Springer-Journal Archives of Sexual BehaviorNeue Studie der National Taiwan University beleuchtet den Zusammenhang zwischen früher sexueller Aktivität und Agression und regelwidrigem Verhalten. In dieser landesweiten Studie nahmen 19 000 taiwanesische Jugendliche an einer webbasierten Befragung teil. Auch wenn die Wissenschaftler einräumten, dass die im Vergleich zu westlichen Kulturen niedrigen angegebenen Erfahrungswerte eventuell aus Furcht vor Stigmatisierung nicht ganz korrekt sein könnten, hoffen sie dennoch auf die Auswertung ihrer Ergebnisse für Prävention und Intervention.

Jugendliche in Taiwan: Führt früher Sex zu Aggressionen und Regelverstößen?

Neue Studie hinterfragt, wie sich Sex im Teenageralter auf die Emotionen und das Verhalten asiatischer Jugendlicher auswirkt

Taiwanesische Teenager – insbesondere Mädchen –, die schon sehr früh sexuell aktiv sind, fallen häufiger durch Aggressivität und Regelverstöße auf als andere Gleichaltrige. Dies ist das Resultat einer landesweiten Studie unter taiwanesischen Jugendlichen, geleitet von Wie J. Chen von der National Taiwan University gemeinsam mit Chia-Hua Chan, der Hauptautorin. Die Ergebnisse dieser Forschung erscheinen im Springer-Journal Archives of Sexual Behavior.

Nahezu 19.000 sechzehn- bis neunzehnjährige taiwanesische Jugendliche nahmen an einer landesweiten Umfrage teil, welche mithilfe eines selbstverwalteten, webbasierten Fragebogens durchgeführt wurde. Es wurden sowohl soziodemografische Daten als auch Informationen über sexuelle Erfahrungen und Erlebnissen mit Drogen von den Teilnehmern gesammelt. Emotionale- und auch Verhaltensprobleme der Jugendlichen wurden unter Verwendung des Youth Self-Report (YSR) beurteilt. Dieser Fragebogen konzentriert sich auf acht unter Teenagern weit verbreitete Merkmale – von Angst und somatischen Beschwerden bis hin zu sozialen Problemen, Regelverstößen und Aggressionen.

Der Prozentsatz der Jugendlichen, die in dieser Studie von sexuellen Erfahrungen berichteten, war relativ niedrig: bis zu 5,8 Prozent der Zehntklässler und 11,4 Prozent der Zwölftklässler. Zum Vergleich Zahlen aus einer westlichen Gesellschaft: Nach einer landesweiten Umfrage aus dem Jahr 2005 lagen die Prozentzahlen bei 42,8 unter amerikanischen Zehntklässlern und bei 63,1 unter Zwölftklässlern. Die Wissenschaftler räumen allerdings ein, dass die Zahlen aus Taiwan zu niedrig sein könnten, da die Teilnehmer Stigmatisierung oder eine negative soziale Haltung fürchteten, die häufig in ostasiatischen Gesellschaften zu finden ist.

Chens Team stellte fest, dass frühe sexuelle Erfahrungen im Teenageralter konsequent mit Problemen wie Regelverstößen und Aggressionen einhergehen. Dies galt ganz besonders für junge Leute, die sehr früh schon Sex haben, speziell für Mädchen. Jugendliche, die eher zurückgezogen oder sozial isoliert lebten, zögerten dagegen ihre ersten sexuellen Erfahrungen häufig länger hinaus als andere.

Teenager, die bereits unter 16 sexuell aktiv waren, zeigten oft ein riskanteres Sozialverhalten als Gleichaltrige. Sie hatten beispielsweise mehr Sexualpartner, neigten zum Schulschwänzen und auch zu Drogenkonsum. Den Grund hierfür sehen Chan und ihre Kollegen in der mangelnden Impulskontrolle jüngerer Menschen und auch in ihrer mangelnden Entscheidungsfreude. Heranwachsende mit gleichgeschlechtlichen Partnern, egal ob männlich oder weiblich, berichteten häufiger von persönlichen Problemen wie Zurückgezogenheit, Angst und/oder Depressionen. Bisexuelle Jungen berichteten von einer ganzen Reihe von Syndromen, während bisexuelle Mädchen offenbar besonders aggressiv waren.

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Ergebnisse im Hinblick auf Prävention und Intervention wegweisend bei der Entwicklung von Sexualkundeprogrammen speziell für Jugendliche sein werden.

„Sex in ganz jungen Jahren ist in Taiwan nicht sehr verbreitet. Die Ergebnisse unserer Studie machen jedoch deutlich, dass frühe sexuelle Erfahrungen mit verschiedenen Formen negativen Sozialverhaltens in Verbindung zu bringen sind, ganz ähnlich, wie sie auch im Westen zu beobachten sind“, schreibt Chan. „Diese Jugendlichen zeigen ein deutlich höheres Maß an Problemen im Bereich Verhalten und Emotionen – im Interesse ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens sollte dies stärker Beachtung finden.“

Quelle: Chan, C-H. et al (2014). Sexual Initiation and Emotional/Behavioral Problems in Taiwanese Adolescents: A Multivariate Response Profile Analysis, Archives of Sexual Behavior DOI 10.1007/s10508-014-0265-7

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