Social Media: Die persönliche Öffentlichkeit
Wissenschaftler erklärt Wechselwirkung zwischen Mensch und Medien in der modernen Kommunikation und fordert Einfluss auf die Gestaltung der neuen Universaltechnologie | Neue Buch-Reihe „Medienwissen kompakt“
Wer Phänomene wie das Guttenplag-Wiki, den Harlem Shake oder politischen Protest via Twitter verstehen will, muss die kommunikationswissenschaftliche Perspektive einnehmen. Im Interview mit Springer für Professionals erklärt Dr. Jan-Hinrik Schmidt, warum: „Im Vergleich zu den Massenmedien kommt bei den sozialen Medien mit der sogenannten persönlichen Öffentlichkeit ein völlig anderes Sender-Empfänger-Modell zum Einsatz. Informationen mit dem eigenen Netzwerk werden dabei dialogisch statt monologisch geteilt.“ Wie dieser Gegenentwurf zur bisherigen publizistisch-massenmedialen Öffentlichkeit sowohl den einzelnen Menschen als auch die gesamte Gesellschaft verändert, und welche Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, beschreibt der Experte in seinem neuen Fachbuch „Social Media“ von Springer VS.
„Wenn man die Medienentwicklung der Gegenwart in größere Zusammenhänge der gesellschaftlichen Entwicklung einbettet, fällt auf, dass soziale Medien perfekt in breite Veränderungen und Trends passen“, erklärt Schmidt. Denn bereits seit Jahrhunderten gewinne das Individuum an Bedeutung und habe dazu geführt, dass wir heute in einer Gesellschaft der vernetzten Individualität leben. Die sozialen Medien erfüllten darin viele Zwecke: „Sie machen persönliche Öffentlichkeiten möglich, erleichtern die rasche Verbreitung von Informationen, unterstützen Zusammenarbeit und das gemeinsame Sammeln, Filtern und Bearbeiten von Wissen.“ Der Kommunikationswissenschaftler ist überzeugt, dass diese Prinzipien nicht wieder verschwinden werden, egal wie die Anbieter heißen.
Weil unser alltägliches Handeln, unsere sozialen Beziehungen und unsere Wissensbestände mehr und mehr von digitalen vernetzten Medien durchdrungen sind, entstehe nach Ansicht von Schmidt allerdings auch eine Abhängigkeit. Deshalb fordert er Regeln für einen zivilisiertes, höfliches und menschenwürdiges Miteinander: „Wie die sozialen Medien aussehen und funktionieren, ist nicht naturgegeben, sondern hängt von unseren Entscheidungen ab.“ Des Weiteren gibt der wissenschaftliche Referent für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung der Universität Hamburg Antworten auf folgende Fragen: Verschwindet durch soziale Medien die Privatsphäre? Machen soziale Medien jeden zum Journalisten? Bringen soziale Medien Wissen für alle? Sind die sozialen Medien partizipativ – oder überwachen und kontrollieren sie den Menschen?
„Social Media“ ist der erste Band der neuen Reihe „Medienwissen kompakt“ von Springer VS. Die beiden Herausgeber Dr. Klaus Beck, Professor für Kommunikationspolitik und Medienökonomie an der FU Berlin, und Dr. Gunter Reus, Professor für Journalistik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, greifen darin Fragen rund um Medien, Kommunikation, Journalismus und Öffentlichkeit auf. Diese beleuchten die Autoren in allgemeinverständlicher und kompakter Form aus der Sicht der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und stellen aktuelle Forschungsergebnisse vor. 2014 erscheinen weiteres kompaktes Medienwissen, zum Beispiel die beiden Titel „Medien und Werbung“ und „Wahlen und Medien“.
Weitere Informationen:
www.springer.com/about+springer/media/pressreleases?SGWID=1-11002-6-1442842-0 | Pressemitteilung + Downloads
www.springerprofessional.de/4765210 | Springer für Professionals: Interview “Social Media hat eine persönliche Öffentlichkeit geschaffen“
www.springer-vs.de/978-3-658-02095-8 | Informationen zum Buch „Social Media“
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