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Goethes: Die Zauberflöte II

Die Entdeckung von Goethes ägyptischen Mysterien im Bindeglied zwischen Mozarts "Zauberflöte" und der "Faust"-Dichtung. Vollständiges Textbuch von Goethes"Der Zauberflöte zweyter Theil - Fragment" mit einer Einleitung und Neuinterpretation von George Cebadal

AutorJohann Wolfgang von Goethe
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl108 Seiten
ISBN9783741200793
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
-Volltext von Goethes "Der Zauberflöte zweyter Theil - Fragment" -Goethes "Zauberflöten"-Fortsetzung als ein Schlüssel zu Mozart und Gesamtwerk -Die Entdeckung von Goethes "Egyptischen Geheimnissen" - Ein neuer Forschungsansatz Goethes Fortsetzung der "Zauberflöte" dürfte selbst unter den größten Liebhabern von Mozarts und Schikaneders berühmter Oper noch weitgehend unbekannt geblieben sein. Dieses Schattendasein führt Goethes zweiter Teil der "Zauberflöte" aber eigentlich vollkommen zu Unrecht, denn neben einem lohnenden Lesevergnügen kann dieser Librettoentwurf auch als Schlüssel zum Verständnis der berühmten ersten "Zauberflöte" betrachtet werden. Sozusagen könnte die Fortsetzung als eine Interpretation von Mozarts und Schikaneders "Zauberflöte" aus Perspektive des "Dichterfürsten" und - nicht zuletzt - des Zeitgenossen Goethe verstanden werden. Angesichts eines so rätselhaften Werkes wie der "Zauberflöte", deren Rätsel wohl nie ganz aufzulösen sein werden, erscheint der Versuch, eine Annäherung über Goethe zu finden, doch überaus reizvoll. Zumal Goethe sich für seinen zweiten Teil des "Fausts" gewünscht hatte: "Wenn es nur so ist, dass die Menge der Zuschauer Freude an der Erscheinung hat; dem Eingeweihten wird zugleich der höhere Sinn nicht entgehen, wie es ja auch bei der 'Zauberflöte' und andern Dingen der Fall ist." Die Worte Goethes weisen auf ein bestimmtes Wissen hin, mit welchem nicht nur die "Faust"-Dichtung, sondern ebenso die "Zauberflöte" auf besondere Weise zu erschließen sei. Cebadal deutet Goethes geheimnisvollen "Eingeweihten" im Sinne initiatorischer Vereinigungen, wie den Freimaurern. Goethe selbst war ein Freimaurer und hielt weitere enge Kontakte zu verschiedenen Kreisen, die den Mysterien nachgingen. Ebenso sind die kongenialen Macher der ersten "Zauberflöte", Mozart und Schikaneder, Mitglieder in Freimaurerlogen gewesen. Vor diesem Hintergrund erfasst C. nun Goethes Fortsetzung der "Zauberflöte" im Kontext von kultischen Einweihungsriten und Mysterienkultur. Dabei werden grundlegende Hintergründe ermittelt und ein völlig neues Motiv hinter dem Knaben im Kasten, der sogenannten "Zentralerfindung", aufgedeckt. Goethes "Zauberflöten"-Fortsetzung erscheint so in ganz neuem Licht. Dahinter werden rituelle Praktiken, mystisch-kultische Motive und Vorstellungen erkennbar, die sich in der ersten "Zauberflöte" und der "Faust"-Dichtung wiederfinden und derart eine weitere Annäherung an den "höheren Sinn" dieser Rätselwerke verschaffen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung. Während seiner Leitung des Weimarer Theaters zwischen 1791 und 1813 brachte Goethe fast 300 Aufführungen von Mozarts Opern auf die Bühne. Die "Zauberflöte" war unter diesen mit 82 Aufführungen die meist gespielte Oper und überhaupt das erfolgreichste und beliebteste Bühnenstück unter Goethes Theaterleitung. Goethes Neigungen zu Mozart und der "Zauberflöte" gingen jedoch über das Populäre hinaus. Für seinen zweiten Teil des "Fausts" wünschte sich Goethe: "Wenn es nur so ist, dass die Menge der Zuschauer Freude an der Erscheinung hat; dem Eingeweihten wird zugleich der höhere Sinn nicht entgehen, wie es ja auch bei der 'Zauberflöte' und andern Dingen der Fall ist." Die ideelle Verbindung zu Mozart bringt Goethe noch 1829 gegenüber Eckermanns Hoffnung einen Komponisten für die Musik zum "Faust" zu finden zum Ausdruck: "Es ist ganz unmöglich [...] Das Abstoßende, Widerwärtige, Furchtbare, was sie stellenweise enthalten müsste, ist der Zeit zuwider. Die Musik müsste im Charakter des 'Don Juan' sein; Mozart hätte den 'Faust' komponieren müssen." Mit konkreten Arbeiten am Text für seinen zweiten Teil der "Zauberflöte" hatte Goethe 1795 begonnen. Schließlich wich er von seinen ursprünglichen Plänen für die Oper ab - wohl weil er auch hier keinen geeigneten Komponisten finden konnte und darüber hinaus im Allgemeinen zu hohen Idealvorstellungen nachhing - und veröffentlichte 1807 "Der Zauberflöte zweyter Theil - Fragment" als ein fragmentarisches Leselibretto. Trotz des bruchstückhaften Charakters lässt sich jedoch nach formalen Gesichtspunkten (Ende in der Operntradition des 17. und 18. Jh.) und vor allem auf der symbolischen Handlungsebene ein abgeschlossener Verlauf konstatieren. Schon Mozarts und Schikaneders erste "Zauberflöte" von 1791 begleiteten die Unruhen der Französischen Revolution, welche sich in den folgenden Jahren dramatisieren sollten. Neben der Unruhe in dieser Zeit der Gegensätze, in der sich bald Klassik und Romantik wie Absolutismus und Französische Revolution gegenüberstanden, teilte Goethe mit dem kongenialen Duo der "Zauberflöte" das Interesse an der Freimaurerei. Mozart und Schikaneder hatten ebenso wie Goethe in Freimaurerlogen verkehrt. Dazu war es die Zeit der Mysterienbegeisterung und Ägyptophilie. Die erste "Zauberflöte" wurde von ihren Machern unter dem Arbeitstitel "Die Egyptischen Geheimnisse [=Mysterien]" diskutiert.

