Der erste Kinder- und Jugendpsychiater aus Großbritannien zum heutigen Stand der Autismusforschung

New York / Heidelberg, 01. März 2011

„Obwohl es in den letzten drei Jahren neue Erkenntnisse und Fortschritte zu Erforschung von Autismus gegeben hat, sind wir, was Prävention und Heilung betrifft, noch nicht wirklich weitergekommen“, so Sir Michael Rutter, Professor für Entwicklungspsychopathologie am Institute of Psychiatry am King’s College in London. Rutter untersucht in einer neuen Studie die wissenschaftliche Erforschung von Autismus zwischen 2007 und 2010. Die Studie ist online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of Autism and Developmental Disorders zu lesen. Professor Rutter ist der erste Kinder- und Jugendpsychiater in Großbritannien und gilt als „Vater der Kinderpsychologie“.

Die sehr ausführliche Studie geht der wissenschaftlichen Fragestellung nach, was wir unter Autismus zu verstehen haben. Dabei werden die vier zentralen Ansätze untersucht: welche klinischen Ausprägungen lassen sich bei dieser Störung festhalten; inwieweit lässt sie sich nach genetischen Faktoren bestimmen; welche Umwelteinflüsse begünstigen die Erkrankung und welche Therapieansätze werden nach dem neusten Erkenntnisstand angewandt?

Die genetische Forschung konzentriert sich auf sehr seltene und pathogene Genmutationen, Variation der Genkopienzahl, genomweite Assoziationsstudien und die Epigenetik. Hier ergeben sich zwei wichtige Fragen. Warum kann diese Krankheit nicht ausgelöscht werden? Warum konnten bisher keine Gene gefunden werden, die einer autistischen Störung zugeordnet werden können?

Der letzte Teil der Studie beschäftigt sich mit psychologischen Behandlungsmethoden. Es wird der Wert von Verhaltenstherapien in einem sehr frühen Stadium untersucht sowie ein neuer Therapieansatz, bei dem vor allem die Eltern eine zentrale Rolle spielen: ihre Sensibilität soll verbessert werden und sie sollen aktiv auf die Kinder reagieren.

„In den vergangenen drei Jahren haben wir viel Neues über die Krankheit erfahren und einige unerwartete Erkenntnisse gewinnen können“, so Professor Rutter. „Aber es bleiben noch wichtige Fragen offen. Wir sind zuversichtlich, dass es in den kommenden Jahren noch weitere wichtige Erkenntnisse geben wird. Prävention und Heilung bleiben aber weiterhin schwierig.“

Quelle
1. Rutter M (2011). Progress in understanding autism: 2007-2010. Journal of Autism and Developmental Disorders. DOI 10.1007/s10803-011-1184-2

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel. +49-6221-487-8130, joan.robinson@springer.com

Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg