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E-Book

Mitten ins Blau

Unser Leben auf einer Insel in der Ägäis

AutorKlaus Hüttemann
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783752818376
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Auswandern - viele Menschen träumen davon, in einem anderen Land zu leben. Den gewohnten Alltag hinter sich zu lassen und haben dabei oft Bilder von Traumstränden mit Palmen im Kopf. Der Autor hat mit seiner Familie den Schritt »Mitten ins Blau« gewagt und ist mit Sack und Pack auf eine kleine Insel in Griechenland gezogen. Ein Land ohne wirkliche Traumstrände, aber mit mediterranem Klima, einer langen Tradition und liebenswerten Menschen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat in den vergangenen Jahren ihre Spuren hinterlassen. Das Leben der Einwohner hat sich verändert! Trotz aller Widrigkeiten, einem Wechsel von schönen und manchmal haarsträubenden Erlebnissen ist Griechenland, und ganz speziell Leros, zu seiner Heimat geworden.

Der Autor hat seinen lange gehegten Wunsch nach einer Veränderung des Lebensmittelpunktes in die Tat umgesetzt. Mit seiner kleinen Familie ist er ausgewandert. In ein Land in Europa. Die kleinen und manchmal auch großen Anforderungen sind für alle interessant, die sich mit dem Gedanken tragen, in einem anderen Land zu leben. Oder davon träumen! Ein Teil dieser Erfahrung beinhaltet auch die Reise, die unter dem Titel "Die Traumreise" erschienen ist. Ursprünglich war nur der Gedanke für ihn, die Erlebnisse dieser "Auswanderung" für sich und seine Familie zu dokumentieren. Die Resonanz nach der Veröffentlichung der e-books zeigte offensichtlich, dass für viele ein großes Interesse an der Dokumentation einer "Veränderung" besteht. Für den Autor Grund genug, seine Erlebnisse weiterhin zu dokumentieren.

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Leseprobe

Kapitel 1


Es war ein ganz normaler Freitag. Wochenende, Zeit für die Familie und für Aktivitäten außerhalb des normalen Alltags.

Der Alltag bestand aus dem ganz normalen Wahnsinn einer kleinen Werbeagentur. Kundengespräche, Entwürfe erstellen, über die geschmacklichen Vorstellungen der Kunden diskutieren, gemeinsame Strategien und Ziele entwickeln und natürlich dem üblichen Papierkram.

Dieses Wochenende war geprägt durch Aktivitäten in der Waldorfschule. Wenn man sein Kind auf diesen, für manchen fragwürdigen, Bildungsweg geschickt hat, muss man damit rechnen, dass das Wochenende mit anderen Dingen als Haus- und Gartenpflege, Bummeln oder anderen schöngeistigen Aktivitäten verbracht werden kann.

Lange vorbereitet, einigermaßen gut geplant und voller Motivation sollte an diesem Freitag und Samstag der Musik- und Veranstaltungsraum verschönert, sprich gestrichen werden.

Weiß wäre zu langweilig, zu einfach und passt nicht in die Philosophie von Steiners Erben. Pastelltöne waren beschlossen, Wickeltechnik war notwendig.

Der Ablauf war klar: die weiblichen Akteure waren für den unteren, die wenigen männlichen Aktivisten für den oberen Wandbereich zuständig.

Vertieft in den gleichmäßigen Auftrag des rotbraunen Grundfarbtons stand ich in schwindelerregender Höhe auf der Leiter. Herrlich, den Gedanken nachhängen und trotzdem noch zu sehen, was man mit den Händen alles so schaffen kann.

Die Tür zum Saal ging auf und meine Frau kam eiligen Schrittes auf mich zu. Eigentlich hatte ich noch nicht mit ihr gerechnet, denn der Wochenendeinkauf stand auf ihrem Programm. War aber, wohl aus einem wichtigen Grund, verschoben worden.

»Ich hab’s, ich habe es gefunden«. Dieser Ausruf ist in die Familiengeschichte eingegangen. Mit einer Zeitschrift wedelnd, registrierte ich die plötzliche Anwesenheit meiner Frau mit der mir eigenen Gelassenheit und strich die Farbe meines gerade gefüllten Pinsels gelassen aus.