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Leseprobe

Der


Zauberflöte


Zweyter Theil


Fragment


Johann Wolfgang Goethe

Tag, Wald, Felsengrotte zu einem ernsthaften Portal zugehauen.

Aus dem Walde kommen

Monostatos. Mohren.

Monostatos:

Erhebet und preiset,

Gefährten, unser Glück!

Wir kommen im Triumphe

Zur Göttin zurück.

Chor:

Es ist uns gelungen,

Es half uns das Glück!

Wir kommen im Triumphe

Zur Göttin zurück.

Monostatos:

Wir wirkten verstohlen,

Wir schlichen hinan;

Doch was sie uns befohlen,

Halb ist es gethan.

Chor:

Wir wirkten verstohlen,

Wir schlichen hinan;

Doch was sie uns befohlen,

Bald ist es gethan.

Monostatos:

O Göttin! die du, in den Grüften

Verschlossen, mit dir selber wohnest,

Bald in den höchsten Himmelslüften,

Zum Trutz der stolzen Lichter, thronest,

O höre deinen Freund! höre deinen künftigen Gatten!

Was hindert dich, allgegenwärtige Macht,

Was hält dich ab, o Königin der Nacht!

In diesem Augenblick uns hier zu überschatten.

(Donnerschlag. Monostatos und die Mohren stürzen zu Boden. Finsterniß.

