Hamburg (ots) – Die deutschen Verlage stehen vor der Herausforderung, neue und
kreative Erlösmodelle für ihre Inhalte im Netz zu etablieren. So
lautet ein Fazit des gestrigen media coffees der dpa-Tochter news
aktuell. Mehr als 350 Kommunikationsfachleute und Journalisten waren
gestern zu Gast in der Hamburger Bucerius Law School und diskutierten
über das Thema „Gewinner und Auslaufmodelle – Wer profitiert von der
Medienkrise?“ Moderiert wurde die Veranstaltung von Meinolf Ellers,
Geschäftsführer von dpa-infocom.

Fried von Bismarck vom SPIEGEL mahnte an, dass die Verlage endlich
ein Modell erfinden müssen, das gerechte Erlöse für ihre
journalistische Arbeit erwirtschaften kann. Dieses Modell würde sich
irgendwo zwischen Paid Content, Flatrate oder GEMA bewegen, so der
Verlagsleiter. Von Bismarck merkte aber an, dass sich die Verleger
trotz eventueller neuer Einnahmequellen im Web darauf einstellen
müssen, in Zukunft mit geringeren Einnahmen zu operieren. „Der
Wettbewerb fängt erst jetzt richtig an. Wir Verleger werden ein Stück
weit Verlierer sein. Wir werden nicht mehr solche Werbeerlöse wie
früher haben.“

Unterstützung erhielt von Bismarck von Christoph Keese, der beim
Axel Springer Verlag als Konzerngeschäftsführer Public Affairs tätig
ist. Er wies mit Nachdruck darauf hin, dass die Medienhäuser sich
wandeln und sich dem Internet anpassen müssen. „Wir müssen kreativ
und zerstörerisch denken. Das Internet hat seine ganz eigenen Regeln.
Es ist in seinen wichtigsten Teilen Netzwerk und Community. Wer das
nicht versteht, kann nicht erfolgreich sein“, so Keese und verwies
damit auf das kürzlich bekannt gegebene Kooperationsmodell zwischen
bild.de und Facebook. Außerdem kritisierte Keese die eigene Zunft, in
der es mittlerweile als unumstößlich gelte, dass Inhalte im Netz
kostenfrei zur Verfügung stehen. „Wir haben das Selbstvertrauen
verloren, für eine gute Leistung auch einen guten Preis zu verlangen.
Uns fällt immer nur Null ein. Irgendwo haben wir etwas verlernt in
den letzten 20 Jahren.“

Statt auf Konfrontation mit den klassischen Medienhäusern setzt
Google auf eine enge Zusammenarbeit mit den Verlagen, so
Unternehmenssprecher Kay Oberbeck. „Auch wenn wir kein
Medienunternehmen im eigentlichen Sinn sind, sehen wir uns in der
Pflicht, gemeinsam mit den Verlegern Wege aus dieser Krise zu
erarbeiten. Wir schielen nicht nur aufs eigene Wohl. Wir wollen den
Qualitätsjournalismus unterstützen, denn unsere Nutzer wollen diesen
ja schließlich auch über uns finden.“ Außerdem erteilte Oberbeck
Spekulationen eine Absage, Google wolle irgendwann selber zum
Inhalteproduzent werden. „Wir sind kein Medienunternehmen. Google hat
auch in den letzten Monaten keine Redakteure eingestellt.“

ZEIT-Geschäftsführer Dr. Rainer Esser wies darauf hin, dass es
nicht allein auf die Internetstrategie ankomme, um mit einem Blatt
gute Umsätze zu machen. Die Wochenzeitung aus Hamburg gehört momentan
zu den wenigen Erfolgsgeschichten unter den Printmedien. Esser
unterstrich die Bedeutung der journalistischen Tugenden. „Ordentlich
Gas geben. Immer den Leser und den Anzeigenkunden im Blick haben“,
empfahl er und gab gleichzeitig aber auch zu, dass sein Unternehmen
das vor einiger Zeit noch versäumt habe. Ähnlich argumentierte
Verlagsgeschäftsführerin Julia Jäkel von G+J Exclusive & Living. „Wir
sind nicht in einer fundamentalen Produktkrise“, konstatierte Jäkel,
die unter anderem für Titel wie Brigitte verantwortlich ist. Statt
immer nur die momentane Wirtschaftskrise für die schlechte Situation
vieler Zeitungen und Zeitschriften verantwortlich zu machen, müssen
sich die Verlage kritischer mit der eigenen Arbeit auseinandersetzen
und handwerkliche Probleme beheben. „Es gibt schließlich noch viele
funktionierende Printtitel wie NEON oder auch die ZEIT. Eine schlecht
gemachte Regionalzeitung dagegen, die hat natürlich ein Problem.“

Weitere Termine der Veranstaltungsreihe „Gewinner und
Auslaufmodelle – Wer profitiert von der Medienkrise?“ (jeweils
wechselndes Panel):

FRANKFURT, Dienstag, 12.05.2009, 18:30 Uhr, Museum für
Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53 (Museumsufer), 60596
Frankfurt am Main

MÜNCHEN, Montag, 15.06.2009, 18:30 Uhr, hbw – Haus der Bayerischen
Wirtschaft, Max-Joseph-Straße 5, 80333 München

DÜSSELDORF, Mittwoch, 26.08.2009, 18:30 Uhr, Haus der
Verlagsgruppe Handelsblatt, Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf

BERLIN, Mittwoch, 07.10.2009, 18:30 Uhr, Stiftungshaus der
Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Schumannstr. 8, 10117 Berlin

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Originaltext: news aktuell

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