Schon mal überlegt, was andere Leute mit ihrem Erbe machen? Geben sie es aus, sparen sie es oder treten sie es erst gar nicht an? Laut Jay Zagorsky von der Ohio State University in den USA sieht es so aus, dass man für jeden geerbten Dollar ungefähr einen halben spart und den Rest entweder ausgibt, spendet oder verliert. Seine Arbeit, die auf der Datenanalyse zweier großen Stichproben aus der US-Bevölkerung basiert, erscheint online in Springers Journal of Family and Economic Issues.
Die Entscheidung darüber, was wir mit unserem Erbe machen, hat weitreichende Auswirkungen über den Einzelnen hinaus – nämlich auf Familien, den Finanzmarkt und den Staat. Für Familien, die das Erbe sparen, bedeutet das ein größeres Finanzpolster. Diese zusätzlichen Einnahmen können eventuelle Finanzlöcher in den Ersparnissen für die Rente oder die Ausbildung der Kinder stopfen. Wenn sie das Geld dagegen ausgeben, ist es unwahrscheinlich, dass sich ihre finanzielle Lage langfristig verbessert. An den Finanzmärkten führt es zu fallenden Kursen, wenn Leute einen Großteil ihrer geerbten Aktien oder Anleihen verkaufen. Für die Regierung bedeuten Erbschaftssteuern, dass ein Teil des Vermögens des Verstorbenen als Steuereinnahmen in die Staatskasse fließt.
Zagorsky hat untersucht, wie sich Erben entscheiden, wenn sie plötzlich zu Geld kommen: sparen sie oder geben sie das Geld aus? Wenn sie sparen, wie viel? Wie viel geben sie aus? Und wie viel erben sie überhaupt? Durch die Analyse der Daten konnte Zagrosky zeigen, dass die Hinterbliebenen durchschnittlich nur circa Zweidrittel ihres Jahreseinkommens erben. Die Daten zeigen außerdem, dass Menschen in ihren 20ern, 30ern und 40ern ungefähr die Hälfte des geerbten Geldes sparen und die andere Hälfte ausgeben oder bei Aktiengeschäften verlieren.
Ist es nun gut oder schlecht, die Hälfte des Erbes auszugeben? Nach Zagorsky ist es auf der einen Seite gut für Händler, Restaurantbesitzer und Menschen aus dem Servicesektor. Es ist auch gut, wenn das Geld durch Ausgaben in die Hände von Unternehmern verlagert wird, die mit diesem Geld Arbeiter einstellen und die Wirtschaft stärken.
Andererseits ist es schlecht das Erbe auszugeben, wenn man sich Sorgen macht über die niedrigen Sparquoten, die Armut vieler Familien und die Unfähigkeit vieler Leute, auf Konsum zu verzichten. Es auszugeben ist auch schlecht für die Aktien- und Anleihekurse.
Zagorsky fasst zusammen: „Bevor das Erbe verteilt wird, wäre es sinnvoll, die potentiellen Erben vor der Versuchung, das Geld einfach auszugeben, zu warnen. Viele könnten dadurch ermutigt werden, das Geld eher anzulegen oder zu sparen.“
Quelle
Zagorsky JL (2012). Do people save or spend their inheritances? Understanding what happens to inherited wealth. Journal of Family and Economic Issues; DOI 10.1007/s10834-012-9299-y
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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