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E-Book

Wilder Himmelskrieger

Geheimnisse meines Lebens

AutorDamaris Kofmehl, Demetri Betts
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783775172196
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
In einem Gefängnis in North Carolina zur Welt gekommen, lebt Demetri Betts als Teenager lange Jahre auf der Straße. Er beginnt Drogen zu nehmen und versucht schließlich, sich das Leben zu nehmen. Doch nach drei gescheiterten Selbstmordversuchen hat er eine Vision Gottes und ändert sein Leben radikal. Der ehemalige Straßenjunge, Transvestit und Drogendealer steigt aus und wird Pastor. Er evangelisiert auf der Straße, in satanischen Clubs und unter Drogenabhängigen. Er bereist die Welt, predigt und begeistert unzählige Menschen für Jesus. Bis ein Sturm aufzieht. Im August 2012 nimmt sein einziger Sohn sich das Leben. Demetri beginnt zu trinken und erleidet einen totalen Nervenzusammenbruch. Er landet in der Psychiatrie. Doch genau dort, als er versucht ist aufzugeben, keimt neue Hoffnung auf. In seiner Biografie erzählt Demetri Betts Geheimnisse, die nie zuvor enthüllt wurden.

Demetri Betts, bekannt als Tony Brown, ist Autor, Prediger und Sänger. Seine Geschichte kam auf TBM, dem größten christlichen Nachrichtensender der Welt. Mit seiner Frau Damaris Kofmehl hat er sieben Bücher geschrieben.

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NEUANFANG


»Kann ich bei dir übernachten, Adrial?«

»Gab es Zoff mit Zoe?«

»Nein. Ich bin ausgezogen.«

»Wieso?«

»Weil Gott es mir gesagt hat.«

Adrial stand in der Haustür und musterte mich argwöhnisch. Wir hatten mal eine gemeinsame Wohnung gehabt, doch seitdem er in Chapel Hill Journalismus studierte, wohnte er wieder bei seinen Eltern.

»Bist du high?«, fragte er mich mit zusammengekniffenen Augen.

»Nein. Ich weiß, es klingt verrückt, aber Gott hat mit mir geredet.«

»Ach …«

»Er sagte, ich solle weggehen. Aber ich könne mir keine Unterkunft suchen. Er würde das für mich tun.«

»Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich dir das abkaufe, Demetri? Was ist wirklich los? Versteckst du dich vor unserem Dealer? Hast du wieder mal Ecstasy-Pillen verschenkt, anstatt sie zu verkaufen, und schuldest ihm Geld dafür?«

»Ich sag dir die Wahrheit, Adrial. Ich muss fort von hier. Und mit fort meine ich fort von allem.«

»Also bist du doch auf der Flucht.«

»Nein! Das heißt, in gewisser Weise schon.« Ich seufzte. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Etwas ist mit mir passiert gestern Nacht. Es ist mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Diva Coco Brown, die Drogen, das Dealen, das alles will ich nicht mehr.«

»Wieso nicht?«

»Es widert mich an.«

»Es widert dich an?!«

»Vor ungefähr zwei Jahren hatte ich ein krasses Erlebnis mit Gott. Ich hab dir mal davon erzählt, erinnerst du dich?«

Adrial grinste abschätzig. »Das war doch nur ein Trip.«

»War es nicht. Gott ist mir begegnet. Und dasselbe ist gestern beim Rave erneut passiert. Ich hab seine Stimme gehört, so deutlich wie ich jetzt deine Stimme höre. Und Gott hat mir gesagt, ich müsse gehen. Er hat ein anderes Leben für mich vorgesehen, ein besseres, ein aufrichtiges. Als er mir damals half, habe ich mich entschieden, dass er nun bestimmen darf, wo es in meinem Leben langgehen soll. Und es wird Zeit, dass ich beginne, für ihn zu leben, verstehst du?«

Adrial schüttelte den Kopf. »Heißt das, du willst alles aufgeben? Einfach so?«

»Ich muss.«

»Das kannst du nicht! Du bist Diva Coco Brown! Du bist ein Star, Demetri! Du hast erreicht, wovon andere nur träumen können! Und das willst du alles wegwerfen? Für … Gott?!«

