Vom (Un)Sinn der Nahrungsergänzung

Die Industrie für Nahrungsergänzung lockt nicht selten mit hehren Versprechungen. Die Multivitamin-Tabletten sollen jeglichem Vitaminmangel entgegenwirken und gleich eine ganze Obstschale ersetzen (mindestens). Manche Nahrungsergänzungen versprechen gar eine Leistungsoptimierung, indem sie die Sauerstoff- bzw. Nährstoffaufnahme verbessern. Schmackhaftes Soft-Doping für jedermann!

Lassen Sie sich gesagt sein, dass all diese Versprechungen grober Unfug sind! Nahrungsergänzungsmittel sind nichts weiter als isolierte, einzelne Nährstoffe, die wir bei vollwertiger Ernährung ohnehin in ausreichendem Maße aufnehmen. Dadurch, dass Nahrungsergänzung keine pharmazeutischen Ansprüchen stellen kann und darf, muss ihre Wirksamkeit nicht mal wissenschaftlich erwiesen werden! Das bedeutet zwar nicht, dass Nahrungsergänzungen zwangsläufig ohne Wirkung sind. Allerdings ist niemals erwiesen, dass sie bei vollwertiger Ernährung notwendig sind, geschweige denn eine Leistungssteigerung bringen. Oftmals sind diese Behauptungen sogar kaum haltbar!

 

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit wurde L-Carnitin stark beworben. Dieser Stoff wird zum Teil im Körper selbst hergestellt und zum Teil mit der Nahrung aufgenommen und dient der Fettverbrennung in den Körperzellen. L-Carnitin Nahrungsergänzungen wurden als “Fatburner“ feil geboten. Nun ist es jedoch so, dass der Körper ein Überangebot an L-Carnitin einfach ignoriert und die Überschüsse ausscheidet. Genauso verhält es sich auch mit wasserlöslichen Vitaminen. Dazu gehören das Vitamin C und der gesamte Vitamin B Komplex. Gerade Vitamin C wird ja häufig als Nahrungsergänzung angeboten. Auch das ist ein Unsinn, sofern nicht wirklich ein konkreter Mangel vorliegt (den man bei vollwertiger Ernährungsweise ohnehin ausschließen kann). Wasserlösliche Vitamine kreisen bei Überangebot einfach so lange ungenutzt im Blut, bis sie ausgeschieden werden. Anders verhält es sich bei fettlöslichen Vitaminen (Vit. A, D, E, K). Dort können Übervitaminisierungen sogar ernsthafte, gesundheitliche Komplikationen hervorrufen. Man sollte also keinesfalls unkritisch irgendwelche synthetischen Nahrungsmittelergänzungen schlucken. Sie bergen schlicht und ergreifend keinen Nutzen für jemanden, der sich bewusst und vollwertig ernährt. Im Gegenteil: Bei unsachgemäßer Anwendung schaden sie sogar!

 

Ein lebendes Beispiel für die Überflüssigkeit von Nahrungsergänzungen im Allgemeinen sowie im Ausdauersport ist Herbert Steffny. Der Mann ist mittlerweile in den Mittfünfzigern und immer noch ein absolut respektabler Läufer seiner Altersklasse. Zeitlebens hat er Nahrungsergänzung bewusst abgelehnt. Er stellte 2003 einen Rekord im Zehn-Kilometerlauf in der Masterklasse der über 40 Jährigen auf. Und seine 46 Minuten und 33 Sekunden für zehn Meilen stellen noch heute die deutsche Bestleistung dar. Dieser Rekord steht seit 1985! Am Beispiel dieses Top-Athleten sieht man ohne Weiteres, dass überhaupt keine grundsätzliche Notwendigkeit für Nahrungsergänzungen als Substitution im Ausdauersport besteht.

 

Und um noch mal ein simples Beispiel zu bemühen: Es ist unbestreitbar, dass alle Naturvölker sehr viel gesünder gelebt haben, als wir es heute im Allgemeinen tun. Sie waren körperlich zwangsläufig aktiver als wir und ernährten sich von dem, was Mutter Natur ihnen in natürlicher Form bot. Und das ganz ohne Nahrungsergänzung ……

Wenn man sich besinnt, kann man doch nur zu dem Schluss kommen, dass die Natur uns Jahrtausende lang bestens ernährt hat. Und nur weil irgendwelche Firmen nun unvollständige Nährstoffpräparate herstellen, einzelne Stoffe isolieren und mit Geschmackskomponenten zusammenpanschen, soll das alles nicht mehr stimmen? Nahrungsergänzung nutzt in erster Linie jenen, die sie verkaufen.
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