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E-Book

PorNö

Aussteigen aus dem Egosex

AutorChristina Rammler
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl134 Seiten
ISBN9783775173278
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Pornos machen etwas mit uns, und das hat oft weit reichende Konsequenzen. Die Frage ist: Wollen wir das wirklich? Nö?! Mit vielen praktischen Tipps und ohne moralischen Zeigefinger zeigt Christina Rammler Wege aus der Sucht. Mach dich auf die Suche nach dem, was Porno mit dir macht, und entdecke Schritt für Schritt, wie auch du Nö sagen kannst. Ein persönlicher Wanderführer für Männer und Frauen, die aus der Endlosschleife der heimlichen Lust aussteigen wollen und mutig genug sind, einen gnadenlos ehrlichen Blick in den Spiegel zu werfen und der Wahrheit über sich selbst ins Auge zu schauen.

Jahrgang 1981, hat Spanisch und Englisch auf Lehramt und 'Ethik der Textkulturen' (M.A.) studiert. 'Denken, Reden und Schreiben' bezeichnet sie als ihre 'drei Kernkompetenzen'. Neben ihrer Tätigkeit als Coach und Rednerin lebt sie ihre Leidenschaft, Kirche für kirchendistanzierte Menschen zu bauen, derzeit im ICF Augsburg. (www.christina-rammler.de)

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Leseprobe

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KAPITEL 3


Etappenziel I


Wissenswert – Mein Pornodrama einschätzen


Pornografie – wörtlich das Schreiben über Huren. Oder auch: Die explizite Darstellung von Geschlechtsteilen, in irgendeiner Weise beim sexuellen Akt vereint.2 Auf Beamtendeutsch klingt das dann folgendermaßen:

Als pornografisch ist eine Darstellung anzusehen, wenn sie unter Ausklammerung aller sonstigen menschlichen Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund rückt und ihre Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf das lüsterne Interesse des Betrachters an sexuellen Dingen abzielt.3

Pornografie reduziert. Reduziert Menschen auf bestimmte Körperteile. Reduziert eine unendliche Vielfalt an Emotionen, Gedanken und komplexen Wahrnehmungen auf ein einziges Gefühl: die Lust. Zugegeben, ein sehr mächtiges, schier unkontrollierbares Gefühl, das unser Denken und Handeln mehr beeinflusst, als man es bei vernunftbegabten Wesen für möglich halten sollte. Belegt wurde dies bereits im Jahr 2001, als George Loewenstein und Dan Ariely eine wissenschaftliche Studie an der Universität Berkeley durchführten. Sie kommen dabei zu folgendem Ergebnis:

Selbst der intelligenteste, rationalste Mensch scheint unter dem Einfluss starker Emotionen ein vollkommen anderer zu sein, als er zuvor glaubte. Und die Leute schätzen sich nicht nur falsch ein – sie schätzen sich extrem falsch ein. […] Der Zustand sexueller Erregung ist uns vertraut, sehr menschlich und vollkommen alltäglich. Dennoch unterschätzen wir alle regelmäßig, in welchem Maß sexuelle Erregung unser Über-Ich negiert und dann Emotionen unser Verhalten steuern können.4

Emotionen haben die Macht, unser Verhalten zu steuern. Die Verteilung der Machtverhältnisse fällt dabei folgendermaßen aus: Je stärker die Emotion, desto höher die Macht, die sie ausspielen kann, desto stärker also der Einfluss, den sie auf unser Handeln hat. Wenn uns übermächtige Gefühle im Griff haben, haben wir uns selbst nicht mehr unter Kontrolle. Plötzlich verschwimmen die Grenzen von Richtig und Falsch, von Gut und Schlecht, von Wichtig und Unwichtig. Plötzlich werfen wir Überzeugungen über Bord und werden blind für das, was wir eigentlich glauben. Plötzlich werden wir zu Menschen, von denen wir bisher nicht wussten, dass es sie gibt.

