Fakten und allgemeine Lebenslaufdaten allein reichen nicht, der „rote Faden“ ist ein wichtiger Baustein jeder Bewerbung.Jeder Bewerber hat individuelle Stärken und Fachkenntnisse, die sein ganz eigenes Bild ausmachen und eine Karriereplanung jenseits der Masse ermöglichen.
Kann er seine Motivation und Eignung klar dokumentieren und argumentieren, steht einem stetigen Aufstieg oder kontinuierlicher beruflicher Karriere-Entwicklung nichts mehr im Wege. Wenn er selbst weiß, warum er wo hinwill.
Martin P. hatte alles richtig gemacht. Studium der internationalen BWL mit erfolgreichem Auslandssemester und passendem Praktikum während des Auslandsaufenthaltes. Auch in Deutschland hat er einige Praktika absolviert und daher wunderte er sich sehr, als der erhoffte, adäquate Berufseinstieg zunächst auf sich warten ließ.
Seine Zielrichtung war klar: er wollte als Human Resources-Referent starten und bewarb sich folgerichtig auf meist operativ ausgerichtete Einstiegspositionen für Absolventen. Da er nicht umziehen und auch nicht viel reisen wollte, bewarb er sich bei mittelständischen und Großunternehmen.
Erstaunt kam er nach sechs Monaten Suchdauer in die Beratung und klagte: „Ich bekomme zwar Gespräche, aber mich stellt niemand ein, das kann ich nicht nachvollziehen“.
„Roter Faden“ – fachlich und persönlich
Bei genauerer Analyse seiner Bewerberdokumentation und seiner sehr offenen, kommunikativen Persönlichkeit, trat das Problem sehr deutlich zu Tage: er hatte im Ausland in der Beratung gearbeitet, mit regelmäßigem Kundenkontakt. Und das sehr erfolgreich. Seine Masterarbeit hatte er über strategisches, internationales HR-Management geschrieben. Da wunderten sich die Arbeitgeber, weshalb er sich für operatives Abarbeiten „allgemeiner Vorgänge, die auch ein Industriekaufmann erledigen kann, überhaupt beworben hat. Traut er sich nichts zu oder will er möglichst wenig arbeiten?“, fasste es ein Personaler zusammen.
Martin P. war in die Bescheidenheitsfalle getappt, der „rote Faden“ in der Bewerbung fehlte, er traute sich weniger zu, als die einstellenden Unternehmen aus seinem Profil heraus lasen.
Im Einzelcoaching wurde das Profil geschärft und der rote Faden, d. h. die Gemeinsam-keiten der verschiedenen Stationen, erkennbare Entwicklungslinien, eine klare Leistungsmotivation erarbeitet. Seine Bedenken, dass er „nur noch unterwegs ist“ in der Beratung, konnten zerstreut werden, denn als strategisch orientierter Junior-Consultant war das Reisen zweitrangig.
Es geht aber nicht nur um die rein fachliche Rolle, den fachlichen roten Faden, sondern auch um persönliche Stärken und Erwartungen des Bewerbers. Gerade die erste Stelle nach dem Studium ist in vielerlei Hinsicht eine Weichenstellung.
„Sparringpartner“ und Feedback im Coaching hilft Profil schärfen
Am Ende der Beratung resümierte er: „Ich habe diesen roten Faden so selbst nicht erkannt und habe mich innerhalb der Coaching-Gespräche auch persönlich entwickeln und auseinander setzen müssen, hin zu mehr Verantwortungsbereitschaft.“ Nach drei Monaten erhielten wir ein weiteres Feedback „Der Job entspricht genau dem, was ich mir vorgestellt habe, ich habe vor allem einen adäquaten Karriere-Einstieg gefunden, was sich auch im Gehalt widerspiegelt“.
Ähnlich erging es einer Managerin, die nach etlichen Stationen in internationalen Unternehmen, etwas ratlos war, warum ihre Bewerbungen auf Top-Positionen nicht erfolgreich waren. Ihr roter Faden ergab sich aus den Projekten und den unterschiedlichen Karriere-Stationen. Sie war „immer die getriebene, die nicht abwartete, sondern statt dessen lieber die Firma wechselte“, wie sie selbst im zweiten Gespräch erkannte. Für eine Position im Top-Management suchte man aber eine Kandidatin, die auch mindestens einmal einen internen Aufstieg „bewältigt“ hatte, abwarten konnte, Zähigkeit mitbrachte, auch gegen interne Widerstände heikle Themen durchsetzen konnte. Diese Fähigkeit traute man ihr nicht zu. Also musste sie ihren speziellen Karriereweg, ihre Wechsel, den “indidviduellen roten Faden“ erklären: Für sie war es wichtiger, viele unterschiedliche Sichtweisen kennen gelernt und erfolgreich gemeistert zu haben, als alles stoisch ab zu arbeiten. Fachlich fehlte ihr nichts, da konnte sie glänzen, persönlich lernte sie, ihren persönlichen roten Faden als Stärke zu sehen.
Umsetzen konnte Sie die Vorteile ihres roten Fadens in den Vorstellungsgesprächen: Sie stellte die potentiellen Arbeitgeber vor die Frage, ob sie eine Führungskraft wollen, die alles aussitzt und am Ende nach der hohen Abfindung schielt oder ob es um sachliche Ergebnisse gehe und man sich nach einigen Jahren auch fair trennen könne, wenn man feststellen sollte, dass „die Chemie nicht mehr stimmt“.
Sie erhielt nach diesem eher provokanten Selbstmarketing kurzfristig einige Absagen aber auch lukrative Angebote.
*Der Karrierekiller greift Themen ausder Beratungspraxis von Bewerber Consult (www.bewerber-consult.de) auf. Häufig werden diese Themen/Fragestellungen übersehen oder von Betroffenen zu wenig berücksichtigt. Der Karrierekiller hat daher Ratgeber-charakter.
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