Die Hartnäckigkeit und die ständige Wiederholung des Ausspruchs ließ mich dann doch nicht ruhen und ich stieg aus der besagten Höhe hinunter, um mich der Neuigkeit zu stellen.

Die Zeitschrift »Schrot & Korn« war mir ein Begriff. Eine Zeitschrift, die in Bioläden ausliegt. Für mich allerdings nicht der Inbegriff einer Informationslektüre. Das Interesse stieg in dem Moment, als meine Frau die Seite mit den Kleinanzeigen aufschlug und auf eine von ihr markierte Stelle zeigte.

Zwischen Kleinanzeigen für die neueste Bio-Hautcreme und Selbstfindungskursen in der Toskana erweckte die markierte Anzeige »Haus auf Leros, Griechenland zu verkaufen« sofort meine Aufmerksamkeit.

Die mir bekannte Ungeduld meiner Frau in manchen Dingen zwang mich, meine kreativen Malerarbeiten sofort zu unterbrechen.

»Wo ist Leros?« fragte meine Frau. »Du warst doch schon mal in Griechenland.« Meine Antwort, es nicht zu wissen, stellte sie allerdings nicht zufrieden. Ich kann aber auch nicht sagen, dass mich meine Antwort auf diese Frage zufrieden gestellt hat. Eine gewisse Neugierde hatte mich ergriffen.

Was tun? In dem noch nicht fertiggestellten Saal der Waldorfschule würden wir die Antwort wohl kaum finden. In unserem Büro, das natürlich auf dem technisch neuesten Stand war, auch nicht. Außerdem hätte das, zumindest hin und zurück, eine gute Stunde unserer, in diesem Moment sehr kostbaren Zeit gekostet.

Also, schnell nach Hause, um so schnell wie möglich heraus zu finden, wo diese Insel Leros in Griechenland liegt.

Während der Fahrt kamen vergangene Erlebnisse hoch.

Die vielen Reisen mit den unvergesslichen Erinnerungen an die unterschiedlichen Kulturen und den vielen interessanten Menschen, mit denen wir teilweise immer noch in Kontakt standen. Immer auch von dem Wunsch getrieben, irgendwann das gewohnte Deutschland zu verlassen und vielleicht irgendwo auf der Welt ein neues Zuhause zu finden.

Ein Jahr zuvor hatten wir versucht, auf Mallorca eventuell eine neue Alternative zum Leben in Deutschland zu finden. Bei der Besichtigung der uns angebotenen Häuser, oder waren es teilweise nur noch intakte Ställe, wurde unser Traum aufgrund der horrenden Preise und unseres zur Verfügung stehenden Budgets schnell zerschlagen.

So kam mir die Sache mit einem günstigen Haus auf Leros gerade recht. Die Erinnerungen an meinen ersten Urlaub in Griechenland kamen wieder in den Sinn. Mit langen Haaren, wenig Geld und viel Entdeckerdrang hatte ich in den Siebzigern eine sechswöchige Reise in dieses wunderbare Land gemacht.

Die Bilder von Athen mit der berühmten Akropolis, Kreta mit der unverwechselbaren Landschaft, traumhaften Buchten und der damaligen Hippie-Hochburg Matala, hatten unvergessliche Bilder in mir hinterlassen.

Farben schossen mir durch den Kopf. Blau wie das Meer. Weiß wie die Häuser. Bunt wie die Trachten der traditionellen Tanzgruppen und natürlich Sirtaki. Wir standen alle noch unter dem Eindruck des Filmes »Alexis Sorbas« mit Anthony Quinn und dem legendären Tanz »Zorba the Geeek«

Bei dieser Träumerei waren meine Frau und ich sehr schnell in unserem Zuhause angekommen. Da uns hier jedoch kein Internet zur Verfügung stand, blieb nur eine Möglichkeit der geografischen Lage der Insel auf die Spur zu kommen. Der altgediente DIERCKE-Atlas musste für die erste Recherche herhalten.

