Die Spur der Sexualstraftäter
Neue kartografische Technologien helfen bei der Echtzeitüberwachung von Sexualstraftätern
Verurteilte Sexualstraftäter bewegen sich in Wohnorten frei fort – auch innerhalb der für sie verbotenen Gebiete und trotz Gesetzen, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Eine neue Studie von Alan Murray von der Arizona State University und seinen Kollegen verwendet neue Techniken, um die Bewegungen von Sexualstraftätern in den USA besser nachvollziehen zu können. Diese Informationen können bei der Entwicklung effektiver Strategien zur Förderung der öffentlichen Sicherheit beitragen. Ihre Forschungsergebnisse erscheinen in einem neuen Springer-Buch Crime Modeling and Mapping Using Geospatial Technologies.
Mit Sexualstraftaten – insbesondere, wenn Kinder in Mitleidenschaft geraten – müssen sich sowohl die Öffentlichkeit als auch die Entscheidungsträger aus der Politik auseinandersetzen. Um dem Problem der Sexualstraftaten begegnen zu können, haben lokale, staatliche und bundesstaatliche Gesetzgeber in den USA eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die den Kontakt zwischen Kindern und potentiell gefährlichen Personen weitestgehend vermeiden sollen. Derzeit gibt es zwar Forschungsarbeiten zu Sexualstraftätern und den Stadtgebieten, in denen diese Täter nicht wohnen dürfen, doch diese Arbeiten beziehen sich mehrheitlich auf die Verfügbarkeit und die Erschwinglichkeit von Wohnmöglichkeiten. Nur wenige Untersuchungen befassen sich mit der Mobilität und insbesondere mit der von Sexualstraftätern favorisierten Lage ihres Wohnsitzes.
Die Arbeit von Murray und seinem Team untersucht über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren die Bewegungsmuster von Sexualstraftätern in Hamilton County, Ohio, ausgehend von deren wechselnden Wohnsitzen. Dazu verwendeten sie geographische Informationssysteme (GIS) und ein weiterentwickeltes Erkundungssystem (SOSTAT)*. So entstanden räumliche Verhaltensmuster, die wichtige Erkenntnisse über die Wiedereingliederung von Tätern, ihre Mobilität innerhalb ihrer Wohnorte und die Auswirkungen von gesetzlichen Verboten sowohl auf die Täter als auch auf die Gesellschaft liefern.
Die Analyseergebnisse zeigen, dass Sexualstraftäter offenbar sehr mobil sind. Innerhalb des Zeitraums von zweieinhalb Jahren wechselten 65 Prozent der registrierten Täter ihren Wohnsitz. Obwohl insgesamt zu erkennen war, dass deutlich weniger Täter innerhalb der Gebiete lebten, in denen sie sich nicht aufhalten durften, ist es beunruhigend, dass fast ein Drittel der überwachten Personen von unproblematischen Bereichen in ‚verbotene‘ Gebiete umzog.
Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Im Laufe der vergangenen Jahre gab es gesetzliche Änderungen, die den Bewegungsradius entlassener Sexualstraftäter neu geregelt haben. Dadurch sollten bessere Voraussetzungen für eine Beobachtung dieser Straftäter geschaffen werden, um nachzuvollziehen, wo sie sich aufhielten. Unsere Studie ergibt jedoch, dass sich Sexualstraftäter trotz dieser zunehmend schärferen Gesetze frei bewegen und sich weiterhin in für sie gesperrten Wohngebieten niederlassen. Die aktuellen Richtlinien sollten daher noch einmal überarbeitet werden, um die gewünschte Wirksamkeit zu erreichen.“
Die Studie zeigt den Wert von räumlich-kartografischen Analysen für die Verbrechensanalyse. Sie ist Bestandteil eines neuen Springer-Buchs Crime Modeling and Mapping Using Geospatial Technologies, das von Michael Leitner von der Louisiana State University in Baton Rouge, USA, herausgegeben wurde. Das Buch behandelt verschiedene Kriminalitätsformen und betrachtet sie in einem kartografischen Kontext. Im gleichen Zusammenhang werden interessante Fragestellungen zu Verbrechen besprochen, sowie die Anwendung und Implementierung geografischer Informationssysteme behandelt.
*Schlüsselkomponenten von SOSTAT sind ein kartenbasiertes Display, verknüpfte Grafiken, statistische Maße und Optimierungsmodelle.
Quelle: Murray AT et al (2013). “Convicted sex offender residential movements” from Crime Modeling and Mapping Using Geospatial Technologies; ISBN 978-94-007-4996-2 (Springer, 2013)
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