Im Internet nach einem neuen Fernseher zu schauen ist eine Sache. Das Internet aber als Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Recherche zu einer wissenschaftlichen Arbeit zu nutzen, eine völlig andere.
Während im Falle eines kommerziellen Produkts die Anbieter in der Regel darauf aus sind, die technischen Daten und Preise transparent und verfügbar darzustellen, sieht es bei einer wissenschaftlichen Recherche meist anders aus:
Die Ergebnisse sind möglicherweise unübersichtlich strukturiert: Neben dem Professor, der sein Seminar auf den Seiten der Uni anbietet, finden sich engagierte Vertreter des akademischen Mittelbaus, die ihre Überlegungen ins Netz stellen. Der Wikipedia-Eintrag zum Thema scheint von einem Verfasser geschrieben worden zu sein, der den persönlichen Eigenschaften eines Autors mehr Bedeutung schenkt als dessen Theorie. Und weitere Seiten verraten kaum, wie sich die gesuchte Theorie zu anderen Strömungen verhält. Dafür findet sich eine Powerpoint-Präsentation eines Vortrags, aus der bereits alles Wichtige hervorzugehen scheint, die jedoch bei näherem Hinsehen stark tendenziös ist. In einer Fachzeitschrift ist eine Serie von Artikeln, die den Streit zweier Theoretiker detailliert schildern, während eine Dissertationsdatenbank ein Dutzend Titel liefert, die alle nur ungefähr zum Thema zu passen scheinen.
Um bei einer solch fragwürdigen Ausbeute des Suchvorgangs überhaupt noch den Überblick zu gewinnen, muss also umdisponiert werden: Wenn schon das Internet genutzt werden soll, dann hilft es vielleicht, zunächst einmal die Einführungsliteratur zu suchen und durchzugehen. Die weitere Recherche in den akademischen Datenbanken wird dann auf einen Zeitpunkt vertagt, an dem zumindest Klarheit über die Grundbegriffe und die wichtigste Literatur herrscht. Der gesamte Arbeitsprozess wird dadurch vom Kopf auf die Füße gestellt und somit weitaus effektiver gestaltet.
Während einige Themen von einem Mangel an zitierfähigen Quellen gekennzeichnet sind, wird bei anderen gerade die Flut an Publikationen zu einem Problem, das Neueinsteiger schnell überfordern kann. Gerade wenn der Gegenstand ausgiebig erforscht ist, aber kontrovers diskutiert wird – wie es etwa bei bestimmten Bereichen wie der Bildungs- oder der Energiepolitik der Fall ist – versuchen zahlreiche Interessengruppen, durch die Bereitstellung kostenloser, wissenschaftlich anmutender Publikationen, ihre Position zu stärken. Diese professionell aufgemachten Publikationen verbergen ihre ideologische Absicht, wählen die Fakten aber so, dass der Leser selbst auf den gewünschten Schluss kommen soll.
Ein weiteres Problem ist die Aktualität: Politische Entscheidungen, gesellschaftliche Entwicklungen und technische Neuerungen führen dazu, dass Literatur schnell veraltet. Auch nicht aktualisierte Webseiten bieten möglicherweise falsche Informationen.
Eine erste Annäherung an ein unbekanntes Thema kann durchaus über ein Portal wie Wikipedia erfolgen – danach sollte jedoch unbedingt die jeweilige Einstiegsliteratur zu Rate gezogen werden. Andernfalls besteht die Gefahr einer unbemerkten Beeinflussung.
Ein gesundes Misstrauen gegenüber den Suchergebnissen einer Internetrecherche ist essentiell.
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