Bonn, 20. Juni 2011 – Die EHEC-Welle ebbt ab: Bereits letzte Woche meldete das Robert-Koch-Institut (RKI), die Anzahl neuer Infektionen sei deutlich zurückgegangen. Rohe Sprossen stünden im Verdacht, die Epidemie ausgelöst zu haben, sagt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in einer Presseerklärung: „Es ist ein gutes Signal für die Verbraucher, weil jetzt mehr Klarheit herrscht“, sagt Gesundheitsminister Daniel Bahr. Für eine Entwarnung sei es aber immer noch zu früh. Die traurige Bilanz bislang: insgesamt haben sich 3.304 Menschen infiziert, 36 von ihnen sind an EHEC und HUS gestorben.
Die Experten des BfR, BVL und RKI haben zwischenzeitlich ihre Warnung zurückgezogen, demnach die Bevölkerung keine Gurken, Tomaten und Blattsalate essen solle. Der deutsche Lebensmittelhandel begrüßt diesen Schritt, schreibt der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL) in einer Presseerklärung. Der Handel sei nun bemüht, die Kunden in den Gemüseabteilungen umfassend über diese Entwicklung zu informieren. Das geschieht ganz simpel über Hinweisplakate. Oder etwas moderner mit multimedialen PC-Waagen, wie sie das baden-württembergische Unternehmen Bizerba herstellt. Während der Verkäufer ein Produkt wiegt, liest der Verbraucher auf dem Waagen-Display, wo das Produkt herkommt, und wer es wann und wie produziert hat. Kunden werden so wieder beginnen, Vertrauen in die Produkte zu fassen.
Derweil wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung. Christian Floto, Leiter Wissenschaft und Bildung beim Deutschlandfunk, antwortet auf die Frage, ob das Krisenmanagement im Grunde führungslos sei: „Es sprechen sehr viele Menschen und keiner weiß, wer der erste dort ist. Vor allen Dingen ist es sehr schlimm für den Ablauf der notwendigen Handlungen. Schwierig ist auch, wenn sich jemand als Politiker mit Erkenntnissen zu Wort meldet, die noch nicht richtig wissenschaftlich eingeordnet werden. Wer hier vorprescht und darstellt, dass jetzt also die mutmaßliche Quelle dort gefunden ist, der bedient sich einer Diktion, die politisch vielleicht richtig ist, aber nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand entspricht“. Wenn dann zurückgerudert werden müsse, sorge das für Verunsicherung.
Anders sieht es Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner: Die EU-Kommission habe die Arbeit ausdrücklich gelobt, sagt sie dem Hamburger Abendblatt. „Bei manchen Kritikern frage ich mich aber schon, ob sie wissen, wovon sie reden. Es gibt in Deutschland klare Absprachen und eine klare Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern. Aber natürlich ist nichts so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte. Deshalb werden wir uns in den kommenden Wochen sicher zu einer Manöverkritik zusammensetzen“.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat ein Merkblatt mit Verbrauchertipps veröffentlicht. Darin heißt es, der Verbraucher solle rohes Fleisch strikt von anderen Lebensmitteln trennen, um eine Kreuzkontamination zu verhindern. Auch beim Grillen sollte man verschiedene Bretter, Teller und Zangen benutzen, und außerdem das Fleisch ausreichend erhitzen – im Inneren des Fleisches sollte für zehn Minuten eine Temperatur von mindestens 70° Grad herrschen. Zum Schutz vor einer Infektion stellt auch das Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Maßnahmen für die Lebensmittelhygiene bereit.
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