Wider die kurzatmigen Wahlkampfslogans

Auf Wahlfang mit platten Parolen? Die hochkochende Diskussion über das gelockerte Gesetz zu Zuwanderung von Arbeitskräften aus Rumänien und Bulgarien sorgt für Zündstoff. Der Personalexperte Michael Zondler zeigt die Kehrseite der populistischen Wahlkampfslogans und die Kosequenz für Deutschland ebenso wie für die hier lebenden Bürger der angeprangerten Länder.
Populismus gefährdet den Wohlstand
Personalexperte mahnt Versachlichung der Einwanderungsdebatte an
Von Ansgar Lange +++ Wenn Wahlen vor der Tür stehen, werden die politischen Parolen nicht unbedingt vernünftiger. Eine Partei hat an diese unselige Tradition jetzt mit dem Slogan „Wer betrügt, der fliegt“ angeknüpft. Bulgaren und Rumänen brauchen seit dem 1. Januar keine Erlaubnis mehr, wenn sie in Deutschland arbeiten wollen. Kritiker sagen, dass es Politikern manchmal aber gar nicht um eine sachliche Debatte über konkrete Missstände ankomme. Vielmehr hätten sie bevorstehende Wahlen im Blick.

„Ist es angesichts solcher populistischen Parolen ein Zufall, dass bald wieder Wahlen vor der Tür stehen? Wohl kaum. Da könnten einige in Versuchung kommen, mit platten Parolen Wähler wieder einzufangen, die sonst zu anderen Parteien wie den Freien Wähler oder der Alternative für Deutschland abwandern könnten. Doch der politische Streit interessiert mich als Personalexperte weniger. Darum kümmern sich besser die Politikwissenschaftler. Das Fatale an solchen wenig durchdachten Parolen ist, dass sie Deutschlands Wohlstand gefährden können. Menschen, die Sozialleistungen missbrauchen wollen, gibt es in allen Nationen, auch bei uns. Ich befürchte allerdings, dass solche Töne viele fleißige Fachkräfte aus Asien, Südeuropa und auch aus Bulgarien und Rumänien abschrecken könnten, zu uns zu kommen. Denn Deutschland ist schon wegen der sprachlichen Barrieren nicht unbedingt erste Wahl für Zuwanderer“, sagt der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens centomo http://www.centomo.de.

Zondler hält die EU-Freizügigkeit für einen Segen. Natürlich gebe es auch immer Schattenseiten. „Armutsflüchtlinge sind nach Ansicht von Experten nur eine kleine Minderheit unter den Zuwanderern aus dem europäischen Ausland. Dass es in einzelnen Kommunen zu Problemen kommt, ist doch kein Grund, gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten. Bestehende Probleme müssen pragmatisch gelöst werden. Wir tun zu wenig, Integration als Erfolgsgeschichte darzustellen. centomo hat Firmensitze in Ludwigsburg und Sindelfingen. Gerade das Ländle ist doch ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Wir profitieren hier sehr von unseren Zuwanderern. Dass es in einigen Kommunen in Nordrhein-Westfalen zu größeren Konflikten kommt, hat auch damit zu tun, dass diese Städte den Strukturwandel verschlafen haben und einfach schlechter aufgestellt sind als beispielsweise Stuttgart oder andere Städte in Baden-Württemberg. Und Gesprächspartner in London, wo wir auch eine Niederlassung haben, verstehen schon einmal überhaupt nicht, warum wir manchmal alles dafür zu tun scheinen, um dringend gebrauchte Fachkräfte abzuschrecken, obwohl diesmal auch Boulevardzeitungen auf der Insel Stimmung gegen Migranten gemacht haben. Englisch ist eine Weltsprache. Dies ist ein großer Vorteil für Länder wie Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Kanada oder Australien, wenn es um die gezielte Anwerbung von Fachkräften geht. Wir sollten unsere an sich schon schlechteren Chancen bei der Anwerbung nicht auch noch durch kurzatmige Wahlkampfslogans gefährden“, mahnt Zondler.

Dass die undifferenzierten Verallgemeinerungen über Rumänen und Bulgaren Menschen verletzen, die schon lange bei uns angekommen sind und hier ihre Steuern zahlen, zeigt ein Artikel von Wolfgang Scheida, Ressortleiter bei der „Welt am Sonntag“ http://www.welt.de und Spätaussiedler aus Kronstadt in Siebenbürgen: „Es gibt wenig, dass so schmerzhaft ist, wie Teil einer Familie zu sein, aber immer am Katzentisch essen zu müssen. So fühlt man sich als „Rumäne und Bulgare“. Wir gehören zwar zur EU, man will mit uns Geschäfte machen, aber man schreit Zetermordio, wenn wir uns in Europa frei bewegen und arbeiten wollen. Und ja, einige werden nicht arbeiten wollen. So wie auch einige gebürtige Deutsche nicht. Die sollten wir aushalten. Daran wird dieses Land nicht zerbrechen.“

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