Hilfe oder Klotz am Bein? – Dilemma der Eltern

Stehen ‚Helikoptereltern‘ ihren Kindern im Weg?

Wann sollten Eltern mit der Fürsorge gegenüber ihren Kindern besser auf Distanz gehen? Eine neue Studie zeigt, dass Studenten mit überfürsorglichen Eltern häufiger depressiv und mit dem Leben generell unzufriedener sind. Sogenannte ‚Helikoptereltern‘, die alles im Leben ihrer Kinder überschauen, beeinträchtigen deren Wohlbefinden. Diese werden von ihren Eltern daran gehindert, ihrem wachsenden Bedürfnis nach Kompetenz und Autonomie nachzugehen. Die Arbeit von Holly Schiffrin und Kollegen von der University of Mary Washington in den Vereinigten Staaten erscheint online im Springer-Journal Journal of Child and Family Studies.

Übermäßige elterliche Fürsorge kann bei Kindern Depressionen und Angst zur Folge haben. Studien haben deutlich gemacht, dass Kinder übermäßig engagierter und fürsorglicher Eltern sich oft weniger kompetent fühlen und mit dem Leben und seinen Stressfaktoren nicht so gut zurechtkommen. Andererseits gibt es durchaus Hinweise darauf, dass elterliches Engagement im Leben der Kinder eine emotional wie auch sozial gesunde Entwicklung fördert.

Das Bedürfnis nach Autonomie steigt, wenn aus Kindern junge unabhängige Erwachsene werden. An Universitäten herrscht zunehmend die Befürchtung, dass Eltern das Maß an Kontrolle und Engagement nicht anpassen: Die alles überwachende ‚Helikoptermethode‘ nimmt überhand.

Schiffrin und ihr Team untersuchten, inwieweit das Verhalten der Eltern das psychologische Wohlergehen der Kinder beeinflusst: Sie befassten sich mit der Selbstbestimmung der Studenten. Insgesamt 297 Studenten im Alter zwischen 18 und 23 beantworteten einen Onlinefragebogen. Sie wurden nach dem Verhalten ihrer Mütter gefragt, nach der Einschätzung der eigenen Autonomie, Kompetenz und Kontaktfreudigkeit. Auch eventuelle depressive Symptome, Angst und die allgemeine Zufriedenheit im Leben standen im Fokus.

Insgesamt ließ sich ein Zusammenhang zwischen unangemessener elterlicher Kontrolle und negativen Gefühlen der Studenten feststellen. Die Studenten hatten häufiger über Depressionen und geringere Lebenszufriedenheit berichtet; Autonomie, Kompetenz und Kontaktfreudigkeit wurden als geringer eingestuft. Und wer sich für weniger autonom und kompetent hielt, neigte auch stärker zu Depressionen.

‚Helikoptereltern‘ sind sehr engagiert, mischen sich intensiv in die Belange der Kinder ein, und stehen ihnen bei allem zur Seite, so beschreiben die Autoren diese Betreuungsmethode. Ihre Forschungsergebnisse machen jedoch auch deutlich, dass manche Eltern unter ‚Unterstützung‘ eher eine Kontrolle und Einmischung in das Leben der Kinder verstehen. „Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass übertriebenes Engagement die Entwicklung hemmen kann. Sie sollten für ihre Kinder nicht zum Klotz am Bein werden.“

Quelle
Schiffrin HH et al (2013). Helping or hovering? The effects of helicopter parenting on college students‘ well-being. Journal of Child and Family Studies. DOI 10.1007/s10826-013-9716-3

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel.: +49 6221 487-8130, joan.robinson@springer.com