Ein guter virtueller Trainingspartner kann die Motivation fördern und die Teamleistung verbessern
Eine neue Studie über den Einfluss von virtuellen Trainingspartnern zeigt, dass das gemeinsame Trainieren mit einem etwas leistungsfähigeren Radfahrer die Motivation steigert und dabei hilft, ein Trainingsprogramm durchzuhalten. Die Arbeit von Brandon Irwin und seinen Kollegen von der Michigan State University in den USA erscheint in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Annals of Behavioral Medicine.
Für viele Menschen ist fehlende Motivation eine Hürde, die sie daran hindert sowohl die empfohlene Menge als auch die erforderliche Intensität eines Sporttrainings zu verwirklichen. Ausgehend von den Grundsätzen eines Gruppentrainings, das nachweislich die Motivation von Menschen für ein Trainingsprogramm erhöht, untersuchten die Forscher, ob ein virtuell vorhandener Partner Teilnehmer so motivieren kann, dass sie länger trainieren.
Insgesamt 58 junge Studentinnen, allesamt Teilnehmerinnen von Uni-Sportkursen, machten bei der Untersuchung mit. Sie absolvierten auf einem Hometrainer an sechs unterschiedlichen Tagen eine festgelegte Trainingseinheit. Die Teilnehmerinnen wurden in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe trainierte einzeln neben einer virtuellen Person. In der zweiten Gruppe trainierten die Teilnehmerinnen ebenfalls neben einem virtuellen Partner, allerdings in einem Teamverbund, wobei die Leistung des Teams an dem schwächeren Glied bemessen wurde, d.h. an der Person, die das Training zuerst abbrach. Die Teilnehmerinnen der dritten Gruppe trainierten alleine.
Zu Beginn des Experiments wurde den Frauen der ersten beiden Gruppen eine „virtuell anwesende Trainingspartnerin“ für das Radtraining zugewiesen. Ihnen wurde gesagt, dass ihre Partnerin zur gleichen Zeit in einem anderen Labor mit einem vergleichbaren Fahrrad trainiere. Die Frauen lernten ihre Trainingspartnerin über einen zuvor aufgezeichneten Videochat kennen; ihnen wurde weiterhin mitgeteilt, dass die Leistung ihrer Partnerin etwas besser sei als ihre eigene. Während des Trainings waren die Teilnehmerinnen in der Lage, den Fortschritt Ihrer Trainingspartnerin über eine Live-Einspielung zu verfolgen – tatsächlich handelte es sich dabei aber um eine Aufzeichnung.
Alle Studentinnen fuhren während der gesamten Untersuchung ein Videospiel-Trainingsfahrrad, jedoch nur solange, wie sie sich körperlich fit fühlten. Anschließend wurden sie gebeten, ihre Absicht für ein erneutes Training einzuschätzen, ihre Leistung zu beurteilen und zu sagen, wie müde sie sich fühlten. Die Wissenschaftler ermittelten darüber hinaus die Intensität des Trainings.
Insgesamt verbesserte sich die Trainingsleistung durch die Anwesenheit des virtuellen Trainingspartners: Die Teilnehmerinnen, die zusammen mit dem etwas besseren Trainingspartner Rad fuhren, trainierten länger als beim Einzeltraining. Im Durchschnitt trainierten die Frauen im Team zwei Minuten länger als diejenigen, die einzeln mit der Partnerin trainierten (22 gegenüber 20 Minuten) und doppelt so lang wie die Frauen, die ohne Partnerin trainierten (22 gegenüber 11 Minuten).
Was die Motivation für ein weiteres Training anging, war bei den allein trainierenden Frauen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Bei den Studentinnen, die mit der virtuellen Partnerin trainierten, war im Gegensatz dazu kein Motivationsverlust festzustellen.
Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Für alle, die versuchen, sich sportlich mehr zu betätigen, ist die Möglichkeit, die eigene Leistung mehr als zu verdoppeln, ein wesentlicher Gewinn. Diese Forschungsergebnisse sind ermutigend und lassen darauf schließen, dass das durch sechs einstündige Trainingseinheiten verbesserte Leistungsniveau bei einem Langzeittrainingsprogramm langfristig gehalten werden könnte. Dies könnte besonders bei künftigen Bemühungen wertvoll sein, wenn es darum geht, Menschen dabei zu unterstützen, sich auf Empfehlungen hin sportlich zu betätigen.“
Quelle
Irwin BC et al (2012). Aerobic exercise is promoted when individual performance affects the group: a test of the Köhler motivation gain effect. Annals of Behavioral Medicine;
DOI 10.1007/s12160-012-9367-4
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