Aktuelle wissenschaftliche Studie belegt große Artenvielfalt im Plantagengebiet
Im Südwesten Kameruns rund um den Korup Nationalpark in einem geplanten Palmölplantagengebiet leben zahlreiche hoch bedrohte Tierarten, darunter viele Arten die bereits auf der Roten stehen wie der Nigeria-Kamerun-Schimpanse (Pan troglodytes ellioti), die Roten Stummelaffen (Piliocolobus) oder die seltenen Drills (Mandrillus leucophaeus).
Das ist das Ergebnis einer Studie, die vom SAVE Wildlife Conservation Fund gemeinsam mit Greenpeace und dem WWF Germany in Auftrag gegeben und von einem Forscherteam der Universität Göttingen, der Universität München und einer kamerunischen Universität durchgeführt wurde.
Anlass der Studie war, dass der US-Investor Herakles Farms beabsichtigt, genau in der betreffenden Region auf einer Fläche von über 70.000 Hektar Regenwald zu roden um dort eine Palmölplantage zu erreichten. Bisherige unternehmensfinanzierte Studien sprachen stets von einem „ökologisch wenig bedeutsamen“ Areal. Das Forscherteam kam nun jedoch zu völlig anderen Ergebnissen, die starke Zweifel an der Objektivität der Unternehmensstudie zulassen.Das internationale Wissenschaftlerteam um den Göttinger Biologen Dr. Matthias Waltert bestätigt in der aktuellen Studie, dass der untersuchte Waldblock entlang der kamerunisch-nigerianischen Grenze das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet in ganz Westafrika ist.
Dort entdeckten die Forscher seltene und höchst bedrohte Affenarten, unter denen dem Nigeria-Kamerun-Schimpansen eine besondere Bedeutung zukommt: Seine Existenz war nämlich in dieser Region bislang unbekannt. Nun fanden die Forscher seine Nester im Regenwald nah des geplanten Plantagengebietes, Der Nigeria-Kamerun-Schimpanse wurde erst kürzlich überhaupt als Unterart anerkannt und ist momentan die seltenste Unterart der Schimpansen. Aktuell bemühen sich viele internationale Forschergruppen in speziellen Schutzprogrammen um das Überleben dieser Art, von der nur noch geschätzte 3.500 Individuen leben.
Ebenfalls dramatisch bedroht sind die seltenen Drills, von denen ebenfalls eine bedeutsame Population im Plantagengebiet lebt: Drills sind eine Primatenart, die den Meerkatzen zugeordnet wird. Ihr Bestand sank dramatisch in den letzten Jahrzehnten durch den Verzehr von Buschfleisch und den Verlust ihres Lebensraums durch Regenwaldabholzung. 80% der verbliebenen weltweiten Population lebt in den Regenwaldgebieten Kameruns und daher zählt der Mandrill zu den gefährdetsten Tierarten ganz Afrikas.
Im Nguti Block, einem Schutzgebiet in Kamerun, identifizierten die Forscher sogar erstmalig eine vermutlich ganz neue Fischart: den Brycinus sp. aff. Intermedius. Bei der durchgeführten Fischstudie attestierten sie den Fischgebieten der plantagennahen Flüsse eine viel höhere Artenvielfalt als denen des Nils und des Kongos zusammen.
All diese bedrohten und seltenen Tierarten würden ihren Lebensraum verlieren, würde der US-Investor seine Pläne in die Tat umsetzen. Hinzu kommt, dass deutsche Steuergelder in Millionenhöhe als Entwicklungshilfe nach Kamerun fließen, mit dem Ziel, die Biodiversität zu bewahren. Die jedoch ist nach Ansicht der Naturschützer hochgradig in Gefahr, würde das Projekt nicht gestoppt.
Das Palmölprojekt war von beginn im Jahr 2009 an starker Kritik ausgesetzt: Internationale Naturschutzorganisationen und namhafte Wissenschaftler protestieren seitdem gegen die Zerstörung dieses hoch-schützenswerten Gebietes („HCV – high-conservation-value-area“), jedoch ohne Erfolg.
Bisherige Umweltverträglichkeitsstudien, die vom Investor Herakles in Auftrag gegeben und von Zertifizierern des RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) durchgeführt wurden, fanden angeblich all diese seltenen Tierarten nicht: In den Augen der Naturschutzorganisationen ist dies ein weiterer Beleg für das Versagen des RSPO und ein Schwindel mit den Forschungsergebnissen seitens des Investors.
„Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich und auch einfach falsch, dass Herakles Farms das geplante Plantagengebiet nach wie vor als ökologisch minderwertig darstellt“, meint Lars Gorschlüter, Vorstand des SAVE Wildlife Conservation Fund. „Wir haben nun wissenschaftlich untermauerte Beweise, dass in dem Areal, das zerstört werden soll, eine wesentlich höhere biologische Vielfalt herrscht als behauptet. Die Palmölplantage wäre das Ende zahlreicher dort lebender bedrohter Tierarten. In den bisherigen von Herakles Farms beauftragten Studien fanden sie erst gar keine Erwähnung. Vor diesem Hintergrund halten wir es für skandalös, dass Kamerun eine Palmölplantagen in diesem Gebiet überhaupt erlaubt. “
„Der Lebensraum all dieser seltenen Tierarten würde durch die Rodung zerstückelt, zwischen den so genannten Inselpopulationen ist ein genetischer Austausch unmöglich“ erklärt Dr. Matthias Waltert von der Universität Göttingen. Würde das „Herz“ aus diesem zusammenhängenden Regenwaldgebiet geschnitten, wären zahlreiche Populationen bedrohter Tierarten gefährdet. „Bei Wirbeltieren“, so Waltert, „wird eine Reduktion der ursprünglichen Fläche von zehn Prozent zu einer Verringerung der Arten um 50% führen“.
Daher mahnt der Wissenschaftler dringend, die bewaldete Landschaft auch außerhalb der Schutzgebiete als Pufferzonen zu erhalten.
Die endgültigen Ergebnisse der kürzlich durchgeführten wissenschaftlichen Studien werden im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
SAVE ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Artenschutzes einsetzt
Kontakt:
SAVE Wildlife Conservation Fund
Lars Gorschlüter
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42489 Wülfrath
02058 -78 82-20
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