Nicht mit mir: Schimpansin versenkt Film-Crew Drohne
Vorfall in Arnheimer Zoo zeigt: Schimpansen sind fähig, vorauszuplanen und Werkzeuge als Waffen zu benutzen
© SpringerRuhig. Cool. Und sehr kalkuliert. So ging eine Schimpansin aus dem Royal Burgers‘ Zoo in den Niederlanden ans Werk und brachte eine Drohne zum Absturz, die ihre Gruppe aus der Luft filmen sollte. Jan van Hooff und Bas Lukkenaar sehen diesen Vorfall als weiteren Beweis dafür, dass Schimpansen nicht lange fackeln und als Werkzeug benutzen, was immer ihnen zwischen die Finger kommt. Ihre Studie erscheint in der von Springer herausgegebenen Zeitschrift Primates.
Besagter Vorfall ereignete sich früher in diesem Jahr, am 10. April, während eine niederländische Fernseh-Crew im Zoo in Arnheim Filmaufnahmen machte. Eine Drohne sollte die Schimpansen in ihrem Gehege aus verschiedenen Close-up – Perspektiven filmen. Bereits bei einem Testlauf erweckte sie die Aufmerksamkeit der Schimpansen: Manche schnappten sich Weidenzweige vom Boden, und vier der Tiere nahmen diese mit, als sie anschließend ein Klettergerüst in der Nähe der Drohne erklommen. Dieses Verhalten ist für Schimpansen eher untypisch.
Die Aufnahmen begannen, als die nächste Drohne über das Gehege flog. Die Kamera zoomte auf zwei Schimpansen-Weibchen, Tushi und Raimee. Die beiden saßen immer noch auf dem Gerüst und hielten Zweige in den Händen, die etwa 180 cm lang waren. Tushi schwenkte ihren zwei Mal schwungvoll durch die Luft – der zweite Streich holte die Drohne erfolgreich auf den Boden und zerstörte sie letztendlich. Vor und während des Hiebs schnitt sie Grimassen. Obwohl ihr Gesicht ihre Anspannung verriet und sie ihre Zähne bleckte, zeigte sie keinerlei Anzeichen von Furcht. Daraus kann man schlussfolgern, dass sie mit Absicht und mit einer gewissen Kraft auf die Drohne eingeschlug, nicht aus Reflex oder Angst.
„Die Benutzung eines Stocks als Waffe war eine in diesem Kontext einzigartige Handlung“, kommentiert van Hooff. „Sie schien sehr durchdacht, wenn man bedenkt, dass die Schimpansin sich bewusst dazu entschied, den Stock vom Boden aufzuheben und an einen Ort mitzunehmen, von dem aus die Drohne attackiert werden konnte.“
„Diese Begebenheit liefert uns weitere Anzeichen, dass Schimpansen die Benutzung von Werkzeug vorausplanen“, sagt Lukkenaar, und erklärt damit die Bedeutsamkeit des gefilmten Vorfalls. Das Ereignis zeigt auch, wie die Schimpansen die Drohne vorsichtig inspizieren und sie sogar herumwerfen, bevor sie das Interesse verlieren.
Van Hooff und Lukkenaar zufolge wurde den Schimpansen des Royal Burger Zoos niemals zuvor explizit beigebracht, verschiedene Werkzeuge zu benutzen. Sie hatten jedoch reichlich Gelegenheit, Menschen beim Hantieren mit diversen verschiedenen Gegenständen zu beobachten. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Schimpansen dieses Zoos bis zu 13 verschiedene Objekte auf spontane und innovative Weise nutzen und dabei besonders häufig verschieden große Stöcke verwenden. Die Tiere scheinen demnach Größe, Form und Gewicht des Werkzeugs mit einer bestimmten Verwendung im Hinterkopf auszuwählen: Kleinere Stöcke beispielsweise werden dazu benutzt, frische Blätter von den Bäumen zu holen, während schwere Holzstücke und Steine als Wurfgeschosse verwendet werden.
Quellen:
1. Van Hooff, J.A.R.A.M. & Lukkenaar, B. (2015). Captive chimpanzee takes down a drone: tool use toward a flying object, Primates. DOI 10.1007/s10329-015-0482-2
2. Primates ist die offizielle Zeitschrift des Japan Monkey Centre.
3. Der Artikel wurde im Rahmen des Springer Open Choice Programms frei zugänglich online veröffentlicht.
Bild:
Die Schimpansin Tushi benutzt einen Stock, um die Dohne anzugreifen. Hinter ihr sitzt Raimee, ebenfalls mit einem langen Stock | © Royal Burgers‘ Zoo