Tödliche Medikationsirrtümer durch unerfahrenes Klinikpersonal

New York / Heidelberg, XX. Mai 2010

Sind frisch ausgebildete Assistenzärzte eine Gefahr für die Patienten? Dr. David Phillips und Gwendolyn Barker von der University of California, San Diego, in den Vereinigten Staaten haben im Rahmen einer Studie festgestellt, dass die Zahl tödlicher Medikationsirrtümer an Lehrkrankenhäusern im Juli einen Höchststand erreicht. Dies ist genau der Zeitpunkt, wenn neue Assistenzärzte ihre Arbeit aufnehmen und verstärkt für die Versorgung der Patienten verantwortlich sind. Diese Ergebnisse¹ erschienen soeben in der Onlineausgabe der Springer-Zeitschrift Journal of General Internal Medicine².Phillips und Barker untersuchten in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen mangelnder Erfahrung und medizinischen Irrtümern. Dabei haben sie sich vor allem auf die Anzahl von Medikationsirrtümern (wie versehentliche Überdosierung eines Medikaments, versehentliche Einnahme und Fehler bei der Medikamentengabe sowie medikamentöse Komplikationen bei medizinischen und chirurgischen Eingriffen) konzentriert, die speziell im Juli stark variiert, wenn Tausende von Assistenzärzten ihre Arbeit aufnehmen.

Es wurden 244.388 amerikanische Totenscheine aus den Jahren 1979 bis 2006 untersucht, auf denen tödliche Medikationsirrtümer als Haupttodesursache angegeben worden waren. Verglichen wurde die tatsächliche Zahl der Todesfälle im Juli mit der in einem bestimmten Monat eines bestimmten Jahres erwarteten Zahl. Außerdem wurde überprüft, ob es im Juli Unterschiede gab zwischen Todesfällen innerhalb und außerhalb von Krankenhäusern wie auch zwischen Landkreisen (Counties) mit und ohne Lehrkrankenhäuser.

Die Autoren stellten fest, dass tödliche Medikationsirrtümer an Krankenhäusern in der Tat im Juli einen Höchststand erreichten, allerdings nur in Counties mit Lehrkrankenhäusern. Dort lag die Anzahl 10 Prozent über dem erwarteten Niveau. Bei anderen Todesursachen und Todesfällen außerhalb von Krankenhäusern ließ sich ein derartiger Zusammenhang nicht erkennen.

Die Autoren schlussfolgerten: „Unsere Erkenntnisse machen deutlich, welche Konsequenzen zu ziehen sind: 1) Überprüfung wie viel Verantwortung an neue Assistenzärzte übertragen werden kann; 2) stärkere Supervision; 3) in der Ausbildung mehr Gewicht auf Sicherheit in der Verabreichung von Medikamenten legen. Diese Maßnahmen könnten sowohl tödliche als auch nicht tödliche Medikationsirrtümer reduzieren und damit auch die erheblichen Kosten, die mit solchen Irrtümern verknüpft sind.“

Quelle
1. Phillips DP & Barker GEC (2010). A July spike in fatal medication errors: a possible effect of new medical residents. Journal of General Internal Medicine; DOI 10.1007/s11606-010-1356-3
2. The Journal of Internal Medicine is the official journal of the Society of General Internal Medicine.

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