Inklusion ist Menschenrecht!
Separation und Ausgrenzung in der Praxis von Streetwork
Alle Menschen sind gleich. Sie dürfen nicht benachteiligt, sondern bereits junge Menschen sollen gefördert werden. Alternative Lebensentwürfe und -formen gehören zu einer pluralistischen Gesellschaft. Menschen haben ein Recht auf Teilhabe und Mitbestimmung.
Doch wie sieht unsere Realität vor Ort bzw. im Arbeitsfeld Streetwork/Mobile Jugendarbeit wirklich aus? Was ist an der Inklusionsdebatte für uns neu, hilfreich und spannend?
Die aktuelle Inklusionsdebatte thematisiert alle benachteiligend wirkenden Heterogenitätsmerkmale, wie sexuelle Orientierung, Herkunftskultur, Religion, Weltanschauung, Geschlecht, Szene oder Milieu. Die moderne Gemeinwesenarbeit bezieht dies in die zeitgemäßen fachlichen Diskurse und Konzepte mit ein. Soziale Arbeit, Stadtplanung, berufliche Unterstützungsprogramme, Jugendeinrichtungen und Schulen sind auf gesellschaftliche Vielfalt bezogen. Die Akteure leben in einer transkulturellen und pluralen Gesellschaft, mit vielfältigen, multikulturellen und stark individualisierten Lebensentwürfen. Neue konkrete Ansätze und Methoden werden entwickelt, um aktiv Ent-Diskriminierung und Chancengleichheit herbei zu führen. Teilhabe, Gerechtigkeit, Mitgestaltung und Selbstwirksamkeit sind auch bei sogenannten stigmatisierten und marginalisierten Adressat_innengruppen zu ermöglichen.
Die Qualitätsstandards von Streetwork/Mobiler Jugendarbeit orientieren sich an einer parteilichen, für die Interessen der Adressat_innen ausgerichteten Lobbyfunktion. Streetwork/Mobile Jugendarbeit setzt bereits vielfach den gewünschten Inklusionsgedanken in die Praxis um, ohne dies bisher deutlich und fachlich begründet zu kommunizieren.
Streetwork/Mobile Jugendarbeit wirkt gerade auf lokaler Ebene. Die nun beginnende Fachdebatte wird prägend mitgestaltet. Sie spricht regional teilweise exklusiv von Stigmatisierung und Marginalisierung bedrohte Menschen an. Sie unterstützt Akteure gelingender selbst organisierter Projekte. Die öffentliche Aufmerksamkeit wird erzeugt und ein wichtiger Beitrag zum Inklusionsdiskurs entsteht.
Streetwork/Mobile Jugendarbeit hat im sozialen Angebotsportfolio von Städten, Kommunen und Gemeinden eine zentrale und herausragende Stellung.
Die Fachstandards von Streetwork/Mobiler Jugendarbeit beschreiben eine aufsuchende, sozialräumliche und lebensweltorientierte Arbeit. Die Grundlagen sind niedrigschwellige, akzeptierende und ganzheitliche Beziehungsarbeit. Entwicklung wird gefördert. Die Beratungs- und Begleitungsprozesse der Fachkräfte haben eine bedeutende Rolle. Sie befähigen, gestalten und moderieren Inklusionsprozesse im sozialen Raum. Die vielfach geforderte Lobbyfunktion und parteiliches Arbeiten bekommen dadurch eine bedeutende gesellschaftspolitische Dimension und stehen in Verantwortung. Voraussetzungen sind klare Sprachfähigkeit, argumentative Sicherheit im fachlichen Diskurs und eine durchgängig auf Inklusion drängende Arbeitshaltung. Ethische, fachliche und sozialpolitische Positionen müssen dabei neu justiert werden.
Für die Praxis bedeutet dies, den Inklusionsbegriff für die eigene Arbeit und eine verstärkte Akzentuierung auf lebensweltorientierte sozialräumliche Handlungsweise zu kommunizieren. Es bedeutet ein sicheres und reflektiertes Anwenden von qualitativen sozialräumlichen Forschungs- und Arbeitsmethoden. Der permanente Wechsel von Alltagsforschungsperspektiven zur motivierenden Moderation in non-formalen Gruppenbildungsprozessen wird begleitet. Es erfordert die Entfaltung einer Alltagssprache, die nicht bevormundet, Probleme und Vorannahmen rekonstruiert. Die inklusive Gesprächsführung bestärkt, zeigt Kompetenzen, Besonderheiten und Einzigartigkeiten von handelnden und selbstverantwortlichen Subjekten auf.
Die bundesweite Streetworktagung 2013 widmet sich zum ersten Mal dem Thema Inklusion im Arbeitsfeld Streetwork/Mobile Jugendarbeit. Es kommen Expert_innen zu Wort, die sich seit Jahren mit dem Inklusionsbegriff aus unterschiedlichen Blickwinkeln befassen, wie Ethik und Menschenrecht, Bildung und Gesundheit, Diversity und Transkulturalität sowie Erlebnispädagogik und Risikobegleitung.
