Neuer Bericht beleuchtet die wachsende Gefahr terroristischer Angriffe durch Einzeltäter

New York / Heidelberg, 15. Dezember 2011

Der zweifache Terroranschlag in Norwegen im Juli vergangenen Jahres, der 77 Menschenleben forderte, hat Gewalttaten, die von Einzelpersonen begangen werden, auf die Tagesordnung der Politik, der Medien und nun auch der Wissenschaft gesetzt. Bei diesem sogenannten Einzeltäter-Terrorismus – im Englischen bekannt unter dem Begriff Lone Wolf Terrorism – werden die Taten außerhalb der etablierten Terrornetzwerke begangen. In seinem neuen Bericht Understanding Lone Wolf Terrorism untersucht Dr. Ramón Spaaij von der La Trobe University in Australien und der Universität von Amsterdam dieses bislang weitgehend unerforschte Phänomen.

Ramón Spaaij zufolge „geht nur ein sehr kleiner Prozentsatz aller Terroranschläge auf das Konto von Einzeltätern. Jedoch hat die Anzahl dieser Anschläge in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen.“ In der Tat zeigt der Bericht, dass die internationalen Sicherheitsbehörden Terrorakte von Einzeltätern mittlerweile als eine der wahrscheinlichsten Formen terroristischer Anschläge betrachten.

Spaaijs Bericht untersucht und verdeutlicht das Ausmaß und die Art des ‚Einsamen-Wolf-Terrorismus‘. Er basiert auf einer Kombination von internationalen Daten aus Terrorismus-Datenbanken und allgemein bekannte Fallstudien, darunter der Amoklauf von Anders Behring Breivik in Norwegen im letzten Sommer. Solche Attentate werden in der Regel sorgfältig geplant und vorbereitet.

Zum ersten Mal wird eine eingehende Analyse der wichtigsten Merkmale des Einzeltäter-Terrorismus weltweit in den letzten vier Jahrzehnten vorgelegt. Der Bericht ist höchst aufschlussreich für all diejenigen, die daran arbeiten, die Auswirkungen durch terroristische Anschläge und politische Gewalt möglichst gering zu halten oder gar zu verhindern. Dazu analysiert der Bericht die Motive von terroristischen Einzeltätern für Massengewalt und erörtert, wie diesem Phänomen wirksam begegnet werden kann.

Dr. Spaaij zufolge “besteht allgemein eine erhebliche Diskrepanz zwischen der politischen und medialen Aufmerksamkeit, die dem Einzeltäter-Terrorismus derzeit entgegengebracht wird und welche Beachtung der wissenschaftlichen Analyse dieses Phänomens zukommt. Systematische Forschungsprojekte auf dem Gebiet des Einsamen-Wolf-Terrorismus sind bislang dünn gesät.“

Sein Bericht befasst sich schwerpunktmäßig mit den sechs Hauptkriterien des Einzeltäter-Terrorismus: zunächst eine Definition, was man darunter versteht; wo, wie und wie häufig er vorkommt; was den Einzeltäter-Terroristen antreibt; Radikalisierung und potentielle Verbindungen zu anderen Terrornetzwerken oder -ideologien; die Planung und Durchführung der Anschläge; und zu guter Letzt, welche Lehren sich aus den Reaktionen der Regierungen auf diese Art von Anschlägen in den vergangenen 40 Jahren ziehen lassen.

Ramón Spaaij ist Senior Research Fellow an der School of Social Sciences an der La Trobe University, Australien und dem Amsterdam Institute for Social Science Research, University of Amsterdam, Niederlande. In Büchern, Artikeln und Berichten hat er verschiedene Aspekte des Terrorismus und der Terrorismusbekämpfung veröffentlicht. Seine Arbeit wurde in einer Vielzahl von Fachzeitschriften und internationalen Medien veröffentlicht.

Ramón Spaaij
Understanding Lone Wolf Terrorism: Global Patterns, Motivations and Prevention
2012. 119 pp. (SpringerBriefs in Criminology)
eBook www.springerlink.com/content/978-94-007-2980-3
Für weitere Informationen: www.springer.com/978-94-007-2980-3