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Ökonomie der Geschlechterdifferenz

Zur Persistenz von Gender Gaps

AutorMargareta Kreimer
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl405 Seiten
ISBN9783531914107
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,99 EUR
Das Buch beinhaltet eine mit empirischen Arbeiten zur österreichischen Situation unterlegte Analyse ökonomisch relevanter Geschlechterdifferenzen sowie deren Veränderungsmöglichkeiten aus einer ökonomisch-feministischen Perspektive. Ausgangspunkt und Problemstellung bilden die Existenz und vor allem die Dauerhaftigkeit der auf vielen Ebenen feststellbaren Gender Gaps und der darin festgehaltene Aspekt der Diskriminierung. Für eine Reihe solcher Differenzen im Arbeitsmarkt (Einkommen, Beschäftigung, Arbeitszeit, Berufskarriere) und für den Gender Gap Care wird gezeigt, wie die asymmetrische Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern (re-)produziert wird, welche Erklärungsansätze die Wirtschaftswissenschaften im mainstream sowie in der erweiterten Perspektive der feminist economics anbieten, und schließlich wie Gleichstellungspolitik Gestaltungsspielräume eröffnen und nutzen kann.


Dr. Margareta Kreimer ist Universitätsdozentin am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Graz.

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Leseprobe
5 Gender Gap und Gleichheit Der lange Weg zur Gleichstellung der Geschlechter (S. 265-266)

Welche Schlussfolgerungen für eine erfolgreiche Gleichstellungspolitik können aus den Untersuchungen zum Gender Gap gewonnen werden? Was wären adäquate Konzepte und politische Modelle zur Erreichung von gender equality unter Berücksichtigung der Care- Dimension? Wie ist gender equality im Kontext der Gleichheits- und Differenzdebatten feministischer Forschung zu definieren? Um diese Fragestellungen geht es im vorliegenden Kapitel, das damit dem emanzipatorischen Anspruch Rechnung trägt, den Gender Gap nicht nur empirisch zu untersuchen, sondern auch eine theoretisch fundierte Analyse zur aktiven Veränderung bestehender Benachteiligungen, Asymmetrien und Diskriminierungen zu liefern.

Der Ausgangspunkt ist nach wie vor die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, deren diskriminierende Aspekte es in Richtung einer geschlechteregalitären Gesellschaft zu verändern gilt. Der unmittelbar angesprochene Politikbereich ist rechtliche Gleichstellungspolitik, geht es doch um gleiche Rechte von Frauen und Männern, um Gleichberechtigung. Die Forderung nach letzterer reicht bis in die Anfänge der Aufklärung zurück (Sporrer 1997), wenngleich die Realisierung gleicher Rechte sich als äußerst zäh erwiesen hat.

Unabhängig davon, wie weit es tatsächlich möglich ist, Emanzipation durch den Gleichheitssatz (ebd., 37) zu erreichen, kann Gleichstellungspolitik nicht auf die rechtliche Ebene beschränkt bleiben, sondern muss als Gestaltungsauftrag in alle Politikfelder einfließen: Benachteiligungsstrukturen finden sich in allen Bereichen, haben sich als äußerst verfestigt erwiesen und zeigen keine inhärente Tendenz, auf absehbare Zeit von selbst zu verschwinden.

Ausgehend von Gleichstellungsgesetzen über die Installierung von Frauen- und Gleichstellungsstellen, die Entwicklungen von Konzepten der Frauenförderung bis hin zum Instrument der Quote reicht Gleichstellungspolitik, die jüngst um das Konzept des Gender Mainstreaming ergänzt wurde, das die Verankerung der gleichstellungspolitischen Perspektive in allen Politikbereichen vorsieht und insbesondere über die Beschäftigungspolitik von der EU forciert wird.

Gleichstellungspolitik bedarf wie jeder Politikbereich einer theoretischen Fundierung, die sich in diesem Fall ob der Querschnittsmaterie der Gleichstellungsfrage schon nicht einfach erwiesen hat, geht es doch um eine Gleichheitsperspektive in allen Lebensbereichen. Gleichstellungspolitik gründet sich auch auf feministische Theorie und Gender- Forschung und sollte deren Erkenntnisse aufnehmen, reflektieren und anwenden.

Die Verbindung von Theorie und Praxis vor dem Hintergrund des emanzipatorischen Anspruchs auf Veränderung war und ist kein leichtes Unterfangen, aber auch Anlass zur Weiterentwicklung und in diesem Sinne ein kreativer Prozess. Eine erste Phase der kritischen Auseinandersetzung der TheoretikerInnen mit der Institutionalisierung der Gleichstellungspolitik Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre (vgl. ausführlich Biester et al. 1994) hat zur Aufarbeitung der Gleichheits-Differenz-Debatte geführt (siehe Kap. 5.1).

Die aktuelle und teilweise massive theoretische Kritik gegenüber der forcierten politischen Implementierung von Gender Mainstreaming hat derzeit noch eher den Charakter einer Spaltung zwischen feministisch-theoretischen Arbeiten und Gleichstellungs- und Frauenförderpolitik, gleichzeitig werden in diesem Diskurs Fragen neu aufgeworfen (z.B. nach den Zielen der Gleichstellungspolitik), grundlegende Instrumente etabliert (z.B. umfassende Datenanalyse nach dem Geschlecht), das Feld der AkteurInnen erweitert und potenziell der Blick von den Defiziten der Frauen auf jene der Männer verlagert (siehe ausführlich Kap. 5.1 und 5.2).

Auch der in vielerlei Hinsicht zentrale Organisationsaspekt – Diskriminierungsprozesse sind Teil organisationalen Handelns – gerät stärker ins Blickfeld, gerade hier tun sich Anknüpfungspunkte für die feministische Theorie zu Gendering Organizations auf. Derzeit ist der Diskurs zwischen Theorie und Praxis zwar noch mehr als unübersichtlich,2 aber dafür umso präsenter – und das macht Gleichstellungspolitik zumindest sichtbar.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
1 Einleitung: Ökonomie und Geschlechterdifferenz9
2 Zur Empirie des Gender Gap in Österreich33
3 Gender Gap und Arbeitsmarkt Die endlose Varietät der Differenz54
4 Gender Gap und Care Zur Analyse lebensweltlicher Arrangements und ihrer Alternativen178
5 Gender Gap und Gleichheit Der lange Weg zur Gleichstellung der Geschlechter264
6 Resümee und Ausblick363
Literaturverzeichnis369
Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Übersichten403
Danksagung405

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