Inspiriert durch Impulsvorträge werden unterschiedliche Blickwinkel und Fragestellungen in Arbeitsgruppen, Workshops und Gesprächskreisen vertieft und auf die Übertragbarkeit für Streetwork/Mobile Jugendarbeit untersucht.
Die Tagungsteilnehmer_innen entwickeln Handlungsempfehlungen zur Weiterarbeit für das Arbeitsfeld und für die eigenen Projekte vor Ort.
Die Fachtagung versteht sich als Auftakt eines fachlichen Diskurses und möchte einen inklusiven Beitrag leisten. Dies verstehen Streetworker als ihre Lobbyfunktion für benachteiligte und unterprivilegierte Menschen.
Natürlich entsteht gleichzeitig genügend Raum für den stets geschätzten informellen Fachaustausch, kollegiale Beratungen und Absprachen für gemeinsame Aktionen und Vertiefung der bundesweiten Netzwerkarbeit. Dies wird mit innovativen Methoden gefördert und gestärkt.
Der Vorstand der BAG Streetwork
Montag, 02.09.2013
14.00h Ankommen – Registrieren – Stehcafé
15.00h Eröffnung der Tagung und Begrüßung,
Frank Dölker, Dozent Bundesakademie, Vorstand BAG Streetwork/Mobile Jugendarbeit
Das Menschenrecht Inklusion
Dr. Jürgen Frank, Expertenkreis „Inklusive Bildung“, Deutsche UNESCO-Kommission
Ausgrenzung – Bildung – Gesundheit
Dr. Hanna Permien, (ehemals) dji München
Diskussion im Plenum
18.00h Abendessen
19.30h Markt der Möglichkeiten
Praxispräsentationen der Teilnehmenden
Dienstag, 03.09.2013
9.00h Inklusion – ein Leitprinzip für das Arbeitsfeld Streetwork?
Michael Komorek, Referent für Inklusion, AWO Bundesverband Berlin
Diversity als „dritter Blick“ – Eine Einladung zum sozialräumlichen Verstehen.
Prof. Dr. Andreas Thiesen, HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
11.00h Arbeitsgruppen:
AG 1: Leitprinzip Inklusion,
Michael Komorek, AWO Bundesverband Berlin
AG 2: Inklusion von rechtsextremen Jugendlichen – Begegnung auf Augenhöhe?
Philipp Frei, Jugendsozialwerk Basel, Schweiz
AG 3: Gelingende Ansätze und Methoden von Kinder- und Jugendbeteiligung,
Annett Bauer, Paritätischer Verband, LAG Brandenburg
AG 4; Diversity als Handlungsoption
Andreas Thiesen, Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
AG 5: Politisches Handeln, Lobbying, Politikberatung
Tom Küchler, LAK Sachsen
19.30h Abendvortrag: Vielfalt, Vorurteile und Diskriminierung – Der Anti-Bias-Ansatz
Lisa Reimann , Integrationsprojekt e.V. im Bund Deutscher PfadfinderInnen
Mittwoch, 04.09.2013
9.00h Plenum
9.30h Menschen in riskanten Lebenslagen
Dieter Wolfer, Treberhilfe Dresden
Arbeitsgruppen halbtags oder ganztags,
Gruppen entscheiden Form der Zusammenarbeit nach der Mittagspause.
AG 6 Inklusion in riskanten Lebenslagen,
Dieter Wolfer, Treberhilfe Dresden
AG 7 Methoden der Sozialraumarbeit ,
Frank Dölker, Bundesakademie/BAG
AG 8 Community Work, Bürgerbeteiligung, Bürgerinitiativen
Paul Cromwell, Bundesakademie für Kirche und Diakonie, Berlin
AG 9 Kooperation Schule Jugendhilfe,
Guido Gulbins, Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit, Bremen
Tim Ossyssek, VAJA Bremen
AG 10 Antidiskriminierende Bildungsarbeit – Anti Bias
Lisa Reimann
14.30h Weiterarbeit in den AGs vom Vormittag und BarCamp
17.30h Plenum, Berichte aus den AGs
Donnerstag, 05.09.2013
9.30 Plenumsveranstaltung
Diskussion der Tagungsinhalte, Festlegen von zentralen Schwerpunkten im Bereich Inklusion für das Arbeitsfeld Streetwork/Mobile Jugendarbeit, an denen weitergearbeitet werden soll.
Moderierte Fachforen zu den Schwerpunkten
Erarbeitung von Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung der Empfehlungen,
Auswertung der Tagung
13.00 Abschlussessen „inklusive“
Tagungsort:
Haus Hainstein Eisenach
www.haushainstein.de
Tagungsbeitrag:
160,00 €
zuzüglich Übernachtung und Verpflegung ca. 210,00 € im EZ (ohne Gewähr), wird von Teilnehmer_innen direkt mit dem Tagungshaus abgerechnet.
Information:
Frank Dölker;
doelker@bundesakademie-kd.de, 0173-5105498
Bitte beachten Sie Aktualisierungen und auch unser ausführliches Fortbildungsprogramm auf: