Gemeinsamkeiten von indischer und christlicher Mystik

Auf den ersten Blick fällt der Vesuch des Vergleiches indischer und christlicher Mystik relativ schwer, nicht aber auf den zweiten Blick.
Es gibt Parallelen.
Was soll an dem monotheistischen Christentum, besser gesagt, in seinem mystischen Kern also ähnlich sein dem polytheistischen Hindusimus, der indischen Mystik also?
Versuch einer Mystikdefinition:
Religionsübergreifend-das persönliche unmittelbare Erleben des Göttlichen.
Unterschiede
Allerdings werden sicher Vertreter beider Religionen widersprechen und auf die Einmaligkeit „ihres Gottes“ (im Christentum Gottvater, auch genannt Adonai, Jehova und El Shaddai, im HInduismus Lord Shiva) verweisen.Ein Punkt (unter manch anderen), mit dem man sich nicht ganz leicht tun wird (noch dazu, wenn mann von dem Glauben an die Existenz eines Gottes ausgeht) sind die teils völlig unterschiedlichen Mythen/ Inhalte der beiden Religionen.
Im Christentum regiert und thront Gottvater im Himmel, und nah ihm die Seraphim und weitere Engelchöre, sein eingeborener Sohn Jesus Christus und die Schar der Heiligen und himmlischen Wesen.
Das Gott keine Gemahlin hat, ist für den gläubigen Christen selbstverständlich.
Im Hinduismus werden teilweise irdische Regionen (beipielsweise der Lake Manasarovar und der als heilig geltende Berg Kailash) als Lebensorte von Gott Shiva angesehen. Von Engeln ist viel seltener die Rede, von hinduistischen Heiligen (die oftmals Yogis sind- beispielsweise Paramahansa Yogananda oder Swami Shivananda)natürlich sehr wohl. Ein aus meiner Sicht sehr wichtiger Unterschied ist aber auch, dass Lord Shiva verschiedene Gemahlinnen hat (beipielsweise Parvati) und mehrere Söhne (Lord Skanda und Lord Ganesha).
Ebenso wird auch manchmal die in Indien so berühmte „göttliche Mutter“ mit ihren vielen Namen (u.a Kali, Durge, Bavani, Lakshmi, Sarasvati,..) als eine Gemahlin aufgezählt.
Sie ist im Christentum gänzlich unbekannt.
Manche wenige sehen sie als Jungfrau Maria in einer anderen Verkörperung, sozusagen als den ewig weiblichen Aspekt Gottes.
Trotzdem sieht man, dass ein direkter Vergleich schwer sein wird.
Man muß diesen sozusagen „durch die Hintertür machen“
Gemeinsamkeiten:
1. Das gleiche Ziel
Man darf behaupten, dass das große Ziel in der christlichen Mystik die „Unio Mystica“ ist und im Hinduismus der „samadhi“ (völlige Losgelöstheit) und „moksha“ (völlige Befreiung).
2. Der Weg zum Ziel Diesen vielleicht gleichen mystischen Zustand zu erreichen, zeigte eine weitere (nahezu grundlegende Parallele auf:
Im Christentum ist der Begriff der „Abtötung“ (das bewusste Ausmerzen der persönlichen Schwächen bekannt. Viele Passagen aus der Bibel belgen die direkt und indirekt.
Der im Hinduismus und Buddhismus entstandene und heute wieder durch verschiedene moderen-spirituelle und esoterische Richtungen bekannt gewordene Begriff der „Egoaufgabe“ drückt möglicherweise und wahrscheinlich eine sehr ähnliche Botschaft aus:
Entwicklung des Göttlichen in uns. Meister Eckart sprach hier von dem göttlichen Fünklein, durch Ausmerzen unsere inneren Schwäche bzw. der negativen Teile des Ego. Mann kann erkennen, dass Hauptziel (Unio Mystica und Samadhi bzw. Moksha) wie auch der Weg dorthin (Abtötung buw. Egoaufgabe) sehr ähnlich bis nahezu identisch sind.
3.Meister-Schüler
Den Begriff des Meister sucht man sehr häufig zuallererst in den östlichen Regionen also u.a in Indien, denkt man aber heir im zweiten Blick an die chrstlichen Meister wird auch hier eine wichtige Gemeinsamkeit deutlich:
Der Begriff des „Guru“ ist zwar häufig in unseren Breiten sehr negativ besetzt, hat aber doch beispielsweise in Indien eine sehr lange Tradition.In Europas hat sich das „Schüler-Meister Modell“ hauptsächlich in Klöstern gehalten, wo oft noch entscheidende Beziehungen zwischen Novize und Abt bestehen. Sonst eher weniger.
4. Gebetspraxis
Deutliche und direkte Parallelen, wie beispielsweise die Rosenkranzpraktik im Christentum und auf der anderen Seite die Mantrapraxis in Hinduismus sind eher offensichtlich.
5.Gott in uns
Eine weitere Erkenntnis ist eine Gemeinsamkeit, die sich mir nach einem Studium der Bhagavad Gita ergab und bei der sich bis heute die Geister scheiden.In der Bhagavd Gita (wörtlich übersetzt der Gesang des Erhabenen) trat während des Gesprächs zwischen Sri Krishna und dem Helden Arjuna eine Beschreibung der „Überseele“ (ind. paramatma) auf als die innerste und göttliche Essenz des Menschen und aller Wesen.Die Gleichheit des im Christentum durch Meister Eckart gennaten „göttlichen Funkens“ und der ausführlich in der Bhagavad Gita beschriebene „paramatma“ (der „Überseele“) fällt auf.

Daniel Kai Grassl (Diplomsoziologe)
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