(ddp direct)Was wäre, wenn sich die Versicherungsbeiträge im Gesundheitsbereich an der Lebensweise des Versicherten orientieren würden auf Basis eines Verursacher-Prinzips, ähnlich dem System der KFZ-Versicherungen? In Deutschland sind seit der Gesundheitsreform Boni erlaubt, werden von den Versicherern bislang nur höchst inkonsequent angeboten. Auch in der Schweiz ist ein Rabatt-System dieser Art ab 2012 möglich. An der Uni Basel werden bereits jetzt erste Schritte getestet. Wissenschaftler bereiten dort derzeit ein europaweit einzigartiges Testverfahren vor, das einem Bonus-System als Basis dienen soll.
Die krebsartig um sich greifenden Volkskrankheiten sind eine immer größere Belastung für unser Gesundheitssystem und somit für unsere Volkswirtschaft. Schon bald werden die Herausforderungen, vor die uns Diabetes, Rückenleiden, Adipositas, Herz-Kreislauf-Leiden oder das Burnout-Syndrom stellen, nicht mehr bezahlbar sein. Aber hierzulande ist man offenbar noch nicht so weit, auf diese Bedrohung strukturell zu reagieren, so Max Barth, Verlagsleiter und Chefredakteur von Deutschlands und Europas führendem Fachmagazin der Fitness und Gesundheitsbranche, body LIFE, gestern Abend am Rande der diesjährigen Verleihung der deutschen body LIFE Awards.
Zu dem alljährlichen Top-Event der Branche kamen am Freitag, 2. Dezember, wieder die Unternehmens-Chefs, Entscheider und Opinionleader der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche sowie etliche Gäste aus dem europäischen Ausland ins Baden-Badener Kurhaus. Fußball-Bundestrainer Jogi Löw gratulierte per Videobotschaft dem Fitness- und Gesundheits-Urgestein Werner Pfitzenmeier zum body LIFE Lifetime Award. Pfitzenmeier ist ein Mann der ersten Stunde, der gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger und Ralph Möller einmal mit Kraftsport begann und heute mit enormem Erfolg die fünftgrößte Fitnesskette Deutschlands leitet. Sein Unternehmen mit Sitz im Baden-Württembergischen Schwetzingen bietet schon seit vielen Jahren die volle Bandbreite an Fitness- Gesundheits-, und Wellness-Dienstleistungen und wächst ständig weiter. Nur Kraftsport gibt es dort schon lange nicht mehr. Dafür unterstützt die Gruppe viele Vereine und Leistungssportler.
Längst beherrschen gesundheitliche Themen wie Prävention und Rehabilitation sowie zunehmend auch therapeutische Ansätze die Fitness- und Gesundheits-Branche. In seiner Keynote stellte der Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenterverbandes (SFGV), Claude Ammann, die jüngsten Maßnahmen vor, die in der Schweiz gegen die Volksleiden und ihre gesellschaftlichen Auswirken unternommen werden: Die chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten haben stark zugenommen. Und weil die Menschen für diese Krankheiten mitverantwortlich sind, müssen neue Regeln aufgestellt werden, so Ammann. Er nennt einen wissenschaftlich belegten Lösungsansatz: Mehr Bewegung. Ammann wird noch deutlicher: Bewegung wirkt wie ein Medikament und ist letztendlich die beste Medizin. Er berichtet: Alternative Versicherungsmodelle, die das Erreichen von Gesundheitszielen und das messbare Einhalten von Therapien finanziell belohnen, sind in der Schweiz per 2012 zuzulassen. Daraus muss ein Nutzen für die Gesellschaft generiert werden. Roland Steiner, Projektleiter der Basler Studie auf Seiten des SFGV, erläutert: Jeder Versicherer, der solche Modelle anbietet, soll weiterhin eine Grundversicherung ohne finanzielle Anreize anbieten. Das Bonus-System wäre eine Ergänzung und könnte bei Nachweis eines gesundheitswirksamen Bewegungsverhaltens wirken wie das Rabattsystem von Autohaftpflicht-Versicherungen.
Im Rahmen der Award-Veranstaltung ordnete Prof. Gerhard Huber von der Universität Heidelberg die Schweizer Studie auch für den deutschen Markt und die deutsche Gesellschaft ein: Bislang überwiegt bei uns der Solidaritätsgedanke, dem zu Folge alle exakt gleich behandelt werden sollen. Aber dies ist kein Modell für die Zukunft. Body LIFE-Chef Max Barth: Viele Menschen unserer westlichen Zivilisationen leiden in drastisch zunehmendem Maße unter ihrem eigenen Wohlstand und daran, dass sie nicht damit umgehen können. Prof. Gerhard Huber ergänzt: Wir müssen dringend und gezielt dafür sorgen, dass sich die Menschen mehr bewegen.
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