Eine harte Jugend als Auslöser für gesundheitliche Probleme im späteren Leben
Studie belegt, dass Krankheiten in der Mitte des Lebens durch soziale Stressfaktoren beim Übergang in das Erwachsenenalter verursacht werden
New York / Heidelberg, 27. Oktober 2011
Soziale und finanzielle Probleme in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter hinterlassen körperliche Spuren und führen bei Männern und Frauen mittleren Alters zu physiologischen Abnutzungserscheinungen, ungeachtet ihrer Lebensumstände nach der Jugendzeit. Dr. Per E. Gustafsson von der Umeå University in Schweden und seine Kollegen fanden heraus, dass die gesundheitlichen Risiken, z.B. hoher Blutdruck, erhöhtes Körpergewicht und erhöhte Cholesterinwerte, im Erwachsenenalter steigen, aufgrund sozialer und materieller Stressfaktoren in der Jugend. Ihre Arbeit erscheint in der Springer-Fachzeitschrift Annals of Behavioral Medicine.
Die Autoren untersuchten, wie sich soziale Faktoren und materieller Mangel in der Jugend und im Erwachsenenalter auf den Körper auswirken, der als Reaktion auf die Stressfaktoren versucht, durch adaptive Anstrengungen das körpereigene Gleichgewicht zu wahren. Diese adaptiven Anstrengungen werden auch als „allostatische Last“ bezeichnet. Die allostatische Last gilt als Vorbote verschiedener gesundheitlicher Probleme, u.a. nachlassende physikalische und kognitive Fähigkeiten sowie Herz-Kreislauferkrankungen, unter Umständen mit Todesfolge.
Im Rahmen einer in Nordschweden durchgeführten Kohortenstudie analysierten die Wissenschaftler die Daten von 822 Personen, die ab dem 16. Lebensjahr über einen Zeitraum von 27 Jahren an dieser Studie teilgenommen hatten. Sie untersuchten soziale Stressfaktoren wie Krankheit oder Tod der Eltern, soziale Isolation, Bedrohung oder Gewalt sowie materielle Not aufgrund von Arbeitslosigkeit der Eltern, niedrigem Lebensstandard, geringem Einkommen etc. Sie überprüften dann die allostatische Last bei den 43-jährigen auf der Grundlage 12 biologischer Faktoren in Zusammenhang mit Herz-Kreislaufregulation, Körperfettablagerungen, Fettstoffwechsel, Glucoseabbau, Entzündung und neuroendokrine Regulation.
Sie fanden heraus, dass widrige Umstände in der Jugend sich nachteilig und ungünstig auf das Erwachsenenleben auswirken können. Die Analysen zeigen, dass die Pubertät besonders bei Frauen ein sehr sensibler Lebensabschnitt ist, während Männer als junge Erwachsene sehr sensibel sind. Bei beiden Geschlechtern wurde im Alter von 43 Jahren eine stärkere allostatische Last festgestellt, und zwar unabhängig von allen sozio-ökonomischen Benachteiligungen und Widrigkeiten, denen sie als Erwachsene ausgesetzt waren.
Die Autoren schließen daraus: „Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass körperliche Probleme in der Mitte des Lebens nicht nur durch die Akkumulation ungünstiger sozialer Einflüsse im Laufe des Lebens beeinflusst werden, sondern insbesondere auch durch Stressfaktoren beim Übergang ins Erwachsenenleben.“
Quelle
Gustafsson PE et al (2011). Social and material adversity from adolescence to adulthood and allostatic load in middle-aged women and men: results from the Northern Swedish Cohort. Annals of Behavioral Medicine. DOI 10.1007/s12160-011-9309-6
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