»Ja.«

»Du hast sie doch nicht mehr alle.«

»Vielleicht. Aber ich kann nicht anders.«

Adrial fuhr sich durch sein Haar und grinste verständnislos. »Du steigst also aus. Lässt einfach alles sausen. Na schön, wenn es dich glücklich macht. Und was hast du jetzt vor?«

Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, ich könnte für ein paar Nächte hier bei dir bleiben, bis Gott mir zeigt, wo ich wohnen soll.«

»Du hast Geld. Warum mietest du dir keine eigene Wohnung?«

»Weil Gott mir klar sagte, er würde eine Bleibe für mich finden. Und ich vertraue ihm.«

»Das ist doch Irrsinn!«, rief Adrial. »Wie kannst du jemandem vertrauen, den du nicht mal sehen kannst?«

»Also, was ist nun: Kann ich bei dir übernachten oder nicht?«

»Nein!« Adrial verschränkte die Arme. »Wenn du bei Zoe ausgezogen bist, ist das dein Problem, nicht meins. Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben.«

»Nicht mal für eine Nacht?«

»Tut mir leid, aber es geht nicht. Meine Eltern würden total ausrasten.« Er zog langsam die Tür zu. »Ruf mich an, wenn du wieder vernünftig geworden bist.«

Die Tür fiel ins Schloss, und ich blieb einen Moment auf der Veranda des hübschen Einfamilienhauses stehen.

So viel zum Thema Freundschaft, dachte ich und schlurfte zu meinem BMW zurück, den ich in der Einfahrt geparkt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass Adrial mir einfach so die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Andererseits war es irgendwie verständlich, dass er meinen plötzlichen Sinneswandel nicht nachvollziehen konnte. Kein Mensch bricht einfach so seine Zelte ab und lässt sein ganzes Leben hinter sich, um einem Gott zu folgen, den er nicht mal richtig kennt, und um an einen Ort zu gehen, den dieser Gott ihm erst noch zeigen muss. Doch Gottes Anweisung war sehr klar gewesen, und es war keine Option für mich, sie nicht zu befolgen, selbst wenn das, was ich hier tat, menschlich gesehen keinen Sinn ergab.

In dieser Nacht schlief ich fröstelnd in meinem Auto. Die Tasche mit den wenigen Habseligkeiten, die ich aus meinem Zimmer mitgenommen hatte, benutzte ich als Kopfkissen.

Am nächsten Morgen frühstückte ich in einem Restaurant. Eine Zeitung lag auf meinem Tisch, und ich war versucht, sie durchzublättern und zu sehen, ob nicht irgendwo eine Wohnung ausgeschrieben war. Sofort hörte ich Gottes akustische Stimme neben mir: Ich hab dir gesagt, nicht zu suchen.

»Ist ja gut, ich schau ja gar nicht«, murmelte ich kleinlaut und schob die Zeitung wieder weg. Während ich meine Pfannkuchen verdrückte, überlegte ich, wie es jetzt weitergehen sollte. Ich hatte fünfhundert Dollar in der Tasche. Damit könnte ich mir für ein paar Tage ein billiges Hotelzimmer nehmen. Und danach? Mein Geld hatte ich mir bisher mit meinen Auftritten als Diva Coco Brown und Drogendealer verdient. Allerdings war ich ein miserabler Drogendealer gewesen, wie meine Freunde immer sagten, denn ich war viel zu gutmütig und hatte andauernd Drogen verschenkt, anstatt sie zu verkaufen. Mit all dem war jetzt Schluss. Nur wovon sollte ich sonst leben?

Such dir einen anständigen Job, damit du ehrliches Geld verdienen kannst. Wieder klinkte sich Gott in meine Gedanken ein, und als ich aufschaute, fiel mein Blick auf ein Schild an der Tür, auf dem stand: »Bedienung gesucht«. Ich trank meinen Kaffee aus und ging zur Theke. Vielleicht hatte ich ja Glück. Ich bat darum, den Manager zu sprechen, und als er aus der Küche kam, fragte ich ihn nach der ausgeschriebenen Stelle. Tatsächlich war der Job noch zu haben, und fünf Minuten später war ich eingestellt!

