Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Ethnologie und Afrikanistik), Veranstaltung: Ethnologie und Tourismus, 22 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Es lässt sich wohl Kaum abstreiten, dass die Vorstellung von einem freien ungebundenen Leben uns seit jeher berauscht und beflügelt hat.
In unserer Gedankenwelt verbinden wir damit die Flucht vor der Last der Geschichte, vor Unterdrückung, dem Gesetz und lästigen Verpflichtungen. Wir sehnen uns nach der absoluten Freiheit, und der Weg dorthin führte schon immer in die Fremde'(Wallace Sregner).
Mit solchen oder ähnlichen Gedanken im Gepäck haben sich schon unzählige Reisende und Abenteurer, weit vor der Entstehung eines Tourismussektors, auf den Weg gemacht um fremde Welten zu erkunden und ihren Horizont zu erweitern. Viele Reiseberichte und Romane bauen auf diesen Motiven auf. Sie beschreiben die Faszination des Fremden und sind nicht selten von der Freiheits-Projektion der Romantik geprägt, die Fremde als unberührte und bessere Welt zu betrachten. Enzensberger nimmt an, dass sich auch aus diesen Leitmotiven heraus der Tourismus am Anfang des 19. Jahrhunderts entfalten konnte. Als Parallelentwicklung zur bürgerlichen- und Industriegesellschaft. Ziel war die Flucht. Doch die Befreiung von der industriellen genormten Welt hat sich, so Enzensberger, selbst als Industrie etabliert. Der Tourismus ist gekennzeichnet durch die Elemente jeder industriellen Produktion: Normung, Montage und Serienanfertigung (vgl. Enzensberger 1958). So fließen Fremdheitsstereotype, Wünsche, Erwartungen und Sehnsüchte in den ökonomischen Prozess mit ein und formen eine genormte Fremdheit, die leicht konsumierbar ist, der Nachfrage entspricht und vor allem auch erwartbar bleibt.
Gerade in der Türkei findet man allerorts abgeschlossene Refugien, in denen die Annehmlichkeiten des Abendlandes und die gewohnten Zutaten westlicher Kultur zu künstlichen Urlaubs-Welten zusammengeschmolzen sind. In Architektur und dem allabendlichen Schauprogramm reproduzieren die Hotelketten Fremdheitsklischees auf spielerische Art und Weise. Natürlich ist den meisten Touristen diese 'Inszenierung' bewusst, stellen sie doch eine bequeme Art dar, im Schutze des Hotels orientalisches Flair zu erleben, ohne auf das 'deutsche Bier' verzichten zu müssen. Neben der Abschottung in touristische Scheinwelten, ist aber wieder ein neuer Trend zu beobachten: Eine Studie des Ammerlander- Studienkreises für Tourismus und Entwicklung kam zu dem Ergebnis, dass die Touristen vermehrt Interesse am Kennenlernen von Land und Leuten zeigen. 38 Prozent der Befragten gaben den Wunsch an, abseits der Touristen-Zentren auf Einheimische treffen zu wollen.1 Schrutka-Rechtenstamm geht davon aus, dass die Angebote, welche ein Einsteigen in die fremde Kultur versprechen, allgemein häufiger werden (vgl. Schrutka-Rechtenstamm 1999, S.107). Darüber hinaus konnte die Tourismusindustrie der Türkei in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage an Kultur- und Gruppenreisen verzeichnen (vgl. Vielhaber 2000, online).
Was für Intentionen verbergen sich hinter dem Wunsch der Fremde zu begegnen und inwieweit lässt er sich in Gruppenreisen realisieren? Dieser Frage will ich im Hinblick auf die Türkei als Urlaubsdestination nachgehen, gleichzeitig aber auch die damit verbundene Problematik aufzeigen.
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