Mitt Romneys Religionszugehörigkeit war bereits 2008 ein gewaltiger Hemmschuh für seine Präsidentschaftskandidatur gewesen, und nach David Campbell von der University of Notre Dame in den USA gilt dies auch für die Kandidatur 2012. Echtzeit-Wähleranalysen der Primaries aus dem Jahr 2008 zeigen, dass soziale Barrieren wie Rasse und Geschlecht im letzten Präsidentschaftswahlkampf zwar keine wesentliche Rolle mehr spielten, die religiöse Zugehörigkeit (in diesem Fall zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) ist allerdings immer noch eine entscheidende Hürde. Ein neuer Beitrag im Springer-Journal Political Behavior macht deutlich, dass Mitt Romneys Kandidatur für das Weiße Haus 2012 wie von einer Art ‚religiösen Glasdecke‘ behindert wird.
Campbells vierteilige Arbeit geht der Frage nach, warum es Romney 2008 nicht gelungen ist, dieses Hindernis zu überwinden, das er durch seine Religionszugehörigkeit hat. Der erste Teil der Studie beschreibt die Haltung der Amerikaner gegenüber den Mormonen – sie gelten als wichtiges Beispiel für eine religiöse Außenseitergruppe. Campbell stellt fest, dass die Religion der Mormonen nach wie vor unbeliebt ist und aufgrund ihrer Außenseiterrolle in der Gesellschaft unverständlich erscheint. Im zweiten Teil wird anhand bereits veröffentlichter Arbeiten dargelegt, wie Romneys Glauben 2008 gegen ihn gearbeitet hat, im dritten Teil belegen Daten aus Wählerumfragen diese Ergebnisse. Teil vier beschäftigt sich schließlich damit, was all dies für die Wahlen 2012 und für die Zukunft der religiösen Toleranz in den Vereinigten Staaten bedeutet.
Campbell und Kollegen gehen davon aus, dass Wähler, die keinen persönlichen Kontakt zu Mormonen haben, am stärksten durch positive und negative Informationen über den mormonischen Glauben zu beeinflussen sind. Wähler mit ständigem persönlichem Kontakt hingegen sind am wenigsten zu beeinflussen. Haben Wähler gelegentlichen Kontakt, reagieren sie stark auf negative Informationen, lassen sich allerdings von positiven Infos nicht beeinflussen. Für Romneys Wahlkampf stellt diese letzte Wählergruppe das größte Problem dar.
Aus der Sicht der Wissenschaftler ist es Romney nicht gelungen, dieses Imageproblem, das eng an seine Religionszugehörigkeit geknüpft ist, bei seiner Kandidatur abzustreifen. Der Grund dafür liegt teilweise darin, dass die Mormonen nicht beliebt sind. Diese Haltung der Wähler speist sich größtenteils aus fehlenden sozialen Kontakten zwischen Mormonen und anderen Amerikanern. Dadurch, dass es kaum einen Austausch zwischen diesen Gruppen gibt, lassen sich Wähler bei Nachrichten zu Romneys Religion nicht für ihn gewinnen, selbst wenn dies positive Nachrichten sind.
Die Wissenschaftler: „In der Öffentlichkeit hat sich die Haltung gegenüber den Mormonen seit 2008 nicht verändert. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass heute mehr Amerikaner Mormonen als enge Freunde oder Familienmitglieder haben. Daher lassen unsere Ergebnisse den Schluss zu, dass sich Romneys Religionszugehörigkeit auch in diesem Wahlkampf möglicherweise als Hindernis für seine Kandidatur herausstellen könnte.“
Quelle:
Campbell DE et al (2012). The stained glass ceiling: social contact and Mitt Romney’s ‘religion problem‘. Political Behavior, DOI 10.1007/s11109-012-9200-6. The article is open to the general public at http://dx.doi.org/10.1007/s11109-012-9200-6
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