Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Lösungsmittelbelastung der Eltern am Arbeitsplatz und der Autismusspektrumstörung (ASS) bei ihren Kindern? Gemäß einer explorativen Studie von Erin McCanlies, einer Epidemiologin vom National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) und ihren Kollegen könnten solche Belastungen eine Rolle spielen; allerdings wäre weitere Forschung zum Thema erforderlich, um eine Verbindung zu bestätigen. Ihre Pilotstudie erscheint in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Journal of Autism and Developmental Disorders.
Die Untersuchung der Fachleute lässt den Schluss zu, dass die Eltern von Kindern mit ASS häufiger durch Lacke, Lackfarben und Xylen belastet waren als Eltern von Kindern ohne ASS. Die Eltern von Kindern mit ASS berichteten auch häufiger über Belastungen durch Asphalt und Lösungsmittel, als Eltern, deren Kinder nicht ASS entwickelten. Alle genannten Belastungen fallen in die weiter gefasste Kategorie der Lösungsmittel bzw. lösungsmittelhaltigen Erzeugnisse.
Bei der Autismusspektrumstörung handelt es sich um eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, einschließlich dem voll ausgeprägten Autismus, dem Asperger-Syndrom und tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Die Ursachen dieser Krankheit sind immer noch unklar. ASS zeichnet sich unter anderem durch eine Reihe von Gehirnabnormitäten aus, die teilweise durch genetische Faktoren verursacht sein könnten, aber gemäß früherer Studien auch ein Ergebnis von Umweltbelastungen und Belastungen der Eltern am Arbeitsplatz sein könnten. Diese Belastungen wurden mit negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft und anderen neurologischen Entwicklungszuständen bei Kindern in Verbindung gebracht.
Die Wissenschaftler und Kollegen vom NIOSH verwendeten Daten der Childhood Autism Risk from Genetics and the Environment (CHARGE)-Studie vom UC Davis MIND Institute in Sacramento, USA. Sie führten explorative Analysen durch, um zu bewerten, ob die Belastung der Eltern durch Chemikalien am Arbeitsplatz mit ASS bei ihren Kindern in Verbindung steht. Dabei untersuchten die Wissenschaftler 174 Familien, bei denen 93 Kinder ASS entwickelt hatten und 81 kein ASS entwickelten. Die Eltern aus beiden Gruppen nahmen an Telefoninterviews teil, um die Belastung während der drei Monate vor der Schwangerschaft, während der Schwangerschaft und entweder bis zur Geburt oder bei stillenden Müttern bis zur Entwöhnung zu erfassen. Unabhängig davon untersuchten Industrie-Hygieniker zusätzlich die Belastungsniveaus der Eltern an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz.
Dr. McCanlies erläutert dazu: „Insgesamt ergänzen diese Ergebnisse die sich verdichtenden Nachweise, dass einzelne Belastungen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von ASS spielen können. Allerdings sind diese Ergebnisse nur vorläufig und nicht beweiskräftig. Zusätzliche Forschung ist erforderlich, um diese ersten Ergebnisse zu bestätigen und zu erweitern.“
Die Wissenschaftler beschrieben ihre Studie als „ersten Durchgang einer Untersuchung, deren Ergebnisse die Richtung für weitere Forschungen vorgeben können, die aber nicht als beweiskräftig betrachtet werden sollten.“ Ein besseres Verständnis werden weitere Studien liefern, bei denen größere Referenzgruppen eingesetzt und die Wechselwirkungen zwischen den Belastungen am Arbeitsplatz und den genetischen Faktoren untersucht werden.
Quelle
McCanlies EC et al (2012). Parental occupational exposures and autism spectrum disorder. Journal of Autism and Developmental Disorders. DOI 10.1007/s10803-012-1468-1
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