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E-Book

Dry Aged & Co.

Premiumfleisch für Kenner

AutorSteffen Eichhorn, Stephan Otto, Tanja Eichhorn
VerlagHEEL Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783958432000
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Das Trockenreifen - Dry-agen - von Rindfleisch hat eine lange Tradition und erlebt derzeit eine bemerkenswerte Renaissance. Weniger bekannt ist das Verfahren bei Lamm und Schwein, auch wenn die Ergebnisse geschmacklich denen beim Rind in nichts nachstehen. Wie man dieses außergewöhnliche Fleisch mit dem authentischen, unverwechselbaren Geschmack am besten zubereitet, das zeigen Tanja und Steffen Eichhorn mit ihren kreativen, vielfältigen Rezepten für Grill und Herd. Aber nicht nur dray-aged-Schnitte bekommen ihren kulinarischen Auftritt. Ob Ozaki-Filet ider Miéral Schwarzfederhuhn - die Auswahl der Rezepte rund um die vielfältigsten Premiumfleischprodukte ist ein Höhenflug für verwöhnte Gaumen und Liebhaber exklusiver Genüsse. Die fundierten Hintergrundinformationen von Fleischsommelier Stephan Otto und die faszinierende Food-Fotografie von Markus Gmeiner begeistern darüber hinaus sicherlich nicht nur bekennende Fleischliebhaber

Tanja und Steffen Eichhorn sind beide Grillmeister, sie geben deutschlandweit und in verschiedenen Regionen O?sterreichs ganzja?hrig Grillkurse. 2011 haben die beiden die 'Alte Schule' in Ro?dental bei Coburg ero?ffnet, wo ihre Grillakademie und ein Restaurant beheimatet sind. Hier finden in regelma?ßigen Absta?n- den Steakevents und -verkostungen statt. Gekocht wird natu?rlich auch - Fleischiges und thaila?ndische Spezialita?ten. Zudem produzieren die beiden auf Bestellung Fleischteile im Dry-age-Verfahren und grillen und kochen außerhalb der denkmalgeschu?tzten Mauern ihres Restaurants als Caterer bei renommierten Firmen und vielen Privatkunden. Fleisch ist Stephan Ottos Leidenschaft. 1966 geboren in Heinsberg im Rheinland, kam Stephan Otto nach einer Banklehre, dem Studium der Betriebswirt- schaftslehre in Marburg und Arbeitsstationen als Management-Berater in Du?sseldorf und New York im Jahr 2004 als Quereinsteiger zum Thema Fleisch. Er gru?ndete mit seinen beiden Bru?dern Michael und Wolfgang das Fleisch-Lifestyle-Unternehmen Otto Gourmet, das hochwertiges Fleisch nach Deutschland bringt und es dem Genießer u?ber moderne Vertriebs- wege anbietet. Die gemeinsame Vision, hochwertiges Fleisch mit gutem Gewissen genießen zu ko?nnen, setzt bis heute den Maßstab, ein hervorra- gendes Angebot zu schaffen, das Genuss mit artgerechter Tierhaltung und Nachhaltigkeit verbindet. Otto Gourmet begru?ndete den Fleisch-Online- handel in Deutschland und formte maßgeblich den Trend des bewussten Fleischgenusses mit. Als mehrfacher Co-Autor von Fleischliteratur konnte er sein Experten- wissen, gewonnen aus der ta?glichen Arbeit und Neugierde, weitergeben. Als erster deutscher diplomierter Fleischsommelier, zertifizierter KCBS BBQ-Wettbewerbsjuror und Gescha?ftsfu?hrer der Gebru?der Otto Gourmet GmbH verbindet er seine Leidenschaft mit seinem Beruf.

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Leseprobe

WARENKUNDE & REIFEVERFAHREN

FLEISCHREIFUNG

Wer mag es nicht: ein Stück Fleisch mit vollmundigem Geschmack und einem zarten, saftigen Biss. Wer diesen Genuss schon einmal erlebt hat, schwärmt mit großer Wahrscheinlichkeit von einem gereiften Stück Fleisch.

Bis vor ca. zehn Jahren war die Fleischreifung ein Thema, mit dem sich nur sehr wenige Menschen in Deutschland beschäftigten. In den deutschen Fleischverkaufstheken ging es ausschließlich um das Thema Frische, wollte man die Qualität des Fleisches hervorheben. Alleine die Risikominimierung einer Keimbelastung des Fleisches stand im Marketing – wenn eins betrieben wurde – im Fokus. Die industriellen Massen-Produktions- und Handelsstrukturen erlaubten keine unnötige und damit kostenverursachende Lagerung von Fleisch.