Eines dieser Gefühle, die uns kontrollieren können, heißt Lust. Wenn sie von Zeit zu Zeit über uns kommt, sind wir ihr scheinbar ohnmächtig ausgeliefert. Dann können wir irgendwie nicht anders, als ihrem ungeduldigen Drängen nachzugeben und ihren Hunger mit einem kurzen Klick zu stillen. Und plötzlich stecken wir wieder mittendrin im Kreislauf der Lust: Denn ganz egal, wie viele Pornos auch immer wir schauen, ihr Hunger ist niemals endgültig befriedigt. Ganz im Gegenteil, denn mit jedem Mal Porno füttern wir das Tier der Lust in uns noch mehr, sodass es stärker und stärker wird. Und irgendwann schauen wir dann Dinge an, von denen wir niemals für möglich gehalten hätten, dass wir sie jemals anschauen würden. Irgendwann denken und tun wir dann Dinge, die wir eigentlich nicht wollen. Irgendwann verlieren wir, wie wir ursprünglich einmal leben und wer wir ursprünglich einmal sein wollten.

Genau diese Erfahrung musste auch Kathi machen, die mit Anfang 20 hochgradig pornosüchtig war.5 In der Hochphase ihres Pornokonsums musste sie sich, um Lust zu empfinden, Dinge ansehen, vor denen sie sich unter normalen Umständen geekelt hätte. Warum das so ist, erklären neurobiologische Erkenntnisse zu süchtigem und damit auch pornosüchtigem Verhalten wie folgt: Pornografische Bilder haben eine für den Konsumenten positive Wirkung, denn sie lassen ihn die Realität kurzzeitig vergessen und beruhigen damit das limbische System. Von Mal zu Mal speichert das Gehirn diesen erleichternden Effekt, es lernt dazu, bildet entsprechend neue Synapsen und baut bereits vorhandene synaptische Verbindungen weiter aus. Das Gehirn stellt damit sicher, dass die Information in Zukunft noch zielsicherer zu den entsprechenden Nervenzellen gelangt, dass sich die Wirkung noch schneller einstellt. Das erleichternde Hochgefühl stellt sich noch unmittelbarer ein, sobald die Sucht bedient wird. Umgekehrt erschwert diese neuronale Veränderung aber auch, dass ähnlich intensive Gefühle der Glückseligkeit über andere Wege erlebbar werden. Zu schnell und einfach ist es, die bereits breit ausgebauten Gehirnautobahnen zu nutzen, um zum Ziel zu kommen. Im Laufe der Zeit entsteht auf diese Weise ein Suchtverhalten, denn der Pornokonsument gewöhnt sich an die immer selben Reize. Ab sofort braucht er, so wie es auch bei Kathi der Fall war, eine höhere Dosis, einen stärkeren Reiz, um den gleichen beruhigenden, schmerzstillenden Effekt im Gehirn zu erzielen.6 Klingt ja alles ziemlich dramatisch! Klingt, als würde Porno uns zu lustgetriebenen Zombies machen. Klingt, als wäre Porno eine nukleare Katastrophe, eine Art Tschernobyl für unsere Identität. Aber stimmt das denn überhaupt? Ist die Sache mit den Pornos wirklich so dramatisch? Und noch viel wichtiger: Wie dramatisch ist die Sache mit den Pornos denn für dich? Wie erlebst du die Macht der Pornografie in deinem eigenen Leben? Genau das wirst du jetzt, am ersten Etappenziel deiner Wanderung, herausfinden!

Nachdenklich – Das Drama mit den Pornos!


Schritt 1: Schätze dich selbst ein!


Wie pornoaktiv bist du?

gar nichtsehr seltenseltenab und zuhäufigsehr häufig

Wie stark, glaubst du, haben Pornos deine Bilder und Einstellungen über dich, über Sex sowie über andere Männer und Frauen geprägt?

schwachmittelstark

Warum?

 

Schritt 2: Was verbinde ich mit Pornos?


