Neue Studie zeigt, dass die Kleidung junger Mädchen oft zu geschlechtsbetont ist
New York / Heidelberg, 09. Mai 2011
Machen Modehersteller junge Mädchen zu Sexobjekten? Laut einer neuen Studie ist dies tatsächlich der Fall: Bis zu 30 Prozent der online erhältlichen Kleidung für junge Mädchen ist „sexy“ oder sehr geschlechtsbetont. Die Studie wurde von Samantha Goodin, einer ehemaligen Studentin des Kenyon College (Ohio, USA), und einem wissenschaftlichen Team unter der Leitung von Dr. Sarah Murnen, Professorin für Psychologie am Kenyon College durchgeführt. Nach Ansicht der Wissenschaftler hat diese Entwicklung ganz erhebliche Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung der Mädchen, die sich dadurch an femininen körperlichen Reizen orientiert. Damit wird sexuelle Identität für sie schon in ganz jungen Jahren zu einem Thema. Die Ergebnisse der Studie sind eben erschienen in der Online-Ausgabe des Springer-Journals Sex Roles.
Der „Objektifizierungstheorie“ zufolge werden Frauen in westlichen Kulturen oft als Objekt männlicher Begierde dargestellt und entsprechend behandelt. Dies führt zu einer gewissen „Selbst-Objektifizierung“, da Mädchen und Frauen diese Botschaft verinnerlichen. Sie sehen ihren Körper als „Gegenstand“, der ausschließlich unter dem Aspekt ihrer – oft sexuellen – Attraktivität beurteilt wird. In Anbetracht der negativen Auswirkungen dieser Selbstwahrnehmung, wie zum Beispiel Unzufriedenheit mit dem Äußeren, Depressionen, mangelndes Selbstbewusstsein und geringes Selbstwertgefühl, untersuchten Goodin und ihr Team, inwieweit die Kleidung von Mädchen unter zwölf Jahren möglicherweise zu dieser Selbst-Objektifizierung beiträgt.
Die Wissenschaftler durchforsteten das Online-Angebot von 15 beliebten US-amerikanischen Modeketten und prüften, wie groß das Angebot von sexy Kleidung für junge Mädchen (Kinder, nicht Jugendliche) ist und welche Merkmale diese Kleidung kennzeichnen. Kleidungsstücke dieser Art zeigen oder betonen einen sexualisierten Körperteil, haben Merkmale, die als sexy empfunden werden, und/oder sind mit sexuell suggestiven Aufdrucken versehen. Auch nach klassisch kindlichen Merkmalen wurde gesucht, z. B. Punktmuster oder Schleifen.
Von den insgesamt 5.666 ausgewählten Kleidungsstücken hatten 69 Prozent ausschließlich kindliche Merkmale. Von den verbleibenden 31 Prozent hatten 4 Prozent ausschließlich sexualisierende Merkmale, 25 Prozent sowohl sexualisierende als auch kindliche und 4 Prozent zeigten keines der genannten Merkmale. Sexualisierende Eigenschaften fanden sich am häufigsten an Kleidungsstücken, die einen Körperteil besonders betonten, wie etwa Shirts und Kleider, die durch einen speziellen Schnitt den Eindruck von Brüsten vortäuschten oder besonders verzierte Hosentaschen, die die Aufmerksamkeit auf den Po lenkten. Der Grad der Sexualisierung hing von der Art des Geschäfts ab, Ketten für ältere Kinder führten eher ‚sexy‘ Kleidung als solche, die ausschließlich Kinderkleidung anboten.
Die Autoren: „Unsere Studie macht deutlich, dass Mädchenkleidung oft in zweierlei Hinsicht sexualisierend ist. Die Kombination von stark geschlechtsbetonten und kindlichen Merkmalen verdeckt häufig die Sexualisierung. Unsichere Eltern lassen sich vielleicht überreden, den Minirock im Leopardendruck zu kaufen, wenn er grell pink ist. Ein Kleidungsstück wirkt allerdings oft trotz Schleifen und Batikdruck noch sexy. Wir glauben, dass diese Art sich zu kleiden dazu beitragen könnte, dass sehr junge Mädchen in die Rolle eines Sexualobjekts gedrängt werden.“
Quelle
1. Goodin S et al (2011). “Putting on” sexiness: a content analysis of the presence of sexualizing characteristics in girls’ Clothing. Sex Roles. DOI 10.1007/s11199-011-9966-8
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