Das Wissen um die geschmacklichen Konsequenzen von nicht gereiftem Fleisch war eher ein unbewusstes: Nur das Filet hatte auch ohne Reifung sicher die gewünschte Zartheit, bei allen anderen Edelteilen war Vorsicht geboten, denn die guten Stücke waren mit hoher Wahrscheinlichkeit zäh.

Doch das Thema Fleischreifung existierte, Spitzenköche und wenige Metzger vom alten Schlag wussten darum, dass gereiftes Fleisch für den Genießer begehrenswert ist und so wurde für den eigenen Gastronomiebetrieb oder auf Vorbestellung für den Metzgereikunden bzw. für den Metzger selbst gereift.

Und wie so oft ist der Prophet im eigenen Lande nichts wert. So kürte eine führende Männergenusszeitschrift im Jahr 2009 das Irish Beef Hereford Prime 21 Tage Dry-aged Ribeye von der Grünen Insel Irland als bestes Steak der Welt. Erstaunlich zum damaligen Zeitpunkt: Das Ribeye/Entrecote setzte sich gegen heimische und internationale Filets durch.

Und damit wurden zwei Trends in Deutschland geboren, die den Sprachgebrauch und das Angebot für den Konsumenten bis heute nachhaltig beeinflussen. Zum einen: Es muss nicht immer Filet sein, zum anderen: Dry-aged Fleisch ist eine Kostprobe allemal wert.

ZIELE DER REIFUNG

Bei der Fleischreifung wird in erster Linie das Ziel verfolgt, das Fleisch sehr zart zu machen. Darum geht es bei allen angewendeten Reifemethoden. Neben der Optimierung der Zartheit hat man durch die Reifung aber auch die Möglichkeit, den Fleischgeschmack positiv zu beeinflussen. Zum einen kann der vorhandene Eigengeschmack des Fleisches konzentriert und damit intensiviert werden, zum anderen ist es aber auch möglich, eine geschmackliche Weiterentwicklung zu erreichen, nämlich dann, wenn neue Geschmacksnuancen den vorhandenen Fleischgeschmack ergänzen.

Grundsätzlich kann man die Reifung als diejenige Phase bezeichnen, in der das Fleisch nach Aufhebung der Totenstarre in einer kontrollierten Umgebung lagert, in der sowohl die hygienischen Bedingungen wie auch die Temperatur überwacht werden. Das Fleisch verbleibt dort so lange, bis sich der gewünschte Zustand im Hinblick auf Zartheit und Geschmack eingestellt hat.

AUSFLUG IN DIE GESCHICHTE DER FLEISCHREIFUNG – EIN BLICK ZURÜCK

Voraussetzung für eine erfolgreiche Fleischreifung ist die schon beschriebene Umgebung, in der die Hygiene und die Temperatur überwacht werden. Eine Temperaturüberwachung gibt es erst seit der Erfindung des Kühlschrankes, also etwa seit dem Jahr 1930. Vorher gab es Eisschränke, Höhlen oder gar keine Möglichkeit, Lebensmittel sicher kühl zu lagern. Zwar wurde Fleisch auch schon vor der Existenz des Kühlschrankes, der die Möglichkeit einer sicher gleichbleibend gekühlten Umgebung bietet, gelagert, aber üblich war es, Fleisch zusätzlich direkt zu konservieren – sei es durch Salzen, Räuchern oder Einkochen.

Erst mit dem Einzug von Kühlkammern in die Fleischverarbeitung bot sich somit die Möglichkeit, Fleisch länger gekühlt zu lagern.

Bis Ende der 1960er-Jahre fand so die Reifung des Fleisches in Kühlkammern statt. Die Tiere hingen komplett oder nach Grobzerlegung in Vorderviertel, Rücken und Hinterviertel in der Kammer. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „am Knochen reifen“, da die Feinzerlegung zu diesem Zeitpunkt noch nicht stattgefunden hatte. In erster Linie hatte das den praktischen Grund, dass das Fleisch so besser geschützt vor Austrocknung und Verkeimung war im Vergleich zur Lagerung in verkaufsfertigen, kleinen Portionen. Einen festgeschriebenen Standard für die Reifezeit gab es zu dieser Zeit nicht, wir können davon ausgehen, dass die Reifedauer durch Abverkauf und sicherlich durch individuelle Erfahrungen geprägt war.

Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre gab es den nächsten Technologiesprung: vakuumiertes Fleisch. Durch das Verpacken und die Lagerung von Fleisch in Vakuumbeuteln ergaben sich zwei Vorteile. Erstens eine deutlich längere, sichere Lagerdauer, da nach dem Verpacken keine weitere zusätzliche Verkeimung mehr stattfinden konnte und zweitens das Verhindern des Gewichtsverlustes, da es nicht mehr weiter austrocknete. Dem Metzger bot sich also die Möglichkeit, das Fleisch günstiger anzubieten.

