Unter dem Titel „Eisfischen“ präsentiert die Galerie Patricia Ferdinand-Ude in einer ersten Einzelausstellung aktuelle Gemälde und Zeichnungen des jungen Düsseldorfer Künstlers Jacek Szubert. Sein Thema ist die Landschaft und die Auseinandersetzung mit der Landschaftsmalerei, die er in einen zeitgenössischen Kontext einbindet.

In Jacek Szuberts Bildern werden Ausschnitte von Landschaften dargestellt, die keine Wiedergabe einer realen Natur sind. Diese Landschaften sind vielmehr eine Art Überblick über die Erinnerungen an Landschaft und deren Szenerien, teils flüchtige und teils detaillierte. Im Verhältnis des Motivs zur Malweise wird auf der Leinwand kein dreidimensionaler Raum, kein „Fenster zur Welt“, vorgetäuscht, sondern das Bild ist vielmehr eine zweidimensionale Fläche, auf der die Ordnung von Formen und Farben relevant ist. Das Bild selbst ist eine parallele Wirklichkeit zur Wirklichkeit der Welt und eben nicht deren Abbild.

 

Die Landschaften von Jacek Szubert zeigen uns die elementaren Erscheinungsformen der Natur in einer ganz eigenen Interpretation: Erde, Wasser, Fels, Gewächs, Vogelschwarm und Luft, Nähe und Ferne, Wärme und Kälte, Tag und Nacht. Aber auch die Natur als ein von Menschenhand bestimmter Raum wird thematisiert mit Motiven aus der Architektur und Bildtiteln, die auf ‚Park’, ‚Kurort’ oder ‚Vorstadt’ hinweisen.

 

Die Dinge folgen eigenen Gesetzen: Sie werden auf den Kopf gestellt, geraten aus den Fugen, erscheinen wie vorbeifliegend oder verzerrt, sind abstrakt und auch wieder figurativ, sind aberwitzig und erzählen doch ganz einfache Geschichten, wie die vom „Eisfischen“, vom „Baden in der Vorstadt“ oder vom „Wind aus Nordost“. Farbschlieren mäandern durch die Bilder, die wie reißende Flüsse oder aufwirbelnde Sturmwinde, die Dinge mit sich fortführen, sie beschleunigen und durch den Bildraum eilen lassen. Alles befindet sich in Bewegung und in Auflösung, in einem Wechsel zwischen oben und unten, in einem Spiel von Erscheinen und Verschwinden, bis auf einige wenige Kürzel, kleine Zeichen, welche ziemlich genau als Kleidungsstücke und Anglerutensilien auszumachen sind und die hier in einer bewegten Welt ihren Platz behaupten. Befragt nach seiner Vorliebe für diese Gegensätze, kommentiert der Künstler knapp und mit einem Augenzwinkern, „de Kooning trifft Brueghel!“

Auch im Umgang mit der Farbe arbeitet Jacek Szubert gegen den Strich und kehrt alte Rezepte der Landschaftsmalerei um. So wie er die Dinge auf dem Kopf stehen lässt, so wird seine Bildwelt von starker, eigener Farbigkeit bestimmt, die keinen Bezug zu Lokaltönen hat. Wenn dann ein Bild den Titel „Blauer Fluss“ trägt, ist dieser eher ironisierend aufzufassen. Seinen Bildern wohnt oft eine Farbstimmung inne, die wie durch einen farbigen Filter geschaut wirkt. So soll dem Betrachter die Einheit der Bildwelt vermittelt und dem Werk ein ‚Charakter’ verliehen werden.

 

Jacek Szubert, 1977 in Warschau geboren, begann sein Studium 1999 an der Kunstakademie Düsseldorf. Er studierte bei Markus Lüpertz und Jan Dibbets, dessen Meisterschüler er 2004 wurde. Anschließend setzte er sein Studium als Schüler von Peter Doig bis 2006 fort.

 

Patricia Ferdinand-Ude M.A.