Langzeit-Krebsüberlebende melden sich häufiger krank
Bei Krebsüberlebenden sind soziale Faktoren für die Anzahl der Krankheitstage aussagekräftiger als die Erkrankung selbst
Langzeit-Krebsüberlebende melden sich häufiger krank als ihre ‚gesunden‘ Kollegen. Dies weist darauf hin, dass sie sich trotz ihrer Arbeitsfähigkeit selbst fünf Jahre nach der Diagnose mit ihrer Arbeit schwer tun. Diese Forschungsergebnisse von Steffen Torp vom Vestfold University College in Norwegen und seinen Kollegen sind in der Online-Ausgabe der Springer-Zeitschrift Journal of Cancer Survivorship nachzulesen.
Die meisten Krebsüberlebenden kehren ins Arbeitsleben zurück. Nach einer Krebsbehandlung ist die Arbeitsfähigkeit wichtig, um das Selbstwertgefühl, die Identität und den gewohnten Lebensstandard zu erhalten. Sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als auch zur Vermeidung sozialer Ungleichheiten ist es für eine Gesellschaft wichtig, diese Menschen weiterhin im Arbeitsprozess zu halten. Die Forschung zeigt, dass die meisten Krebsüberlebenden ins Arbeitsleben zurückkehren können. Allerdings berichten viele über eine verminderte Arbeitsfähigkeit.
In einem Zeitraum von fünf aufeinanderfolgenden Jahren nach der Diagnose beobachteten Torp und sein Team die Muster von krankheitsbedingtem Fehlen am Arbeitsplatz bei Krebsüberlebenden. Die Forscher schauten sich auch genauer Faktoren an, durch die sich die Anzahl der Fehltage während der fünf Jahre vorhersagen ließen, einschließlich sozial-demografischer Faktoren wie Ausbildung, Familienstand, jährliches Einkommen und Beruf sowie klinischer Faktoren, wie Art und Schweregrad der Krebserkrankung.
Sie analysierten in Norwegen Daten aus Meldeämtern sowie dem Krebsregister zu 2.008 Erwachsenen, bei denen invasiver Krebs diagnostiziert wurde. Die Kontrollgruppe bestand aus 3.240 entsprechend ausgewählten ‚gesunden‘ Personen.
Sie fanden heraus, dass die Anzahl der Krankheitstage bei Langzeit-Krebsüberlebenden für den gesamten Fünfjahreszeitraum nach der Diagnose deutlich höher war als bei den Kontrollpersonen. Insgesamt 75 Prozent aller Langzeit-Krebsüberlebenden meldeten sich innerhalb der ersten 12 Monate nach ihrer Diagnose krank. Während der darauffolgenden vier Jahre meldeten sich 23 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen, die die Krebserkrankung überstanden hatten, krank. Im Vergleich meldeten sich etwa 18 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen in der Kontrollgruppe krank.
Interessanterweise erlaubten sozial-demografische Faktoren eher eine Vorhersage zu Krankmeldungen als die Art oder der Schweregrad der Krebserkrankung. Faktoren wie alleinstehend mit Kindern, niedriger Bildungsgrad, Berufstätigkeit im Gesundheitswesen und der Sozialfürsorge oder erfolgte Krankmeldungen im Jahr vor der Diagnose ermöglichten eine Vorhersage über Krankmeldungen in den fünf Jahren nach der Diagnose.
Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Langzeit-Krebsüberlebende können fünf Jahre nach der Diagnose durch gesundheitliche Störungen oder eine reduzierte Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt sein. Sollen die Krankmeldungen in dieser Gruppe zurückgehen, ist eine gute soziale, wirtschaftliche – und Arbeitsplatzperspektive für die Krebsüberlebenden unerlässlich: ihre berufliche Wiedereingliederung sowie ihre Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz muss gewährleistet sein.“
Quelle
Torp S et al (2012). Sick leave patterns among 5-year cancer survivors: a registry-based retrospective cohort study. Journal of Cancer Survivorship; DOI 10.1007/s11764-012-0228-8
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