Diese beiden Vorteile waren für die Fleischindustrie so überzeugend, dass das vakuumierte Fleisch in kurzer Zeit zur dominanten Verpackungsart wurde.

Zu diesem Zeitpunkt überwogen die praktischen Gründe für Vakuumierung, Gesichtspunkte des Genusses spielten noch keine Rolle.

Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema Fleischreifung stammen zumeist aus den 1980er- und 1990er-Jahren sowie aus heutiger Zeit.

Gereiftes, vakuumiertes Fleisch wurde uns Deutschen dann Anfang der 1970er-Jahre präsentiert. Auch wenn es damals und heute so nicht beworben wird. Die neue Verpackung in Vakuumbeuteln machte es möglich, Fleisch aus Südamerika nach Deutschland zu importieren. Dieses Fleisch war mehrere Wochen im Vakuumbeutel unterwegs und kam somit perfekt gereift auf die Teller der neu entstehenden südamerikanischen Steakhäuser. Binnen kurzer Zeit hatten die aus Argentinien importierten Steaks den Ruf, die besten zu sein, die man in Deutschland bekommen konnte. Sie waren ganz einfach wesentlich zarter als unser ungereiftes deutsches Fleisch.

Wenn über gereiftes Fleisch gesprochen wird, muss man natürlich auch einen Blick in die Rindfleischnation USA werfen. Auch hier machte der Fortschritt nicht halt und so stellte die Fleischindustrie ab dem Jahr 1967 auf Vakuumbeutel um. Im Unterschied zu Deutschland führte die ausgeprägte Steakhouse-Kultur allerdings dazu, dass trocken gereiftes Fleisch weiterhin verfügbar war. Nahezu alle bekannten Steakhäuser sind für die eigene Reifung nach dem Dry-aging-Verfahren bekannt. Schon in den 1980er-Jahren erlebte diese Vorgehensweise einen Boom.

So konnte der deutsche Tourist die Vorzüge eines dry-aged Steaks genießen und dieses Erlebnis mit nach Deutschland bringen. Ein Export von dry-aged Fleisch aus den USA war und ist bis dato nicht möglich.

Eines der ersten Steakhäuser nach US-Vorbild in Deutschland, das das Thema Dry-aging aufgegriffen hat, war die 2011 gegründete Meatery in Hamburg. Küchenchef Hendrik Maas konnte vorher im Steakhouse Wolfgang’s in New York Einblicke in die Steakhouse-Fleischreifung gewinnen.

Ein Filmteam aus Deutschland, das das schimmelbefallene Fleisch aus den Reifekammern des Wolfgang’s in die deutschen Wohnzimmer brachte, erregte weitere Aufmerksamkeit für das Thema Dry-aging.

So populär – und auch spektakulär – das Dry-aging auch sein mag, aber auch in Irland war die dominierende Form der Fleischreifung das Wet-aging. Allerdings wurde auch hier, genau wie in den USA, die Kunst des Dry-aging über die Steakhouse- und Metzger-Kultur aufrechterhalten.

In Irland rückte das Thema Dry-aging dann Anfang des neuen Jahrtausends in den erweiterten Fokus der Gastronomie und damit der Produzenten, die dann ein paar Jahre später begannen, trocken gereiftes Fleisch auf das europäische Festland zu exportieren.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in der Vergangenheit das Thema Fleischreifung ausschließlich beim Rindfleisch im öffentlichen Fokus stand.

GRUNDLAGEN ZUR FLEISCHREIFUNG

Grundsätzlich kann jedes Fleisch gereift werden.

SOLLTE JEDES FLEISCH GEREIFT WERDEN?

Wenn wir uns die Ziele des Reifens anschauen, dann versuchen wir ja, über die Reifung die Zartheit zu erhöhen und den Geschmack zu verbessern.

Die Verbesserung der Zartheit über den Reifeprozess macht natürlich nur bei denjenigen Stücken Sinn, bei denen wir auch eine verbesserte Zartheit wahrnehmen können. Damit sind wir bei den Kochverfahren. Vom Gesichtspunkt der Zartheit ausgehend macht es nur Sinn, Stücke zu reifen, die kurzgebraten werden können. Schmorstücke zu reifen, ist nicht sinnvoll, da hier durch den langen Garprozess die Grundzartheit des Ausgangsproduktes keine wahrnehmbare Rolle mehr spielt.

Aus diesem Grund werden die sogenannten Edelteile, insbesondere die Rückenstücke, gereift und nicht die Ober- oder Unterschale, aus denen Rouladen und Gulasch geschnitten werden.

Schauen wir uns die verschiedenen Tierarten an, so gilt auch hier, dass grundsätzlich jede Tierart gereift werden kann. Geläufig ist uns die Reifung bei Rind. Die meisten wissen auch, dass Wild in der Decke abhängen kann....

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