Das „Orgelhandbuch Brandenburg“ Band 2 (Uckermark/Ostteil) im Gegenstrom der Zeit. Einer der kleinsten Verlage der Welt wagt es, im Zeitalter der Digitalisierung mit einem einzigartigen 15-bändigen Nachschlagewerk auf Papierdruckkurs zu bleiben.
Während unter dem Druck des Wikipedia-Trends nun auch Brockhaus bald mit dem digitalen Strom der Zeit, also stromab schwimmen wird, hat sich der Freizeitminiverlag Freimut & Selbst (Berlin) entschlossen, weiter mutig auf Papier zu setzen und keck stromauf zu schwimmen. Der Anspruch ist kein geringerer, als ein Komplettinventar der gesamten im Land Brandenburg erhaltenen Pfeifenorgelsubstanz von beinahe 2000 Instrumenten anzubieten. Und dieser Anspruch wird, wie an dem erst vor wenigen Tagen aus dem Druck gekommenen fast 350 Seiten starken Band 2 ersichtlich ist – wie schon bei Band 1 und 5 – mit hoher Professionalität erfüllt, die der geballten Kraft eines aufrechten Häufleins entspringt, daß sich aus ungemein engagierten und kompetenten Forschern und Autoren zusammensetzt, die keine Mühe scheuen, einen Großteil ihrer Lebenszeit diesem Werk zu opfern.
Mit Band 2 haben der Initiator, Herausgeber und Gesamtbetreuer (Wolf Bergelt, Berlin) sowie der Autor (Hannes Ludwig, Prenzlau) in dieser Form den Ostteil der der damit komplettierten Uckermark vorgelegt. Der Aufbau des Buches folgt schnörkellos und zwingend einem Konzept, daß ganz aus der Sache heraus gewachsen ist. Inhaltlich wartet es bereits in der Einleitung mit Paukenschlägen aus der Forschung auf, die u.a. auch das Joachim-Wagner-Bild erweitern helfen. Aber auch der überreich bebilderte Hauptteil enthält immer wieder überraschende Neuigkeiten, die das Werk für den Kenner, Liebhaber und Denkmalpfleger zum spannenden und unentbehrlichen Werkzeug machen, daß seinen Abschluß in einem ausführlichen Orgelbauerlexikon zu den Erbauern der aufgeführten Instrumente findet.
Ein komfortables Orts- und Personenverzeichnis, aus dem sich die noch erhaltenen Instrumente nach Erbauern rasch und mühelos für statistische und vergleichende Intentionen durch Fettdruck erschließen lassen, rundet die Arbeit zu einem in sich stimmigen und zweckmäßigen Ganzen ab, dass nichts zu wünschen übrig lässt. Damit wurde eine Kulturleistung ersten Ranges erbracht, welche nicht nur die Pflege, Bewahrung und Belebung einer klingenden Landschaft, sondern auch eine längst überfällige Form der Bildung über sie ermöglicht.
Hannes Ludwig, Orgelhandbuch Brandenburg, Band 2, Uckermark/Ostteil, FREIMUT & SELBST / edition labium, ISBN 978-3-937378-14-5, 59,80 €, Verlag FREIMUT & SELBST, fon/fax: 030-65265272, fs@freimutselbst.de