Feministin und aktive Mutterrolle – passt das zusammen?

Entgegen landläufiger Meinung nehmen Feministinnen ihre Mutterrolle sehr ernst

Was für ein Muttertyp sind Feministinnen? Miriam Liss und Mindy Erchull von der University of Mary Washington in den Vereinigten Staaten haben in einer neuen Studie gezeigt, dass feministische Mütter durchaus bereit sind, sehr viel Zeit und Engagement zu zeigen, wenn es um die Erziehung ihrer Kinder geht. Sie bemuttern ihre Kinder sehr stark und stellen deren Bedürfnisse jederzeit an erste Stelle. Die Arbeit erscheint jetzt online im Springer-Journal Sex Roles.

In den Medien werden Feministinnen oft als Frauen dargestellt, denen Familie und Mutterschaft nicht viel bedeuten. Das Klischee, sie seien an Kindererziehung nicht interessiert, war der feministischen Bewegung in der Öffentlichkeit nicht besonders zuträglich.

Liss und Erchull gingen der Frage nach, ob der Erziehungsstil des intensiven Bemutterns (Attachment Parenting) besonders von Feministinnen gepflegt wird. Dadurch sollte auch die Debatte weitergeführt werden, inwieweit diese Art der Kindererziehung grundsätzlich eher förderlich oder ‚erdrückend‘ ist. Interessant war für die Wissenschaftlerinnen dabei zu erfahren, inwiefern das gängige Bild von Feministinnen in der Mutterrolle der Realität entsprach.

431 Amerikanerinnen (147 feministische Mütter, 75 kinderlose Feministinnen, 143 nicht-feministische Mütter und 66 kinderlose Nicht-Feministinnen) beantworteten online Fragen zu Feminismus und Mutterschaft. Im Fragebogen ging es um ihre Meinung zu drei verschiedenen Praktiken eines sehr mütterlichen Verhaltens: dem Stillen über einen längeren Zeitraum, dem Dulden des Kindes im elterlichen Bett und dem häufigen Tragen des Kindes. Außerdem wurde nach der Meinung über die Einhaltung von strikten Zeitplänen für Kinder gefragt. Die Teilnehmer wurden auch gebeten, die Fragen so zu beantworten, wie sie glaubten, dass eine Feministin dies tun würde.

Das Ergebnis: Feministinnen unterstützten häufiger den sehr mütterlichen Erziehungsstil (Attachment-Parenting), während Nicht-Feministinnen eher strenge Zeitpläne für Kinder aufstellten. Daraus folgern die Wissenschaftlerinnen, dass Feministinnen ihre Kinder gerne bemuttern.

Interessanterweise hatten Nicht-Feministinnen – vor allem, wenn sie selbst Mütter waren – falsche Vorstellungen von einer typischen Feministin: Sie glaubten, Feministinnen seien nicht wirklich daran interessiert, viel Zeit und Engagement in die Erziehung ihrer Kinder zu stecken. Doch, wie die Ergebnisse zeigen, ist das Gegenteil der Fall.

Liss und Erchull ziehen folgendes Fazit aus ihrer Untersuchung: „Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass das weitverbreitete Klischee, Feministinnen hätten keinen Sinn für romantische Paarbeziehungen und Familienleben, nicht der Realität entspricht. In der Tat ist ihnen eine aktive Mutterrolle sehr wichtig.

Quelle
Liss M & Erchull MJ (2012). Feminism and attachment parenting: attitudes, stereotypes, and misperceptions.
Sex Roles; DOI 10.1007/s11199-012-0173-z

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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