Laut einer neuen Studie sind HIV-Heimtests beliebt bei Männern mit riskanten Sexualpraktiken
Dreißig Jahre nach Beginn der HIV-Epidemie können oder wollen viele Menschen mit hohem HIV-Risiko keine sichereren Sexualpraktiken wie Abstinenz oder den Gebrauch von Kondomen einsetzen. Aus diesem Grund ist der Markt offen für alternative Methoden, die den Kontakt mit dem Virus bzw. die Übertragung reduzieren. Eine derartige Strategie, der HIV-Heimtest, ist jetzt Thema einer neuen Studie von Alex Carballo-Dieguez und seinen Kollegen am HIV Center for Clinical and Behavioral Studies in New York. Die Arbeit erscheint online im Springer-Journal AIDS and Behavior.
Derzeit wird eine ganze Reihe biomedizinischer Strategien zur Verhütung einer HIV-Übertragung entwickelt. Viele sind kostspielig und haben nur begrenzten Erfolg. HIV-Schnelltests sind bereits seit einiger Zeit auf dem Markt, nicht erforscht jedoch ist bisher ihr Potenzial als Screening-Tool für mögliche Partner. Seit der Zulassung der Heimtests durch die FDA (Food and Drug Administration) ist die Möglichkeit, Partner zu checken, seit Kurzem Realität. Wären jedoch Menschen, die sich auf ungeschützten Sex einlassen wollen, bereit, diese Tests zu nutzen, bzw. würden sie potenzielle Partner vor dem Sex um die Durchführung bitten?
An der Studie nahmen 27 Männer unterschiedlicher ethnischer Herkunft teil, die mit Männern verkehren (MSM). Jeder erhielt 16 HT-Sets für potenzielle Sexualpartner. Drei Monate lang wurden sie wöchentlich durchgecheckt und anschließend eindringlich befragt. Insgesamt trafen die Sets bei allen Männern auf hohe Akzeptanz, auch bei Angehörigen ethnischer Minderheiten, deren Infektionsraten hoch sind. Die meisten Männer wollten die Sets weiter nutzen, das Interesse an der freien Verkäuflichkeit war hoch.
Aus den sehr persönlichen Interviews ergaben sich äußerst aufschlussreiche Erkenntnisse bezüglich der Signifikanz der HT-Sets. Häufig entstanden durch die bloße Erwähnung einer Testmöglichkeit Diskussionen über den HIV-Status, die unter anderen Umständen gar nicht aufgekommen wären. In zwei Fällen wurde der Status HIV-positiv erst enthüllt, nachdem der Teilnehmer einen Test vorgeschlagen hatte. Die Weigerung, den Test durchzuführen, führte zu Misstrauen bei Teilnehmern, die daraufhin Sex mit Kondom oder gar keinen Sex mit diesem Partner hatten. War das Testergebnis HIV-positiv, fand gar kein Sex statt.
Kritiker der Testsets befürchten, dass die Verwendung von Kondomen dadurch zurückgehen könnte. Bei Menschen, die jedoch ohnehin keine Kondome benutzen – so Carballo-Dieguez und Kollegen -, spielt dies gar keine Rolle. Hier würden die Heimtests keine bestehende Strategie ersetzen, sondern eine Lücke schließen. In der Studie erwiesen sich die HTs als kosteneffektives, einfaches und akzeptables Tool, das die Ausbreitung von HIV-Infektionen in einer Hochrisikogruppe einzudämmen hilft.
Für die Autoren ist wichtig: „Es geht hier um eine Maßnahme unter Betroffenen, die in die Lage versetzt werden, ihr Verhalten zu kontrollieren. Sie können mithilfe einer kondomunabhängigen Lösung gemeinsam Verantwortung übernehmen. Aus dem sogenannten Serosorting (die Wahl des Sexualpartners nach dem HIV-Status), das bisher mehr oder weniger ein Ratespiel war, wird so letztendlich eine auf objektiven Kriterien beruhende Strategie.“
Quelle
Carballo-Dieguez A, Frasca T, Balan I, Ibitoye M, Dolezal C (2012). Use of rapid HIV home test prevents HIV exposure in high risk sample of men who have sex with men. AIDS and Behavior; DOI 10.007/s10461-012-0274-2
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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