Klimawandel fördert den Borkenkäferbefall von Fichtenwäldern
Gemäß einer neuen Studie des italienischen Wissenschaftlers Lorenzo Marini von der Universität Padua und seinem Team scheint der Klimawandel für den schädlichen Borkenkäfer eine gute Nachricht zu sein. Ihre Forschungsergebnisse sind in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Climatic Change erschienen und zeigen, dass in einem Zeitraum von 16 Jahren, in denen die Temperatur stieg und die Niederschlagsmenge sank, alpine Fichtenwälder in Europa stärker vom Fichtenborkenkäfer befallen wurden.
Änderungen von Temperatur, Niederschlagsmenge, atmosphärischer Gaskonzentration sowie zerstörerische Aktivitäten von Schädlingen und Krankheitserregern wirken sich erheblich auf das Ökosystem des Waldes aus. Insbesondere der Fichtenborkenkäfer Ips typographys (Buchdru-cker, Großer achtzähniger Fichtenborkenkäfer) ist einer der zerstörerischsten Schädlinge in den europäischen Wäldern und man geht davon aus, dass er sich rasch an den Klimawandel anpasst. Die Waldschäden, die dieser Borkenkäfer verursacht, haben in den letzten Jahrzehnten in ganz Europa deutlich zugenommen.
Die Wissenschaftler untersuchten das Muster und den Einfluss des Borkenkäferbefalls, indem sie das Ausmaß des Holzverlustes in einer Berggegend an der südlichen Grenze der europäischen Alpen bewerteten. Sie beschrieben Größe und Verteilung der befallenen Gebiete, die in Regionen mit starken Temperatursprüngen in einer Zeitspanne von 16 Jahren (1994-2009) auftraten sowie die Klimaveränderungen im selben Zeitraum.
Zwei Arten von Wäldern wurden identifiziert: Wälder, in denen die Fichte in ihrem natürlichen Klimaraum beheimatet ist, also in höheren Lagen, in denen die Temperaturen normalerweise niedrig sind; und Wälder, in denen die Fichte außerhalb ihrer natürlichen Klimabedingungen wächst, also in tiefer gelegenen Gebieten mit wärmerem Klima.
Anschließend stellten die Forscher den Zusammenhang zwischen Umfang und Ort des Holzver-lustes und den Klimaschwankungen her. Trockene Sommer in Kombination mit hohen Temperaturen waren signifikante Auslöser für einen schweren Borkenkäferbefall. Die Waldschäden pro Hektar waren durchschnittlich siebenmal höher in Gebieten, in denen die Temperaturen höher waren als im natürlich angestammten Klimabereich der Fichten. Obwohl die Bäume in den Gebie-ten außerhalb ihrer natürlichen Klimabedingungen wesentlich schneller wuchsen, wurde ihre Abwehr gegen den Borkenkäfer, wahrscheinlich durch die geringe Niederschlagsmenge und die warmen Temperaturen, geschwächt. Die trockenen Bedingungen des Vorjahres führten dazu, dass der Borkenkäfer in Folgejahr in höher gelegene Gebiete gewandert war. Die geringe Nie-derschlagsmenge in diesen höheren Gebieten eröffneten den Borkenkäfern neue Möglichkeiten, geeignete schwächere Wirtsbäume zu finden, die bei normalen Niederschlagsbedingungen weni-ger anfällig für Borkenkäferangriffe gewesen wären.
Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Unter Berücksichtigung der zunehmenden Anfälligkeit von Fichtenwäldern für Borkenkäferbefälle ist eine nachhaltige Forstwirtschaft die zuverlässigste und ökologisch wirksamste Strategie, um den Befall durch den lps. typographus zu reduzieren. Nachhaltige Forstwirtschaft heißt hier, dass die Pflanzung von Fichten außerhalb ihres natürlichen Klimabereichs vermieden werden muss.“
Reference
Marini L et al (2012). Climate affects severity and altitudinal distribution of outbreaks in an eruptive bark beetle. Climatic Change; DOI 10.1007/s10584-012-0463-z
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