Blutdruckkontrolle könnte besser sein
Behandlungsfehler durch mangelhafte Methoden bei der Blutdruckmessung?
New York / Heidelberg, 12. Dezember 2011
Einige Ärzte halten sich bei der Blutdruckkontrolle ihrer Patienten offenbar nicht an die offiziellen Empfehlungen. Dadurch werden viele Patienten falsch beurteilt, was möglicherweise Konsequenzen für ihre Behandlung hat. Gretchen Ray und Kollegen vom University of New Mexico College of Pharmacy haben in einer Studie Routineblutdruckkontrollen an Kliniken mit Messungen verglichen, die auf den neuesten Richtlinien basieren. Bei 93 Prozent der Patienten ergaben die Blutdruckmessungen unterschiedliche Werte. Die Ergebnisse der Studie¹ erscheinen jetzt online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of General Internal Medicine.²
Im Jahr 2005 veröffentlichte die American Heart Association (AHA) neue Empfehlungen zur Durchführung einer Blutdruckkontrolle, um dadurch genaue und konsistente Blutdruckmessungen zu gewährleisten. Unterschiedliche Faktoren wie Körperhaltung, Armposition, Rechts-links-Unterschiede, Manschettengröße und -position können die Messungen beeinflussen.
Ray und Kollegen verglichen die Blutdruckwerte von 40 Patienten: zunächst wurde nach der herkömmlichen, in Kliniken routinemäßig angewandten Methode gemessen. Im Vergleich dazu wurde dann der Blutdruck nach der empfohlenen AHA-Methode ermittelt. Nach diesen beiden unterschiedlichen Messverfahren erstellten die Wissenschaftler für jeden Patienten zwei medizinische Profile. Sie umfassten Anamnese, Medikation, Medikamentenallergien, Vitalzeichen, eventuell bestehende Schmerzzustände, Untersuchungsergebnisse und Laborwerte u.a. auch die zwei letzten Blutdruckmesswerte. Drei Ärzte beurteilten diese Profile und gaben daraufhin eine Empfehlung zur Behandlung von möglichem Bluthochdruck ab.
Ray und ihre Kollegen stellten fest, dass die individuellen Messwerte zwischen den beiden Methoden ganz erheblich variierten. Bei bis zu 93 Prozent der Patienten differierten die Blutdruckwerte bei beiden Methoden deutlich (entweder über 5 mmHg systolisch oder über 2 mmHg diastolisch), mit den entsprechenden Implikationen für mögliche kardiovaskuläre Komplikationen.
Die Wissenschaftler beobachteten zahlreiche technische Messfehler, die für die Unterschiede zwischen den Blutdruckwerten verantwortlich waren. Bei der herkömmlichen Methode kam es pro Patient zu durchschnittlich vier von zehn möglichen Fehlern (wie sie von der AHA definiert wurden). Der häufigste Fehler war, dass der Blutdruck nicht an beiden Armen gemessen worden war, vermutlich, um Zeit zu sparen. Die benötigte Messzeit nach der AHA-Methode lag bei über acht Minuten (bedingt durch die erforderlichen fünf Minuten Ruhezeit zwischen der Messung an dem jeweils anderen Arm), während die herkömmlich angewandte Methode in lediglich zwei Minuten durchgeführt werden konnte.
Schaut man sich die hypothetisch verordnete Blutdrucktherapie durch die drei Ärzte an, so wären 45 Prozent der Patienten aufgrund ihrer unterschiedlichen Profile auch unterschiedlich behandelt worden.
Dazu Ray: „Ungenaue Blutdruckmessungen sind gang und gäbe. Sie können erhebliche Auswirkungen auf die Hochdruckbehandlung haben. Die AHA-Empfehlungen für exakte Blutdruckmessungen müssen dem Klinikpersonal in Schulungen vermittelt und in die Praxis umgesetzt werden. Genauere Blutdruckwerte können zu besseren Therapieentscheidungen führen.“
Quelle
1. Ray GM et al (2011). Blood pressure monitoring technique impacts hypertension treatment. Journal of General Internal Medicine. DOI 10.1007/s11606-011-1937-9
2. The Journal of General Internal Medicine is the official journal of the Society of General Internal Medicine.
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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