Das Bildungsbarometer zur Schulstruktur hat sich auch mit der Ganz-tagsschule (GTS) beschäftigt und die Erfahrungen und Wünsche der Bevölkerung ermittelt. Wichtigstes Resultat ist: 53% der Befragten sprechen sich dafür aus, dass die GTS die alleinige künftige Organi-sationsform der Schule sein soll. Die Teilnehmer am Bildungsbarometer wurden auch gefragt, welche Form der Ganztagsschule in den Vordergrund gerückt werden soll. 47% der Be-fragten sprachen sich dafür aus, die integrative Form zu realisieren, d.h.: Vollzeit (8 – 16 Uhr) für alle Schüler/innen mit einer Rhythmisierung des Schultags (Schulunterricht wird über den gesamten Tag verteilt, unterbro-chen von Pausen, Mittagessen, Entspannung usw.). Diese Form der Ganz-tagsschule wird nicht in allen Bundesländern und allen Schule umgesetzt, manchmal – wie in Rheinland-Pfalz – umfasst die Ganztagsschule lediglich einen Zyklus von vier Tagen. Alle anderen Modelle erhielten Zustimmun-gen von maximal 18%.
Dabei sind den Befragten im Kontext des GTS das Mittagsessen, Sport- und Freizeitangebote ebenso wichtig wie Hausaufgabenbetreuung, Förde-rangebote und Rhythmisierung der Unterrichtszeit.
Trotz einiger Vorteile werden aber negative Aspekte der Ganztagsschule betont. Dazu zählen: Zu wenig Zeit für außerschulische Aktivitäten (27%), Lernen zuhause auch nach der Schule (24%), zu wenig außerschulische Kontakte (22%), Ermüdung durch zu langen Schulalltag (19%) und zu niedriger Gewinn durch die Ganztagsschule insgesamt (7%).
Professor Dr. Reinhold S. Jäger vom Zentrum für empirische pädagogi-sche Forschung, der für das Bildungsbarometer verantwortlich ist, stellt hierzu fest: „Offensichtlich erleben die Verbraucher von Schule – Eltern wie Schüler – eine Diskrepanz zwischen Erwartungen und Wirklichkeit. Des-halb kommt bei der Bevölkerung noch nicht an, dass durch die Ganztags-schule für alle Beteiligten eine win-win-Situation eintreten kann: Für die Schüler, dass sie gefördert werden und dass die Förderung nachhaltig ist; für die Eltern, dass eine Entlastung des häuslichen Friedens durch bereits geleistete Hausaufgaben eintritt und für die Lehrkräfte, dass die Verlänge-rung der Lernzeit Früchte bei ihren Schülern trägt. Dass dies alles nicht in dem erhofften Maße eingetroffen ist, belegt das Bildungsbarometer. Nun-mehr ist es an der Zeit, dringende und zwingende Reformen der Ganz-tagsschule einzuleiten. Auch muss daran gedacht werden; dass Private Public Partnership-Modelle dabei helfen können, diese Aufgabe zu bewäl-tigen, die für die Schule alleine kaum lösbar ist.“
An der Befragung des Bildungsbarometers nahmen 1816 Befragten aus der ganzen Bundesrepublik teil. Die Stichprobe ist spezifisch repräsentativ.
Das Bildungsbarometer ist eine gemeinsame Aktion von zepf (Universität Landau) und Schülerhilfe (Gelsenkirchen). Das nächste Bildungsbarometer startet Anfang März. Dann steht das Thema „Nachhilfe“ auf dem Prüfstand.
Landau, Februar 2009.
Kontakt:
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Geschäftsführender Leiter
zepf – Zentrum für empirische pädagogische Forschung
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23
D-76829 Landau
Telefon: +49-(0)6341-906-175
Telefax: +49-(0)6341-906-166
E-Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de
Weitere Informationen:
http://www.zepf.uni-landau.de
www.bildungsbarometer.de