Aus dem Portal entwickeln sich Wolken und verschlingen es zuletzt.)

Die Königin (in den Wolken):

Wer ruft mich an?

Wer wagt's mit mir zu sprechen?

Wer diese Stille kühn zu unterbrechen?

Ich höre nichts – so bin ich denn allein!

Die Welt verstummt um mich, so soll es sein.

(Die Wolken dehnen sich über das Theater aus und ziehen über Monostatos und die Mohren hin, die man jedoch noch sehen kann.)

Woget ihr Wolken hin,

Decket die Erde,

Daß es noch düsterer,

Finsterer werde!

Schrecken und Schauer,

Klagen und Trauer

Leise verhalle bang,

Ende den Nachtgesang

Schweigen und Tod.

Monostatos und das Chor (in voriger Stellung, ganz leise):

Vor deinem Throne hier

Liegen und dienen –

Königin:

Seid ihr Getreuen mir

Wieder erschienen?

Monostatos:

Ja, dein Getreuer,

Geliebter, er ist's.

Königin:

Bin ich gerochen?

Chor:

Göttin, du bist's!

Königin:

Schlängelt, ihr Blitze,

Mit wüthendem Eilen,

Rastlos, die lastenden

Nächte zu theilen!

Strömet, Kometen,

Am Himmel hernieder!

Wandelnde Flammen

Begegnet euch wieder,

Leuchtet der hohen

Befriedigten Wuth!

Monostatos und das Chor:

Siehe! Kometen

Sie steigen hernieder,

Wandelnde Flammen

Begegnen sich wieder,

Und von den Polen

Erhebt sich die Gluth.

(Indem ein Nordlicht sich aus der Mitte verbreitet, steht die Königin wie in einer Glorie.

In den Wolken kreuzen sich Kometen, Elmsfeuer und Lichtballen. Das Ganze muß durch Form und Farbe und geheime Symmetrie einen zwar grausenhaften, doch angenehmen Effect machen.)

Monostatos:

In solcher feierlichen Pracht

Wirst du nun bald der ganzen Welt erscheinen;

In's Reich der Sonne wirket deine Macht.

Pamina und Tamino weinen;

Ihr höchstes Glück ruht in des Grabes Nacht.

Königin:

Ihr neugeborner Sohn ist er in meinen Händen?

Monostatos

Noch nicht; doch werden wir's vollenden,

Ich les' es in der Sterne wilden Schlacht.

Königin:

Noch nicht in meiner Hand? was habt ihr denn gethan?

Monostatos:

O Göttin sieh uns gnädig an!

In Jammer haben wir das Königshaus verlassen.

Nun kannst du sie mit Freude hassen.

Vernimm! – Der schönste Tag bestieg schon seinen Thron,

Die süße Hoffnung nahte schon,

Versprach, der Gattentreue Lohn,

Den lang erflehten ersten Sohn.

Die Mädchen wanden schon die blumenreichsten Kränze,

Sie freuten sich auf Opferzug und Tänze,

Und neue Kleider freuten sie noch mehr.

Indeß die Fraun mit klugem Eifer wachten,

Und mütterlich die Königin bedachten –

Unsichtbar schlichen wir durch den Palast umher –

Da rief's: ein Sohn! ein Sohn! Wir öffnen ungesäumt

Den goldnen Sarg, den du uns übergeben,

Die Finsterniß entströmt, umhüllet alles Leben,

Ein jeder tappt und schwankt und träumt.

Die Mutter hat des Anblicks nicht genossen,

Der Vater sah noch nicht das holde Kind,

Mit Feuerhand ergreif' ich es geschwind,

In jenen goldnen Sarg wird es sogleich verschlossen –

Und immer finstrer wird die Nacht,

In der wir ganz allein mit Tigeraugen sehen;

Doch ach! da muß, ich weiß nicht welche Macht,

Mit strenger Kraft uns widerstehen.

