Bis zu zwei Millionen Menschenleben könnten weltweit durch Verbesserungen in der Traumaversorgung gerettet werden, insbesondere in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen. Mit dieser Schätzung wollen Charles Mock von der University of Washington in Seattle und sein Team dazu aufrufen, dass weltweit der Versorgung von Traumapatienten mehr finanzielle Mittel und Beachtung zukommt. Ihre Arbeit wird online in der Springer-Fachzeitschrift World Journal of Surgery veröffentlicht.
Je nach der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes haben Schwerverletzte bessere oder schlechtere Voraussetzungen zu überleben. In der amerikanischen Stadt Seattle (mit einem hohen Durchschnittseinkommen) liegt die Mortalitätsrate als Folge von schweren Verletzungen bei rund 35 Prozent, im Vergleich zu 55 Prozent in Monterrey, Mexiko (mittleres Einkommensniveau), und 63 Prozent in Kumasi, Ghana (niedriges Einkommenslevel). Insgesamt 90 Prozent der Todesfälle, die durch ein Trauma bedingt sind, passieren in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern, die dementsprechend auch nur über begrenzte Hilfsmittel verfügen.
Die Arbeit von Mock und seinen Kollegen schätzt ab, wie viele Menschenleben gerettet werden könnten, wenn diese differierenden Überlebensraten zwischen den Ländern mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsniveaus allesamt auf 35 Prozent gesenkt werden könnten.
Die Wissenschaftler erhoben Daten über die Gesamtzahl von Traumatoten in Ländern mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Niveaus. Ihren Berechnungen zufolge ließen sich in Ländern der unteren und mittleren Einkommensgruppe zwischen 1,7 und 2 Millionen Menschenleben retten, wenn sich die Sterblichkeitsrate bei Schwerverletzten auf das Niveau der besser gestellten Länder senken ließe.
Um die Anzahl der durch ein Trauma bedingten vermeidbaren Todesfälle zu verringern, schlagen die Autoren vor, die präklinische Versorgung von Traumapatienten zu verbessern. Dies beinhaltet beispielsweise die Erweiterung der Grundversorgung durch Krankentransporte, die Bereitstellung von fundamentalen Erste-Hilfe-Leistungen vor Ort, aber auch die klinische Versorgung selbst. Hierzu bräuchte man mehr Personal und Ausrüstung, regelmäßige Fortbildungskurse in der Traumaversorgung und entsprechende Verbesserungsprogramme.
Die Autoren schließen daraus: „Verbesserungen in der Versorgung von Traumapatienten könnten viele Menschenleben retten. Auch wenn die Zahl von annähernd zwei Millionen geretteten Menschenleben eine langfristige Vision bleibt, die weltweite Investitionen erfordert, könnten selbst kleine Schritte in einer verbesserten Traumaversorgung spürbare Folgen nach sich ziehen. Außerdem können solche Verbesserungsmaßnahmen durchaus kostengünstig und kosteneffektiv gestaltet werden.“
Quelle
Mock C et al (2012). An estimate of the number of lives that could be saved through improvements in trauma care globally. World Journal of Surgery; DOI 10.1007/s00268-012-1459-6
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