Schwacher Werbemarkt lässt Auflagen europaweit schrumpfen
Paris/Berlin (pte/08.06.2009/13:05) – Gratiszeitungen kämpfen aufgrund des schwachen Anzeigengeschäfts europaweit ums Überleben. Während der Printmarkt generell unter der Wirtschaftskrise und ihren Folgen zu leiden hat, sind die kostenlosen Titel ganz besonders stark von den rückläufigen Werbeaufträgen betroffen. Noch im vergangenen Jahr waren die Auflagenzahlen von Gratiszeitungen weltweit auf über 40 Mio. gestiegen. Wie die New York Times berichtet, befindet sich das Geschäftsfeld seit Ausbruch der Finanzkrise allerdings im freien Fall. Die Auflagen in Europa sind laut Branchenbeobachtern wie Piet Bakker, Professor in Amsterdam, um zehn Prozent zurückgegangen und Dutzende Titel wurden eingestellt.
Da die Gratiszeitungen noch sehr viel stärker von den Einnahmen über das Anzeigengeschäft abhängig sind, wirken sich die wirtschaftlichen Turbulenzen auf diese tatsächlich existenzbedrohend aus. Laut Analysten sind die Werbeeinnahmen vieler kostenloser Titel in den vergangenen Monaten um mehr als ein Drittel zurückgegangen. In Deutschland gibt es anders als in Österreich und der Schweiz zwar keine Gratiszeitungen, aber gewisse Schlussfolgerungen lägen auch hier auf der Hand, sagt Jörg Laskowski von Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) http://www.bdzv.de , gegenüber pressetext. „Die deutschen Zeitungen liegen in der Umsatzverteilung bei ca. 50 Prozent Anzeigen- und 50 Prozent Vertriebserlösen. Da Gratiszeitungen keine Vertriebserlöse haben und der Werbemarkt derzeit rückläufig ist, sind diese in der Wirtschaftskrise tatsächlich besonders betroffen.“ In den kommenden Monaten sei zu erwarten, dass weitere Gratistitel in Europa in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen werden.
Positivere Signale kommen hingegen aus der Schweiz. „Hier trifft es nicht zu, dass Gratistitel stärker von der Krise betroffen wären. Der Anzeigenrückgang fällt bei Gratiszeitungen moderarter aus als bei den Kaufzeitungen“, erklärt Hannes Zaugg, Geschäftsstelle des Verbands Schweizer Gratiszeitungen (VSGZ) http://www.gratiszeitungen.ch , auf Anfrage von pressetext. Die weitere Entwicklung hänge stark vom allgemeinen konjunkturellen Trend ab. „Zeitungen mit vielen Imageinseraten sind vom Einbruch besonders betroffen – dies sind in der Regel aber eher Kaufzeitungen“, ergänzt Zaugg.
Als Reaktion auf die schlechte Situation auf dem Anzeigenmarkt versuchen viele Verlage der Gratiszeitungen nun, ihre Kosten drastisch zu reduzieren und zu konsolidieren. So verkauft etwa der schwedische Medienkonzern Metro International, der weltweit in mehr als 100 Städten Gratistitel vertreibt, seine Zeitungen in Philadelphia und New York sowie seinen 51- Prozent-Anteil an einem Bostoner Titel. Auch für Italien und Portugal sei das Unternehmen bereits auf der Suche nach Käufern, erklärte Metro International zuletzt.
Nach Einschätzungen von Analysten vertragen nur wenige Märkte mehr als eine oder zwei Gratiszeitungen, da die Titel in der Regel ein sehr ähnliches Publikum ansprechen. Werbetreibende bevorzugen es, Anzeigenflächen bei der jeweils größten Gratiszeitung in einer Stadt zu kaufen. Aufgrund der allgemein rückläufigen Werbeinvestitionen wird der Druck diesbezüglich noch weiter verschärft. „Das Anzeigengeschäft deutscher Zeitungen entwickelt sich, wie bei allen anderen Werbeträgern, derzeit gegenüber dem Vorjahr zurück. Konkret beträgt das Minus etwa sieben bis acht Prozent“, bestätigt auch Laskowski auf Nachfrage von pressetext. Dabei sei besonders der Stellenmarkt negativ betroffen. (Ende)
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