»Sie können gleich morgen früh anfangen«, sagte der Manager und schüttelte mir die Hand. »Seien Sie pünktlich.«

Wenn das kein guter Start in mein neues Leben war! Ich fühlte mich großartig, als ich das Restaurant wieder verließ. In derselben Straße, in der sich das Lokal befand, nahm ich mir ein preisgünstiges Hotel, und am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr stand ich auf der Matte und begann meine erste Schicht als Bedienung. Die Arbeit machte mir großen Spaß. Ich bediente die Gäste wie Könige und las ihnen jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie sollten sich so fühlen, als würden sie in einem Fünfsternerestaurant speisen.

Am Nachmittag betrat ein junger Bursche von vielleicht zwanzig Jahren das Lokal. Er war klein, hatte lange blonde Filzlocken und trug ein ausgebleichtes Batik-T-Shirt unter seiner Jeansjacke. Nachdem er sich einen Platz gesucht hatte, bestellte er Hühnchen mit Käse überbacken. Ich brachte es ihm und fragte ihn höflich, ob er sonst noch einen Wunsch habe.

Er musterte mich eingehend. »Wie ist Ihr Name?«

»Demetri«, antwortete ich. »Demetri Betts.«

»Kann es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Hmm.« Er steckte sich eine Pommes in den Mund. »Ich bin mir sicher, ich kenne Sie von irgendwoher.«

»Na ja, viele kennen mich unter meinem Künstlernamen Diva Coco Brown.«

Der junge Mann hörte auf zu kauen. »Diva Coco Brown?! Sie sind Diva Coco Brown?«

»Ja.«

»O Mann!«, rief der Bursche und strahlte mich an, als hätte er im Lotto gewonnen. »Das gibt’s nicht!«

»Was denn?«

»Okay, ich weiß, das mag sich seltsam anhören und Sie werden es vermutlich nicht verstehen«, sagte er und sein Gesicht leuchtete dabei wie das eines Kindes beim Geschenkeauspacken. »Letzten Monat war ich in einem Café. Da hing Ihr Poster von einer Rave-Party an der Wand. Und es war, also wollte Gott mir sagen, dass ich für Sie beten soll. Seither hab ich immer für Sie gebetet, wenn ich irgendwo ein Poster von Ihnen sah. Und nun treff ich Sie hier! Ist das nicht unglaublich?!«

Jetzt war ich es, dem die Kinnlade herunterfiel. »Sie haben ja keine Ahnung, wie unglaublich das ist«, sagte ich. »Vorgestern Nacht bei eben diesem Rave hat Gott auch zu mir geredet, und ich hab ihm mein Leben neu anvertraut.«

»Was?!« Dem Kerl purzelten beinahe die Augen aus dem Kopf. »Ist das wahr?«

»Ja, ist es. Ich habe beschlossen, mich radikal zu ändern. Und dies ist mein erster Arbeitstag in meinem neuen Leben.«

»Was sagt man dazu! Unglaublich, wie Gott Gebete erhört. Das ist einfach nur der Hammer!« Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich bin übrigens Drew. Wir können uns gerne duzen, wenn das okay ist.«

»Hi, Drew.«

»Das muss ich Rocky erzählen«, fuhr er eifrig fort und wollte meine Hand gar nicht mehr loslassen vor lauter Aufregung. »Rocky ist unser Jugendpastor, weißt du. Er war früher mal professioneller Rugbyspieler. Ein cooler Typ. Jetzt leitet er die Jugendgruppe in der Calvary-Chapel-Gemeinde in Hillsborough, einen ziemlich bunten Haufen – schau mich an!« Er grinste breit. »Ich hab allen von dir erzählt und gesagt, sie sollen für dich beten! O Mann, das ist so abgefahren! Du solltest am Sonntag unbedingt vorbeikommen. Die Leute würden ausflippen! Oder hast du schon was vor?«

»Nicht wirklich.«

»Wunderbar!«, plapperte Drew weiter, bevor ich die Chance hatte, es mir anders zu...

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