche Denkanstöße geben, es möchte Ihnen nicht eine sozial erwünschte Wortwahl in den Mund legen.
Denken Sie immer daran, Sie müssen Sie selbst sein!
Sie sollten voll und ganz hinter der Motivation, mit der Sie die Airline überzeugen möchten, stehen und sich damit identifizieren können!
Die Airline möchte keine gleichförmigen Standard-Bewerber, bei denen man sofort erkennt, welches Vorbereitungsbuch sie gelesen haben.
Wenn Sie antworten, dass Sie gerne den Umgang mit Menschen mögen, dann erkennt Ihr Gegenüber, ob und wie sehr Sie das meinen, was Sie sagen, oder ob diese Worte lediglich Fassade sind.
Wenn Sie sich ausreichend mit den Inhalten des Berufes, den Vor- und Nachteilen auseinander gesetzt haben, und Sie sich Ihrer Motivation klar sind, fällt Ihnen eine gute, vor allem überzeugende Antwort ein, die zu Ihrer Persönlichkeit passt.
Die Angst davor, etwas Falsches zu sagen, ist begründet, wenn es darum geht, seinen Traumjob zu bekommen. Die Entscheidung darüber, ob Sie ein Vertragsangebot bekommen oder nicht, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Wenn Sie sich einen tollen Motivationstext ausgedacht haben, diesen aber nicht überzeugend mitteilen können oder Ihr Auftreten insgesamt nicht stimmig ist, wird Ihnen Ihre vorherige gedankliche Zurechtlegung der „richtigen“ Worte die Chance auf eine Einstellung nicht erhöhen.
.: Gepflegtes Äußeres
Bei Ihrer späteren Tätigkeit repräsentieren Sie Ihre Airline und es entscheidet oft der erste Eindruck über Sympathie oder Antipathie.
- Sind Sie freundlich, gilt die Airline als freundlich.
- Strahlen Sie viel Kompetenz aus, wirkt die Airline kompetent.
- Sind Sie gepflegt, wird die Airline als gepflegt empfunden.
Der erste, persönliche Eindruck spielt auch im Auswahlverfahren eine sehr wichtige Rolle. Das Äußere ist Ihre Visitenkarte, die Ihnen alle Türen öffnen, aber auch verschließen kann.
Manche Airlines verfahren nach dem Prinzip des ersten Eindrucks bei deren Auswahl (insbesondere bei den Recruiting Days). Eine kurze Begutachtung des Bewerbers (auf und ab gehen, ein paar gesprochene Worte) – und schon ist die Entscheidung darüber gefallen, ob der Kandidat eine Runde weiter kommt.
- Kleiden Sie sich gerne geschmackvoll?
- Macht es Ihnen Spaß, mehr aus Ihrem Typ zu machen?
- Gefällt Ihnen ein klassischer Stil?
Tipps und Hinweise zu Ihrem Outfit am Auswahltag finden Sie im Kapitel “Die Einladung, Vorbereitung auf das Gespräch”.
.: Schönheit
Eine gängige Meinung besagt, dass ein Bewerber wie ein Model aussehen muss, um überhaupt Chancen zu haben. In der Tat gibt es viele gutaussehende Flugbegleiter, was durch die schicke Uniform noch unterstrichen wird.
Selbst wenn Sie glauben, nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen, sollten Sie sich nicht scheuen, sich trotzdem zu bewerben, denn es kommt auf so viel mehr an, als nur auf äußere Schönheit. Schönheit kommt von innen.
Ein hübscher Bewerber wird nicht wegen seiner Schönheit eingestellt, sondern weil er darüber hinaus mit seiner Persönlichkeit überzeugen konnte. Ein warmherziger, serviceorientierter, selbstzufriedener Bewerber, der auch sonst alle Kriterien erfüllt, wird nicht abgelehnt, weil er eine zu große Nase oder zu kurze Beine hat.
Nur gravierende Schönheitsmängel können unter Umständen ein Absagegrund sein, aber ein solcher Mangel kann nur im Bewerbungsverfahren beurteilt werden.
.: Umgangsformen / Auftreten
Ein angemessenes, rücksichtsvolles Auftreten ist von Vorteil. Demonstrieren Sie dies bereits während des Auswahltages:
- Warten Sie Anweisungen ab, handeln Sie nicht eigenmächtig.
- Bedanken Sie sich, wenn Ihnen jemand die Tür aufhält.
- Verdrehen Sie die Augen nicht entnervt, wenn Ihnen der Interviewer zum dritten Mal eine scheinbar ähnliche Frage stellt.
Hinter guten Umgangsformen steckt ein jahrelanger Prozess. Sie können nicht von heute auf morgen erlernt werden, ebenso wenig wie ein weltgewandtes, offenes, charmantes, warmherziges und selbstsicheres Auftreten.
- Nehmen Sie erst Platz, nachdem Ihr Gastgeber Ihnen diesen zugewiesen hat?
- Lassen Sie Ihren Gesprächspartner aussprechen?
- Schauen Sie Ihrem Gegenüber offen in die Augen?
- Sind Sie beim Gespräch freundlich und aufmerksam?
- Beherrschen Sie die Grundregeln des zwischenmenschlichen Miteinanders?
Hierbei kommt es auf das richtige Maß an. Wer diese Gratwanderung beherrscht, erfüllt eine Voraussetzung auf dem Weg zum Traumberuf.
.: Ausdrucksvermögen
Bewerber, die sich gewählt ausdrücken können, sind im Vorteil. Plumpe, saloppe Äußerungen oder abfällige Bemerkungen (z.B. über frühere Arbeitgeber) haben sowohl im Bewerbungsgespräch als auch später an Bord nichts zu suchen. Hierzu zählen auch Kraftausdrücke.
- Sprechen Sie ein gut verständliches Deutsch?
- Ist Ihre Sprachmodulation durchgängig freundlich?
- Können Sie sich gewählt und diplomatisch ausdrücken?
- Wählen Sie eine angemessen distanzierte Sprache?
.: Reife
Die Ausprägung einer gewissen Reife ist unerlässlich im Umgang mit dem Kunden. Kindliches Verhalten, unsicheres Auftreten und Hilflosigkeit sind Eigenschaften, die beim welterfahrenen Passagier nicht gut ankommen.
Flugbegleiter sollen Sicherheit und Souveränität ausstrahlen und ihre Stellung vor dem Passagier vertreten können. Auch in schwierigen Situationen dürfen Flugbegleiter nicht den Kopf verlieren.
Ein Zeichen für Reife ist auch, ein gutes Gefühl für Distanz zu haben. Zu große Distanz zum Passagier (unnahbar wirken) ist genauso unerwünscht wie eine zu kleine (gleich das „Du“ anbieten). Auf das richtige Maß kommt es an, auch wenn der Arbeitsraum – nämlich das beengte Flugzeug – das natürliche Distanzverhalten...