Welche Begriffe, Gedanken, Erlebnisse, Emotionen, Bilder oder Vorstellungen kommen dir spontan in den Sinn, wenn du das Wort »Porno« hörst? Schreibe sie hier spontan, ohne groß darüber nachzudenken, auf. Das Wichtigste bei all dem ist: Kenne keine Tabus! Alles, was dir hier einfällt, ist erlaubt! Lass alles raus, ohne dich zu schämen oder in irgendeiner Weise zu werten!

 

Schritt 3: Welches Gefühl steckt dahinter?


Jetzt nimm deine Gedanken einmal etwas genauer unter die Lupe. Nimm zwei verschiedenfarbige Stifte und markiere deine Aussagen folgendermaßen:

Farbe 1 = fühlt sich gut an. Klingt nach Spaß und Freiheit, weckt Neugierde, verspricht sexuelle Bedürfnisbefriedigung für Mann und Frau.

»Wenn ich bei Porno an das denke, dann weckt das meine Neugierde. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es mir Spaß machen wird, das selbst einmal auszuprobieren. So fühlt sich Sex für Mann und Frau maximal gut an.«

Farbe 2 = fühlt sich schlecht an. Löst Unsicherheit, vielleicht sogar Ekel oder Angst aus, bereitet mir Bauchschmerzen und Kopfzerbrechen.

»Wenn ich an diese Aspekte von Porno denke, dann finde ich das ekelig und etwas beunruhigend. Muss mein Sex wirklich so aussehen, damit er mir und meinem Partner Spaß macht? Irgendwie verunsichern mich diese Porno-Assoziationen. So fühlt sich Sex weder für Mann noch für Frau gut an.«

Schritt 4: Wie interpretiere ich mein Pornodrama?


Was fällt dir auf, wenn du dein Pornodrama so ansiehst? Welche Farbe überwiegt? Warum? Was sagt dir das?

 

Schritt 5: Pornos haben Macht – wirklich?


Was spricht deiner Meinung nach dafür, dass Pornografie Macht auf Menschen auswirkt? Was spricht dagegen? Warum?

Welche Macht übt Pornografie über dich aus? Wie stark, glaubst du, hat dein Pornokonsum dich unter Kontrolle?

gar nichtje nach Umständen und Tagesformvoll und ganz

 

Hast du dir schon einmal etwas angeschaut, für das du dich im Nachhinein schämst? Wenn ja, was war das? Inwieweit haben Pornos dein Verhalten geprägt und dich vielleicht sogar verändert?

Wie groß ist zurzeit dein Wunsch, auf Pornos zu verzichten?

schwachmittelstark

Warum?

Wie stark bist du davon überzeugt, dass du mit deinem Pornokonsum aufhören kannst?

gar nichtje nach Umständen und Tagesformvoll und ganz

Warum?

Gesprächig – Ist es wirklich so dramatisch?


Das Drama mit den Pornos!


Tauscht euch darüber aus, wie ihr die Sache mit den Pornos so seht! Habt dabei auch den Mut, unterschiedlicher Meinung zu sein. Wichtig ist nicht, dass ihr euch einander maximal anpasst und miteinander übereinstimmt, sondern dass ihr euch den Raum gebt, ehrlich zu werden, ohne einander zu verurteilen! Bei eurem Meinungsaustausch könnt ihr euch an folgenden Fragen orientieren:

Wie dramatisch schätzt ihr die Lage ein? Welche Spuren konntet ihr auf den ersten Blick in eurem eigenen Leben entdecken? Gibt es etwas, das euch in der Auseinandersetzung mit dem Thema aufregt, verunsichert oder sogar Angst macht? Gibt es etwas, wofür ihr euch schämt? Erinnert ihr euch an ein Erlebnis oder eine Erfahrung, die euch verletzt hat oder die ihr bereut?

Aktiv – Einen Monat Porno pur!


Bevor du loslegst …


Alles Reflektieren und Diskutieren bleibt bloße Theorie und geht schnell wieder verloren, wenn wir nicht aktiv werden und etwas davon in unseren Alltag übertragen. Darum schlage ich dir ein...

Blick ins Buch

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