Chemobrain – die Schattenseite bei der Behandlung von Brustkrebs
Neue Studie: Verschlechterung der Gehirnfunktion nach Brustkrebstherapie beeinträchtigt die Lebensqualität
Eine der problematischsten Begleiterscheinungen einer Brustkrebsbehandlung ist das sogenannte Chemobrain, das sich durch verschiedene Symptome wie Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwäche und andere subtile kognitive Veränderungen nach einer Chemotherapie bemerkbar macht. Chemobrain beeinträchtigt die Lebensqualität und den Tagesablauf der Patientinnen ganz erheblich. Um ihr eingeschränktes soziales und berufliches Leben zu bewältigen, müssen sie eine ganze Reihe von Strategien entwickeln.
In einer Studie¹ zu den Auswirkungen kognitiver Störungen auf die Arbeit, soziale Kontakte und den Umgang mit medizinischem Personal erzählen Brustkrebsüberlebende ihre Geschichte. Dr. Saskia Subramanian vom UCLA Center for Culture and Health in den Vereinigten Staaten und ihre Kollegen haben ihre Arbeit jetzt online im Springer-Journal Journal of Cancer Survivorship veröffentlicht.
Eine Brustkrebserkrankung überleben immer mehr Frauen, der Preis ist unter Umständen jedoch hoch. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung, auch „Chemobrain“ oder „Chemofog“ genannt, gehört zu den Symptomen, von denen Brustkrebsüberlebende nach der Chemotherapie am häufigsten berichten. Die Arbeit von Dr. Subramanian und ihren Kollegen macht deutlich, welch verheerende Auswirkungen diese Verschlechterung der Gehirnfunktion auf die Lebensqualität der Patientinnen haben können.
Durch eine Kombination aus Fokusgruppen und Tiefeninterviews mit 74 Frauen, die mindestens ein Jahr zuvor ihre Krebsbehandlung abgeschlossen hatten, sammelten die Wissenschaftler Daten zum medizinischen Hintergrund der Patientinnen, zu Behandlungserfahrungen, den Symptomen danach, Reaktionen des medizinischen Personals, der Familie und der Freunde, zum Selbstmanagement, der Stärke des sozialen Netzwerks und ihrer Selbstwahrnehmung.
Die Frauen beschrieben eine Reihe kognitiver Veränderungen, die sie als frustrierend und beunruhigend empfanden. Es fiel manchen schwer, sich Dinge zu merken oder neue Informationen zu verarbeiten, und sie hatten das Gefühl, einfach nicht mehr so zu funktionieren wie früher. Andere wiederum fühlten sich in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt, es fiel ihnen schwer, Verantwortung zu übernehmen. Solche Veränderungen machten den Frauen Angst, sie fühlten sich abhängig und erschöpft. Einige mussten ihre beruflichen und sozialen Aktivitäten einschränken, andere hatten die Beeinträchtigungen mehr oder weniger akzeptiert und fanden sich mit ihrer Situation ab.
Die Mehrheit der Frauen beklagte den Mangel an Verständnis für ihre Chemobrain-Symptome vonseiten des medizinischen Personals. Viele hätten sich gewünscht, vorab informiert worden zu sein, und nur einige bekamen Auskünfte von ihren Ärzten. Oft war davon die Rede, wie sehr die Chemobrain-Symptomatik Familien und Freunde und ganz besonders jüngere Kinder verunsichert hatte.
Chemobrain beeinträchtigte oft auch die Arbeitsleistung der Patientinnen. Aufgrund der Konzentrationsstörungen fiel ihnen die Arbeit schwerer und dauerte oft auch länger. Dies wirkte sich negativ auf ihre Leistung aus, die Chancen auf Übernahme von Projekten oder Beförderung schwanden.
Fazit der Autoren: „Diese Ergebnisse machen deutlich, auf welch dramatische Weise Chemobrain das Leben von Krebspatientinnen beeinträchtigen kann – emotional, psychologisch und wirtschaftlich. Die genaue Kenntnis dieser Beeinträchtigungen überlebender Krebspatienten wird Wissenschaftler bei der Entwicklung gezielter Therapien und Interventionsmaßnahmen unterstützen, die solche Nebenwirkungen nach einer Chemotherapie lindern könnten.“
Quelle
1. Boykoff N, Moieni M, Subramanian S (2009). Confronting chemobrain: an in-depth look at survivors’ reports of impact on work, social networks, and health care response. Journal of Cancer Survivorship; DOI: 10.1007/s11764-009-0098-x
Heidelberg / New York, 17. September 2009
Der vollständige Artikel steht Journalisten als PDF-Dokument zur Verfügung.
Kontakt: Renate Bayaz, Springer, Tel. +49 6221 487-8531, renate.bayaz@springer.com