Der goldne Sarg wird schwer –

Chor:

Wird schwerer uns in Händen.

Monostatos:

Wird schwerer, immer mehr und mehr!

Wir können nicht das Werk vollenden.

Chor:

Er zieht uns an den Boden hin.

Monostatos:

Dort bleibt er fest und läßt sich nicht bewegen.

Gewiß! es wirkt Sarastro's Zaubersegen.

Chor:

Wir fürchten selbst den Bann und fliehn.

Königin:

Ihr Feigen, das sind eure Thaten?

Mein Zorn –

Chor:

Halt ein den Zorn, o Königin!

Monostatos:

Mit unverwandtem klugem Sinn

Drück' ich dein Siegel schnell, das niemand lösen kann,

Auf's goldne Grab und sperre so den Knaben

Auf ewig ein.

So mögen sie den starren Liebling haben!

Da mag er ihre Sorge sein!

Dort steht die todte Last, der Tag erscheinet bange,

Wir ziehen fort mit drohendem Gesange.

Chor:

Sähe die Mutter je

Säh' sie den Sohn;

Risse die Parze gleich

Schnell ihn davon.

Sähe der Vater je

Säh' er den Sohn;

Risse die Parze gleich

Schnell ihn davon.

Monostatos:

Zwar weiß ich, als wir uns entfernt,

Ist federleicht der Sarkophag geworden.

Sie bringen ihn dem brüderlichen Orden,

Der, still in sich gekehrt, die Weisheit lehrt und lernt.

Nun muß, mit List und Kraft, dein Knecht auf's neue wirken!

Selbst in den heiligen Bezirken

Hat noch dein Haß, dein Fluch hat seine Kraft.

Wenn sich die Gatten sehn, soll Wahnsinn sie berücken;

Wird sie der Anblick ihres Kinds entzücken,

So sei es gleich auf ewig weggerafft.

Königin, Monostatos und Chor:

Sehen die Eltern je

Sehn sie sich an;

Fasse die Seele gleich

Schauder und Wahn!

Sehen die Eltern je

Sehn sie den Sohn;

Reiße die Parze gleich

Schnell ihn davon!

(Das Theater geht in ein Chaos über, daraus entwickelt sich

Ein königlicher Saal.

Frauen tragen auf einem goldnen Gestelle, von welchem ein prächtiger Teppich herabhängt, einen goldnen Sarkophag. Andre tragen einen reichen Baldachin darüber. Chor.)

Chor der Frauen:

In stiller Sorge wallen wir

Und trauern bei der Lust;

Ein Kind ist da, ein Sohn ist hier,

Und Kummer drückt die Brust.

Eine Dame:

So wandelt fort und stehet niemals stille,

Das ist der weisen Männer Wille,

Vertraut auf sie, gehorchet blind;

So lang ihr wandelt lebt das Kind.

Chor:

Ach armes eingeschloss'nes Kind

Wie wird es dir ergehen.

Dich darf die gute Mutter nicht,

Der Vater dich nicht sehen.

Eine Dame:

Und schmerzlich sind die Gatten selbst geschieden,

Nicht Herz an Herz ist ihnen Trost gegönnt.

Dort wandelt er, dort weinet sie getrennt;

Sarastro nur verschafft dem Hause Frieden.

Chor:

O schlafe sanft, o schlafe süß,

Du längst erwünschter Sohn!

Aus diesem frühen Grabe steigst

Du auf des Vaters Thron.

Eine Dame:

Der König kommt, laßt uns von dannen wallen.

Im öden Raum läßt er die Klage schallen,

Schon ahnet er die Öde seines Throns;

Er sehe nicht den Sarg des theuern Sohns.

(Sie ziehen vorüber.)

Tamino:

Wenn dem Vater, aus der Wiege,

Zart und frisch der Knabe lächelt,

Und die...

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