Tatsächlich, es gab diese Insel. Irgendwo inmitten des Dodekanes fanden wir auf der großen Übersichtskarte, zwischen den Inseln Kos und Samos, einen kleinen Flecken namens Leros. Aussagekräftig und imposant sah es jedenfalls nicht aus. Unseren Tatendrang hatte es jedenfalls nicht eingeschränkt.

Der wurde allerdings schnell durch unseren Sohn Maximilian gebremst. Wie es bei einem siebenjährigen Kind so ist, hatte er schnell unsere Aktivitäten durchschaut. Kein Wunder, denn während seiner Waldorfkarriere mit Kindergarten und jetzt als Erstklässler hatte er mit uns die Welt kennengelernt.

Also mussten wir ihm detailliert den Grund unserer Aufregung erklären. »Ist das eine Insel und kann ich da auch in warmem Wasser baden?« waren seine ersten Fragen. Berechtigte Fragen, denn das Medium Wasser hatte seit seiner Geburt für ihn eine große Faszination.

Irgendwann hatte auch die Fragerei ein Ende und wir konnten uns wieder unserem Lieblingsthema widmen. »Du musst sofort da anrufen.« Meine Frau kam wieder auf den Punkt. Nach mehreren Versuchen, die in der Anzeige abgedruckte Telefonnummer zu erreichen, musste ich meine Bemühungen ohne Erfolg abbrechen.

Es war spät geworden, meinen nächsten Arbeitstag in der Schule konnte ich zumindest noch absagen. Es gab wichtigere Dinge zu erledigen. Zum Beispiel einen Reiseführer von Griechenland zu kaufen, um mehr über die Insel zu erfahren.

Der nächste Tag stand vollkommen im Zeichen der Informationsbeschaffung. Schnell das Frühstück beenden, aufräumen und dann begann die Jagd nach einem guten Reiseführer und weiterem Informationsmaterial.

Der Besuch in unserem Lieblings-Reisebüro war nicht von Erfolg gekrönt. Die Chefin, eine äußerst aktive und flexible Beraterin, kannte die Insel nicht und hatte in ihrem, durchaus reichhaltigen Sortiment, keine Kataloge mit Angeboten für die Insel Leros. Kreta, Rhodos, Mykonos, Kos und Santorini waren mit einer reichen Auswahl vorhanden. Jedoch standen diese Ziele für uns momentan nicht im Mittelpunkt unseres Interesses.

In der Innenstadt fanden wir eine Buchhandlung mit einem umfangreichen Sortiment an Reiseführern. Wieder das gleiche Spiel. Eine Vielzahl von Reiseführern zu den bekannten Orten Griechenlands.

Endlich, der Inhaber war von uns schon ein wenig genervt, empfahl er uns einen Reiseführer über alle Inseln Griechenlands. Beim Durchblättern der 500 Seiten fanden wir schließlich unter dem Bereich Dodekanes auch Leros.

Auf der Rückfahrt konnte meine Frau ihre Ungeduld kaum zähmen. Schnell verschaffte sie sich einen ersten Eindruck. Und der war nicht so, dass wir als Urlaubsprofis mit der entsprechenden Erfahrung das Gefühl hatten, diese Insel unbedingt bereisen, oder uns dort nach einem Haus umsehen müssten.

Beim nachmittäglichen Studium versuchten wir uns ein Bild von der Insel zusammen zu basteln. Es war von einer gigantischen Burg, von der italienisch geprägten Vergangenheit, dem größten Naturhafen der Ägäis und von einer Psychiatrie die Rede.

Von den insgesamt sechs Seiten widmeten sich zwei ganze Seiten diesem Thema. Die Historie der Psychiatrie, und das war eine nach unserem Verständnis schreckliche, wurde in allen Facetten beleuchtet.

Dieser umfangreiche Bericht, die wenigen Bilder und der wenig informative Text stellten unser Informationsbedürfnis in keinster Weise zufrieden.

Der wichtigste Hinweis war jedoch die kurze Beschreibung zu der Erreichbarkeit dieser Insel. Leros verfügte über einen Flughafen, der von Athen aus angeflogen wurde. Das war zumindest eine positive Information und gab der ganzen Sache wieder neuen Schwung.

Eines hatte das Studium des Berichtes zur Folge: Eine Diskussion, ob eine Psychiatrie ein...

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